Volltext: Staat und Kirche

Zusammenfassung der Diskussion Nach der Meinung von 
Hans Jaquemar fehlt in Art. 9 EMRK die sozia­ le, ethische und politische Dimension. Er fragt sich, wo Religion und Religionsfreiheit enden. Aus der Sicht der Diasporasituation der evange­ lischen Kirchen im Fürstentum Liechtenstein formuliert er den Gedanken, dass kleinere, überhaupt religiöse Gemeinschaften und Kir­ chen nicht nur als Bittsteller dem Staat gegenüber gesehen werden soll­ ten. Man sollte sich an den Staat und die Öffentlichkeit wenden und fra­ gen, was eigentlich von der Kirche erwartet werde und ob etwas fehle, wenn es die eine oder die andere Kirche nicht mehr gibt. Die Kirchen brauche man nicht als religiöse Verbrämung, sondern um im Gesamtzu­ sammenhang zum Guten und zum Heil der Menschen etwas zu tun. Ihm geht es nicht nur darum, dass die Kirchen zu ihrem Recht kommen, son­ dern dass sich der Staat auch erkläre, was er von der Kirche erwarte. Josef Bruhin macht darauf aufmerksam, dass in Art. 9 EMRK zwi­ schen Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit unterschieden wer­ de. Es sei dort nicht nur das Bekennen des Glaubens oder der Weltan­ schauung geregelt. Darin enthalten sei auch die Gewissensfreiheit, wo­ nach jemand seine Stellung im politischen, sozialen Bereich einnehmen dürfe. Der Einzelne als Christ wie auch die Religionsgemeinschaft dürf­ ten ihre gesellschaftskritische Funktion ausüben. So sei es im Übrigen auch im Konzilsdekret Dignitatis Humanae ausgeführt. Dazu komme noch die Gedankenfreiheit. Art. 9 EMRK decke das ganze Spektrum ab. Zur Frage, was der Staat von den Kirchen erwarte, bemerkt er, dass die Kirchen ihre Werte, ihre Botschaft in die Gesellschaft einbringen. Gerard Batliner ergänzt, es sei sehr wichtig, dass Art. 9 EMRK mit «Jedermann» beginne. Es handle sich dabei zunächst einmal um ein völ­ lig individuelles Recht. Dieses Recht habe verschiedene Stufen. Die erste Stufe bestehe darin, dass jemand das Recht habe, seinen eigenen Glauben, sein eigenes Gewissen, seine eigene Weltanschauung zu haben oder nicht 75
	        

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