Die Bewältigung des Aufgabenbereichs Pflegebedürftigkeit im Alter markt abgedeckt werden könnte. Die Ökonomen müssen aber zugeste hen, dass vermutlich die
Kurzsichtigkeit der Individuen einer an sich an- strebenswerten freiwilligen Versicherung entgegenstehen könnte, zumal sich letztere darauf "verlassen [können], dass im Notfall die Sozialhilfe alle unabdingbaren Pflegekosten finanziert." (Thiede 1990, S. 27). Zudem würde auf dem privaten Versicherungsmarkt
adverse Selek tion einsetzen: Die "guten" Risiken versichern sich aufgrund der hohen Prämie nicht mehr. Damit wird ein negativer Ausleseprozess in Gang gesetzt (alle "guten" Risiken scheiden aus dem Markt), bis der private Versicherungsmarkt schliesslich zusammenbricht. Letztlich sind bei Bestehen einer Versicherungslösung auch uner wünschte Strategien der Betroffenen
(moral hazard) zu erwarten: Die Individuen achten etwa nicht auf die der Versicherungsgemeinschaft entstehenden Kosten, wenn sie eine Leistung im Versicherungsfall in Anspruch nehmen. Aus diesen Argumenten wird zumeist von ökonomischer Seite gefol gert, dass "[...] sich triftige Argumente in jedem Fall für eine Versiche rungspflicht ins Treffen führen lassen." (Theurl 1995, S. 92). Bezüglich Absicherungsvarianten, die stärkere kollektive Elemente enthalten, zei gen sich Ökonomen zumeist reserviert: "Zwangsinstitutionen sind mit den negativen Formen des moral hazard wahrscheinlich am stärksten konfrontiert, weil dort die Anreize, kostenbewusst zu handeln, am ge ringsten sind. In jedem Fall erscheint es zwingend, alle kollektiven For men der Absicherung des Pflegefallrisikos mit substantiellen Selbstbe halten auszustatten." (Theurl 1995, S. 91) Mit diesen Ausführungen wurden einige zentrale Aspekte angespro chen, die bei einer etwaigen Umstellung der Pflegefinanzierung beach tet werden sollten. Inwieweit Reformen in diesem Bereich Platz greifen sollen, wird im Anschluss an die weiteren Ausführungen wieder aufge griffen. 4.2.3.2 Altenhilfeeinrichtungen in Liechtenstein Nach der Diskussion der Probleme, die aus der Pflegebedürftigkeit aus ökonomischer Sicht resultieren, wird nunmehr auf das Angebot, das in diesem Bereich in Liechtenstein aufgebaut wurde, eingegangen. Nach den stationären Einrichtungen (Punkt 4.2.3.2.1) werden die ambulanten (Punkt 4.2.3.2.2) untersucht. 231