RUPERT QUADERER
Janre der Retardation
Liechtensteins innenpolitische Entwicklung 1815—1848
Themabegrenzung
Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die zu diesem Zeitabschnitt
und zu dieser Thematik publizierte Literatur. Dies sind im wesentlichen die
Dissertationen von Georg Malin,! Rupert Quaderer* und Alois Ospelt?
sowie die Arbeiten von Paul Vogt «125 Jahre Landtag»* und «Brücken zur
Vergangenheit»> und die Publikation von Rupert Quaderer zur liechtenstei-
nischen Militärgeschichte von 1814 bis 1849.° Eine Einordnung der Regie-
rungszeit Fürst Johanns I. bringt Georg Schmidt in seinem Beitrag «<Sou-
veränität und Modernisierung) Liechtensteins».’ Als wichtiges Gefäss histo-
rischer Publikationen sind die Jahrbücher des Historischen Vereins für das
Fürstentum Liechtenstein (seit 1901) und die Reihe «Liechtenstein. Poli-
tische Schriften» (seit 1972) zu nennen.
Ziel meiner Ausführungen ist es, die Entwicklung der liechtensteinischen
Innenpolitik von der nachnapoleonischen Zeit (Wiener Kongress) bis zum
Revolutionsjahr 1848 darzustellen. Es soll versucht werden aufzuzeigen,
welche Ziele und Mittel die vom Fürsten durch die Wiener Hofkanzlei und
den Landvogt in Vaduz durchgesetzte Innenpolitik hatte und wie das liech-
tensteinische Volk darauf reagierte.
Wie der im Thema meiner Ausführungen verwendete Begriff «Retardation»
zeigt, wird die behandelte Epoche als eine Zeit des innenpolitischen Still-
standes interpretiert. Es ist im folgenden darzustellen, ob diese Annahme der
Retardation zutrifft und wenn ja, wo die Ursachen dafür liegen. Es ist der
Frage nachzugehen, wie sich die Bevölkerung dieser Entwicklung gegen-
über verhielt. Damit verbunden ist zu fragen, in was für einem Verhältnis die
Bevölkerung zum regierenden Fürsten beziehungsweise zu den von ihm
eingesetzten Obrigkeiten stand.
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