Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

mer wachsenden Sozialismus." — „Im Regieren 
gibt eS ein Heute, Morgen und Gestern. Denkt man 
an das Morgen und handelt dennoch für Heute, so 
streut man Segen und erntet Früchte. Denkt man aber 
an das Heute, wie es jetzt in Europa Mode ist. so 
überrumpelt und frißt einen oft das Morgen. Spricht 
man nur vom Gestern und will dennoch heute handeln, 
so kommt man in die vergangene Zeit. In solchem Ver 
gangenen und Gegangenen haben sich die Bourbons be 
wegt." — „Das Wort Staat ist ein Popanz der 
Bureaukratie, mit welchem man die Fürsten gängelt und 
die Völker chrannisirt. Der Staat kann Ungerechtigkeiten 
thun, so viel er will, man kann ihm nicht beikommen; 
er ist unfaßbar und unsichtbar." — „Zum organischen 
Schaffen gehört Ruhe und Gleichgewicht." — „Dem 
Zeitgeist Rechnung trägen, heißt nicht nachgeben, 
sondern nur seine Pflicht erfüllen." — „Die Wünsche 
der Frauen und Völker muß man mit Instinkt vor 
aus ahnen und sie ihnen als überraschende Geschenke 
entgegentragen, ehe sie sie ausgesprochen haben. Da 
durch erfreut man beide , zeigt aber die eigene Überle 
genheit und behält das Heft in den Händen."' — 
„Wehe dem Menschen, der ihm untergeordnete Menschen 
als Zweck und Mittel ansieht, und leider, wie viele sog. 
Große gibt es dennoch, welche die Creatur als Piedestal 
oder Kanonenfutter betrachten." Dfztg. 
Allerhand Neuigkeiten. 
BadU). Die östreichische Feuerwehrzeitung bespricht 
m der Nr. vom 17. Juli d, I. das neue liechtenst. Feu 
erpolizei-Gesetz und empfiehlt dasselbe eindringlich als 
der Nachahmung würdig. Hier zeige sich, daß „auch 
von Nazareth" — d. i. einem Kleinstaate etwas Gutes 
kommen könne. Auch der Wirksamkeit des Hr. Landes 
verwesers v. Hausen beim Entwürfe dieses Gesetzes 
wird rühmliche Erwähnung gemacht. 
-- Am Schlüsse des Sommerhalbjahrs wurde den 
Schulkindern der Gemeinde Vaduz eine Freude dadurch 
bereitet, daß man Seitens des Schulrathes einen Aus 
flug nach der Alp Süka mit den Kleinen unternahm, 
dem sich auch Hr. Landesverweser v. Hausen und meh 
rere andere Schulfreunde angeschlossen hatten. 
Die Mittel zum Brückenbau Schaan-Buchs sind end 
lich gesichert, und hat sich die Gemeinde Schaan bereits 
an die f. Regierung gewendet, um die landfchästliche 
Subvention gleich Bendern zu erwirken. 
Am 18. August hat auch die Ortsgemeinde Buchs 
— obschon unter „nachhaltigen Geburtswehen" — Fr. 
2500 an die neue Nheinbrücke Buchs-Schaan dekretirt. 
Mit dem Beitrag von Liechtensteig ist nun der Brücken 
bau als gesichert zu betrachten. - 
Feldkirch, 2. September. Am letzten Mittwoch ver 
sammelte sich Abends im „englischen Hof" eine zahlreiche 
Gesellschaft, in der alle Stände vertreten waren, um 
dem scheidenden bisherigen Redakteur dieses Blattes, 
Herrn Karl Kunz, Lebewohl zu sagen. Die Betheili 
gung an diesem Valete möge ihm ein Beweis sein, daß 
sein Mühen und Streben nicht auf unfruchtbares Erd 
reich fiel, daß die Erinnerung an ihn in uns stets fort 
leben wird und daß die Zahl seiner Freunde und Ge 
sinnungsgenossen diesseits des Ozeans eine nicht geringe 
ist. Drum noch einmal dem gestern Abgereisten ein 
herzliches — inniges Lebewohl ! Feldk. Ztg. 
In Nicderöstreich ist neuerdings wieder die Rinder 
pest auSgebrochen. Von Bayern sind die nöthigen 
Vorsichtsmaßregeln getroffen, damit die Pest nicht ein 
geschleppt werde. 
Luzern. In Luther» hat sich in einer niedergelasse 
nen Berner Familie eine schauderhafte Scene zugetragen. 
Seit Sonntag den 23. Juni AbendS wurden dre: Kin 
der von 4, 6 und 9 Jahren vermißt. Auf polizeiliche 
Nachforschung hin wurden die Leichen in einem beim 
Wohnhause befindlichen Jauchekasten aufgefunden. Jo 
hann Bösiger, Vater dieser Kinder, ist in Verhaft. Der 
Kasten, in welchem die Leichen der drei Kinder gefunden 
wurden, war ganz neu und die Kleinen belustigten sich 
früher oft, indem sie sich in demselben verbargen. Er 
war nicht umgestürzt, sondern der Deckel zugeschlagen 
und der Verschlußhacken, wahrscheinlich in Folge der 
Erschütterung, hatte eingehängt. Dies geschieht öfter, 
wenn man versuchsweise den Deckel zufallen laßt. Die 
Kinder lagen beim Oeffnen des Kastens wie schlafend, 
besonders den zwei kleinern sah man nicht die geringste 
Unruhe oder Angst an, die dem Tode vorhergegangen. 
Die genaue, amtliche und ärztliche Untersuchung wieS 
auch nicht die geringste Spur von Gewaltthat nach, die 
an ihnen verübt worden war. Man erwartet nach die 
sem Ergebniß, daß der Vater, welcher nach Willisau 
in Verhaft gebracht wurde, bald wieder freigelassen 
werde. 
Graubunden. In Tiran sind drei Cholerafälle vor 
gekommen. Das „B. Tagbl." bemerkt bei seinem Be 
richte: „Die Veltlinischen Bauern, die in den Pusch- 
laver Alpen Vieh haben, lassen's sich nicht ausreden, 
daß die Aerzte für jede Person, die sie in die andere 
Welt spediren, 20 Fr. auf die Hand erhalten." Die 
Volksbildung steht scheints im italienischen Veltlin auf 
der gleichen Höhe, wie in Sizilien. 
Basel. Durch die öffentlichen Blätter und durch 
öffentliche Anschläge an den Straßenecken werden 500 
geübte Wall- und Erdarbeiter, Steinbrecher und Mau 
rer gesucht; es ist das französische Kriegsministerium, 
welches für seine ausgedehnten Befestigungsarbeiten 
nicht genug Arme im Jnltmd findet. Die in Basel 
Angeworbenen sind nach Belsort bestimmt. 
St. Gallen. Die Eisenbahnverwaltung der Ver 
ein. Schweizerbahnen hat vorsorgliche Verfügungen 
wegen der Choleragefahr getroffen. Sämmtlichen Sta-» 
tionsvorständen ist vorgeschrieben worden, die Abtritte! 
zu desinstziren. Hiefür wurde ihnen eine Quantität 
Eisenvitriol zur Verfügung gestellt. 
Uri. Der kürzlich verstorbene Lotterie-Muheim, sagt 
man, habe 3 Millionen Franken hinterlassen; dessen 
Vater war seiner Zeit ein armer Fürsprech. 
Die Käse gelten dieses Jahr per Zentner im Durch 
schnitt 10 Fn mehr als 1866. Da nun der Kamen 
Bern etwa 200,000 Zentner produzirt, so beträgt dev
	        

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