ALICIA LÄNGLE
Die nationale Identität Liechtensteins
Eine Momentaufnahme
Ich möchte den Blick von den historischen Ereignissen um 1848 und ihren
Folgen auf die Gegenwart Liechtensteins lenken. Wie präsentiert sich die
nationale Identität Liechtensteins heute, 150 Jahre nach der Revolution von
1848, und welchen Veränderungen ist sie ausgesetzt? An welche Merkmale
wird sie geknüpft und welche Entwicklungen bedrohen sie? Ist die Existenz
einer nationalen Identität überhaupt noch zeitgemäss und welche Alterna-
tiven gäbe es? Das waren die Fragen, die sich mir stellten, als ich beschloss,
die nationale Identität Liechtensteins zum Thema meiner Lizentiatsarbeit in
Ethnologie zu schreiben. Dies waren auch die Fragen, die ich im Rahmen
dieser Arbeit den 20 Personen in und um Liechtenstein stellte, und deren
Antworten die Grundlage für den nun folgenden Vortrag bilden. Schliesslich
sind dies die Fragen, die sich gerade heute, in einer Zeit, die geprägt ist von
Schlagwörtern wie «globale Vernetzung», «Multikulturalismus» oder «Trans-
nationalismus», vermehrt stellen und gerade für Liechtenstein eine beson-
dere Herausforderung bedeuten. Denn nicht nur seine Kleinheit, sondern
insbesondere auch die radikalen wirtschaftlichen, politischen und gesell-
schaftlichen Veränderungen, die das Land bislang durchmachte und die es
auch zukünftig prägen werden, erschweren das Festlegen einer eigenen Iden-
tität. Diese ist zwar notwendig, muss aber, um in einer so dynamischen Zeit
wie der heutigen bestehen zu können, offen und wandelbar sein und trotz
ihrer allgemeinen Verbindlichkeit jenseits von nostalgischer Verklärung und
kategorischer Ausgrenzung der anderen stehen. Ich hoffe nun, dass dieser
Beitrag, zusammen mit all den anderen dieser Tagung, einen Anstoss für die
Entwicklung einer solchen nationalen Identität geben kann.
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