Volltext: Liechtenstein und die Revolution 1848

aktive Beteiligung an der Politik. Taten folgten und ausländische Beamte 
wurden verjagt. 
Die Nachrichten über die Geschehnisse in Liechtenstein verunsicherten das 
Militär in Vorarlberg. Am 2. April wollte der Militärkommandant, Feldmar- 
schall-Leutnant Freiherr Ludwig von Welden, aufgrund der Vorkommnisse 
in der Nachbarschaft die Stadt Feldkirch gegen das Liechtensteinische hin 
verschanzen lassen. Kreishauptmann Ebner fand diese Massnahme übertrie- 
ben. Er wandte sich dagegen und erklärte, ohne Bezahlung keine Arbeiter 
zur Verfügung stellen zu können.? 
Die Gerüchte waren dennoch für ihn so alarmierend, dass er sich am darauf- 
folgenden Tag per Expresssendung in Feldkirch erkundigte: «Über den Zu- 
stand der Dinge im Fürstentum Liechtenstein verbreiten sich hier sehr al- 
larmierende Gerüchte. Es seien alle dortigen fürstlichen Beamten gleichsam 
abgesetzt worden, heisst es; ebenso die Liechtensteiner hätten nach Chur 
geschickt, um sich der Schweiz anzuschliessen, dann: es stehe nächstens zu 
erwarten, dass kommunistisch gesinnte Deutsche aus der Schweiz dahin 
kommen werden, um das Land vollends aufzuwiegeln, und dann vereinigt 
nach Vorarlberg eindringen werden.»? Falls Gefahr für Vorarlberg bestehe, 
solle der Feldkircher Landrichter sofort Nachricht geben. Die Antwort folgte 
am 4. April. Landrichter Sterzinger schildert die Ereignisse, wie sie in 
Feldkirch wahrgenommen wurden. Der zeitgenössische Bericht lautet: 
«In Folge der in Frankreich ausgebrochenen Revolution entstand auch im 
benachbarten Fürstentum Liechtenstein, wie im übrigen Deutschland, eine 
furchtbare Aufregung. In der ersten Aufwallung wollte man alle fürstlichen 
Beamten mit Ausnahme des Landvogtes, welcher sich einer grossen Popu- 
larität erfreut und eines Schreibers, aus dem Lande fortjagen. Der Volks- 
unwille war vorzüglich gegen die aus Böhmen stammenden Beamten gerich- 
tet. Dem Einflusse der Ortsrichter (Gemeindsvorsteher) und der Einsichts- 
volleren aber gelang es, den Sturm vor der Hand zu beschwören, und das 
Volk auf die gesetzliche Bahn zu leiten. Es begab sich behufs dessen eine 
Deputation nach Chur, um den dortigen Professor Peter Kaiser aus Mauren 
im Fürstentum Liechtenstein gebürtig, und als Verfasser einer freisinnigen 
Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in grosser Volksgunst stehend, zu 
vermögen, die Bedürfnisse und Wünsche des Landes zu Papier zu bringen 
und einer auf Schaan angeordneten Verhandlung von Gemeindedeputierten 
beizuwohnen. In der liechtensteinischen Gemeinde Schaan wurde nun unter 
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