mäßigen Ansprüche enterbt und beraubt
wurde, am Ende noch zur Thüre hinausge-
wiesenwerde.
Wenn nun die öffentliche Meinung in Bünden nnd
seine Landesbehörden das kirchliche Anrecht auf Gleich
berechtigung an Liechtenstein zu verkennen scheinen, so
dürfte man doch der Hoffnung sich hingeben, daß we
nigstens die kirchlichen Oderbehörden die gerechten An
sprüche dieses Landes berücksichtigen würden und es nicht
Verschmähten, von Zeit zu Zeit einen kirchlichen Wür
denträger an der ehrwürdigen Kathedrale von St. Luzi
zu haben.
Es wäre sowohl für das Bisthnm als für Liechten
stein von besonderem Vortheile, wenn ein Liechtensteiner
für die kirchlichen Rechte des Bisthums und seines Lan
des gegenüber ungerechten und einseitigen Forderungen
gewisser Behörden eintreten könnte. Es mag wohl wahr
sein, daß Liechtenstein allzu klein ist, um immer einen
Kirchenleuchter aufweisen zu können. Wir glauben,
aber, daß Liechtenstein gerade in der Gegenwart einen
Mann vorweisen kann, der durch Verdienste und Kennt
nisse auf politischem und kirchlichem Felde einem Jeden
zur Seite gestellt werden kann. Darum hat auch Fürst
und Land dessen Beförderung schon lange gewünscht und
befürwortet. Ueber 200 Jahre hat Liechtenstein keinen
residirenden Domherrn gehabt und wird es auch diesmal
übergangen, so kann es sich wohl wieder auf ein paar
Jahrhunderte vertrösten. Sage uns nun zur Güte die
„kiKia Ariseka" offenherzig: Gegen welchen Theil im
Bisthume hat man allseitig die ungleiche Elle ge
braucht? Wir sind da unten und wünschten, daß man
auch dort oben gerecht und billig urtheilen würde.
Allerhand Neuigkeiten.
Baduz, am 24. Oct. Heute beginnt hier die Wein
lese bei sehr günstiger Witterung; die Aussichten der
Weinbergsbesitzer sind vollkommen zufriedenstellend, mehr
noch in Qualität als in Quantität.'
Am 23. Oct. wurde die diesjährige Landtagssession
geschlossen.
In Wien werden bereits Vorbereitungen sür das
nächstes Jahr dort abzuhaltende dritte deutsche Bundes
schießen getroffen; zum Festplatz ist der Prater bestimmt.
Eine arme Beamtenwittwe in Wien, die von fl.
200 Pension lebte, gewann am 1. Oktober fl. 20,000
bei den Creditloosen. Sie war so freudig ergriffen, daß
sie sofort 10,000 Gulden an bedürftige Bekannte, und
an Wohlthätigkeitsanstalten vertheilte. Von dem Reste,
sagte sie, könne sie herrlich leben.
Einem bekannten Haus in Zürich wurde in der heu
rigen Cholerazeit von Schaffbausen aus eine Bestellung
von Eisenblech gemacht, unter der ausdrücklichen Be
dingung, daß das Eisenblech vor seiner Versendung des-
insizirt werde! /
Zwischen Nordamerika und der Schweiz wurde
ein PostVertrag abgeschlossen, wonach ein Brief von 15
Gramm (i Lth.) für 80 Rappen spedirt wird, während
bis heute ein Brief von 7^ Gramm 1 Fr. 10 Rp. ko
stet. Auch Geldanweisungen bis zum Belaufe von 50
Dollar können durch die Post gemacht werden. — Diese
Erleichterung wird auch vielen Liechtensteinern zu gut
kommen, da viele ihre Korrespondenzen durch die schwei
zer Post befördern lassen.
Eine thüringsche (Dorf-) Zeitung schreibt: Mit Hülfe
der Buchhändler welden die großen deutschen Geister
bald in jedes Haus einziehen. Herr von Cotta in Stutt
gart kündigt Schillers Werke für 1 Thaler, GötheS für
3^/2 Thaler an; das Bibliographische Institut in Hild
burghausen veranstaltet sehr schöne und billige Volksaus
gaben der besten deutschen Schriftsteller. In einer Zeit,
da die Soldaten so unerschwinglich theuer werden, ist es
doppelt erfreulich, daß die großen Geister so billig und
volkssrenndlich werden.
Den vereinten Anstrengungen der Polizeibeamten von
Konstanz und Tägerweilen gelang es im Laufe der ver
flossenen Woche, in Konstanz eine kleine Falschmünzer-
bande zu entdecken und drei Individuen (Joh. Wyler
von Tägerweilen, Laver Münch und dessen Frau Liebste
von Konstanz), welche sich mit der Anfertigung von
„schweizerischen" Halbfranken-, Einfranken- und Zwei
frankenstücken und „östreichischen" Gulden befaßten,
hinter Schloß und Riegel zu bringen. Ob sich bei dem
Unternehmen noch weitere Personen betheiligt haben, wird
die eingeleitete Strafuntersuchung zeigen.
Sehr bezeichnend! Auf seiner Heimreise von Süd
deutschland kam der König von Preußen auch durch
Meiningen (begreiflich nicht das Vorarlberger) und stieg
aus um — die neue Easerne zu inspiciren!
Auch eine Meinung über Krieg und Frieden. Ein
.kluger Mann, der längere Zeit feines Lebens in Paris
lebte, kam jüngst durch Dresden und fand die bepickel-
hanbten Bläuröcke, die auf ihren Achselklappen die norV»
deutsche RegimentSnummer 101 tragen. — „Ja, ja,
101 — und da glauben sie noch immer, Er würde eS
auf einen Krieg ankommen lassen, Er würde im näch
sten Jahre die deutsche Kriegswuth gegen sich heraufbe
schwören und das 50-Millionenreich gegen sich in Marsch
setzen. Sie kennen ihn nicht, die das glauben. Auf
die Gefahr hin verlacht zu werden von superklugen Po
litikern, die das Gras der Weltgeschichte wachsen hören,
sagt Euch Einer, der 10 Jahre hindurch Louis Napo
leon studirt hat: Geht ruhig euern Geschäften nach,
1868 wird ebenso friedlich sein, wie das Jahr 1867
allen schlimmen Propheten zum Trotz, friedlich ausklingt;
101 — das sagt alles!"
Möge der zuversichtliche Prophet oben tn'umphiren
über die am französischen Horizonte aufsteigenden Wol
ken, die in den Zeitungen schwarze Schatten werfen.
Ein Mißverständnis. In Ofen ereignete sich fol
gende tragikomische Geschichte: Ein Taglöhner kaufte
von einem Militär-Urlauber, als er eben von der Arbeit
nach Hause ging, eine silberne Uhr nach alter Form um
den Preis von drei Gulden und ebenso viele Halbe
Wein. Es war schon spät, als sich die Beiden trenn
ten, und fand der Taglöhner, zu Hause angelangt, seine
Ehehälfte in tiefem Schlummer. Um sie nicht zu stören
und keinen Vorwürfen wegen des spaten Rachhausekom-