mer wachsenden Sozialismus." — „Im Regieren
gibt eS ein Heute, Morgen und Gestern. Denkt man
an das Morgen und handelt dennoch für Heute, so
streut man Segen und erntet Früchte. Denkt man aber
an das Heute, wie es jetzt in Europa Mode ist. so
überrumpelt und frißt einen oft das Morgen. Spricht
man nur vom Gestern und will dennoch heute handeln,
so kommt man in die vergangene Zeit. In solchem Ver
gangenen und Gegangenen haben sich die Bourbons be
wegt." — „Das Wort Staat ist ein Popanz der
Bureaukratie, mit welchem man die Fürsten gängelt und
die Völker chrannisirt. Der Staat kann Ungerechtigkeiten
thun, so viel er will, man kann ihm nicht beikommen;
er ist unfaßbar und unsichtbar." — „Zum organischen
Schaffen gehört Ruhe und Gleichgewicht." — „Dem
Zeitgeist Rechnung trägen, heißt nicht nachgeben,
sondern nur seine Pflicht erfüllen." — „Die Wünsche
der Frauen und Völker muß man mit Instinkt vor
aus ahnen und sie ihnen als überraschende Geschenke
entgegentragen, ehe sie sie ausgesprochen haben. Da
durch erfreut man beide , zeigt aber die eigene Überle
genheit und behält das Heft in den Händen."' —
„Wehe dem Menschen, der ihm untergeordnete Menschen
als Zweck und Mittel ansieht, und leider, wie viele sog.
Große gibt es dennoch, welche die Creatur als Piedestal
oder Kanonenfutter betrachten." Dfztg.
Allerhand Neuigkeiten.
BadU). Die östreichische Feuerwehrzeitung bespricht
m der Nr. vom 17. Juli d, I. das neue liechtenst. Feu
erpolizei-Gesetz und empfiehlt dasselbe eindringlich als
der Nachahmung würdig. Hier zeige sich, daß „auch
von Nazareth" — d. i. einem Kleinstaate etwas Gutes
kommen könne. Auch der Wirksamkeit des Hr. Landes
verwesers v. Hausen beim Entwürfe dieses Gesetzes
wird rühmliche Erwähnung gemacht.
-- Am Schlüsse des Sommerhalbjahrs wurde den
Schulkindern der Gemeinde Vaduz eine Freude dadurch
bereitet, daß man Seitens des Schulrathes einen Aus
flug nach der Alp Süka mit den Kleinen unternahm,
dem sich auch Hr. Landesverweser v. Hausen und meh
rere andere Schulfreunde angeschlossen hatten.
Die Mittel zum Brückenbau Schaan-Buchs sind end
lich gesichert, und hat sich die Gemeinde Schaan bereits
an die f. Regierung gewendet, um die landfchästliche
Subvention gleich Bendern zu erwirken.
Am 18. August hat auch die Ortsgemeinde Buchs
— obschon unter „nachhaltigen Geburtswehen" — Fr.
2500 an die neue Nheinbrücke Buchs-Schaan dekretirt.
Mit dem Beitrag von Liechtensteig ist nun der Brücken
bau als gesichert zu betrachten. -
Feldkirch, 2. September. Am letzten Mittwoch ver
sammelte sich Abends im „englischen Hof" eine zahlreiche
Gesellschaft, in der alle Stände vertreten waren, um
dem scheidenden bisherigen Redakteur dieses Blattes,
Herrn Karl Kunz, Lebewohl zu sagen. Die Betheili
gung an diesem Valete möge ihm ein Beweis sein, daß
sein Mühen und Streben nicht auf unfruchtbares Erd
reich fiel, daß die Erinnerung an ihn in uns stets fort
leben wird und daß die Zahl seiner Freunde und Ge
sinnungsgenossen diesseits des Ozeans eine nicht geringe
ist. Drum noch einmal dem gestern Abgereisten ein
herzliches — inniges Lebewohl ! Feldk. Ztg.
In Nicderöstreich ist neuerdings wieder die Rinder
pest auSgebrochen. Von Bayern sind die nöthigen
Vorsichtsmaßregeln getroffen, damit die Pest nicht ein
geschleppt werde.
Luzern. In Luther» hat sich in einer niedergelasse
nen Berner Familie eine schauderhafte Scene zugetragen.
Seit Sonntag den 23. Juni AbendS wurden dre: Kin
der von 4, 6 und 9 Jahren vermißt. Auf polizeiliche
Nachforschung hin wurden die Leichen in einem beim
Wohnhause befindlichen Jauchekasten aufgefunden. Jo
hann Bösiger, Vater dieser Kinder, ist in Verhaft. Der
Kasten, in welchem die Leichen der drei Kinder gefunden
wurden, war ganz neu und die Kleinen belustigten sich
früher oft, indem sie sich in demselben verbargen. Er
war nicht umgestürzt, sondern der Deckel zugeschlagen
und der Verschlußhacken, wahrscheinlich in Folge der
Erschütterung, hatte eingehängt. Dies geschieht öfter,
wenn man versuchsweise den Deckel zufallen laßt. Die
Kinder lagen beim Oeffnen des Kastens wie schlafend,
besonders den zwei kleinern sah man nicht die geringste
Unruhe oder Angst an, die dem Tode vorhergegangen.
Die genaue, amtliche und ärztliche Untersuchung wieS
auch nicht die geringste Spur von Gewaltthat nach, die
an ihnen verübt worden war. Man erwartet nach die
sem Ergebniß, daß der Vater, welcher nach Willisau
in Verhaft gebracht wurde, bald wieder freigelassen
werde.
Graubunden. In Tiran sind drei Cholerafälle vor
gekommen. Das „B. Tagbl." bemerkt bei seinem Be
richte: „Die Veltlinischen Bauern, die in den Pusch-
laver Alpen Vieh haben, lassen's sich nicht ausreden,
daß die Aerzte für jede Person, die sie in die andere
Welt spediren, 20 Fr. auf die Hand erhalten." Die
Volksbildung steht scheints im italienischen Veltlin auf
der gleichen Höhe, wie in Sizilien.
Basel. Durch die öffentlichen Blätter und durch
öffentliche Anschläge an den Straßenecken werden 500
geübte Wall- und Erdarbeiter, Steinbrecher und Mau
rer gesucht; es ist das französische Kriegsministerium,
welches für seine ausgedehnten Befestigungsarbeiten
nicht genug Arme im Jnltmd findet. Die in Basel
Angeworbenen sind nach Belsort bestimmt.
St. Gallen. Die Eisenbahnverwaltung der Ver
ein. Schweizerbahnen hat vorsorgliche Verfügungen
wegen der Choleragefahr getroffen. Sämmtlichen Sta-»
tionsvorständen ist vorgeschrieben worden, die Abtritte!
zu desinstziren. Hiefür wurde ihnen eine Quantität
Eisenvitriol zur Verfügung gestellt.
Uri. Der kürzlich verstorbene Lotterie-Muheim, sagt
man, habe 3 Millionen Franken hinterlassen; dessen
Vater war seiner Zeit ein armer Fürsprech.
Die Käse gelten dieses Jahr per Zentner im Durch
schnitt 10 Fn mehr als 1866. Da nun der Kamen
Bern etwa 200,000 Zentner produzirt, so beträgt dev