Liechtensteiner Kandeszeitung.
?üuktsr
Vaduz, Samstag
Rro. 18.
3. August 1867.
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Landtagsverhandlungen.
Tagesordnung
zu der auf den 5. August Vormittags 9 Uhr anberaum
ten Landtagssitzung.
1) Zweite Lesung des Gesetzentwurfes zur Regelung der
Alpenwirthschaft.
2) Erste Lesung, Berathung und Beschlußfassung betref
fend den Gesetzentwurf über Baukonkurrenz bei vor
kommenden Kirchen- und Pfrundbauten.
3) Berathung und Beschlußfassung über das Gesuch meh
rerer Gemeinden des Eschnerbergs, betreffend den
Brückenbau bei Bendern über den Rhein.
4) Berathung und Beschlußfassung über den Antrag des
Herrn Abgeordneten Kirchthaler, Verminderung der
Feiertage betreffend.
5) Berathung und Beschlußfassung über die Beschwerde
des Michael Kaiser von Mauren.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 3t. Juli. Nächsten Montag findet eine
Landtags sitzung statt.
* Der Hochw. Herr Domkantor und päpstlicher
Kammerherr Jacob Anton Cariqiet von Disentis, Cant.
Gräubünden, vom Jahre 1826—1862 Pfarrer und
Landesvikar in Schaan, wurde am 17. Juni d. I. vom
gesammten Domkapitel der Diöcese Chur zum Domdekan
gewählt. Obschon Wohlderselbe bereits sein 74. Alters
jahr erreicht hat, stM Er noch geistig und körperlich sehr
rüstig, so daß wir freudig hoffen können, daß Er mit
seiner Fachtüchtigkeit und reichen Erfahrungen noch lange
in seiner hohen Stellung für die ganze Diöcese Chur
sehr segensreich wirken könne. Auch die Bündnerpresse,
div sonst die kräftige jüngere Geistlichkeit zu dem kirchl.
Ehrenposten befördert wissen wollte, stellt sich mit dieser
Wahl zufrieden und erwartet von ihr viel Gutes.
Die Stadt Bregenz erwählte den Reichsrath Ba-
ron Seyffertitz zum Bürgermeister. — In Nenzing
wurde seit 1. ein k. k. Postamt ausgestellt. — Am 21.
Juli ist der erste Bahnzug bestehend aus der Lokomotive,
einem Pack- einem Personen- und einem Jnspektions-
wagen, von Innsbruck nach Bozen abgegangen. Um
11 Uhr Mittags überflog die erste Lokomotive die Hö
hen des Brenners. Die Lokomotive war mit dem öfter,
reichischen und tiroler Wapven, mit östreichischen und
tiroler Fahnen geschmückt.
Am 25. vertagte sich das östr. Abgeordnetenhaus
auf unbestimmte Zeit Das Gesetz über die Minister
verantwortlichkeit, von beiden Häusern genehmigt, ist be
reits sanktionirt.
Der König von Preußen wird am 5. August eine
Reisein die Schweiz machen und bis 24 August in
Ragaz Aufenthalt nehmen.
Aus Frankreich schreibt ein Berichterstatter der A.
A. Ztg.: Ich traf mit mehren Bürgermeistern aus der
Bretagne zusammen, welche ihr Land und ihre Leute ge- .
nau kennen. Sie sagten mir, daß die ganze Bretagne,
Bauern, Pächter, Scbloßadel, Geistlichkeit, Städte, Bür
ger vom Kriege sprechen und in räthselhafter Weise ihn
sehr nahe sehen. Mehre Herren, welche so eben die Vo-
gesen und das Elsaß bereisten, erzählen, daß dort die
ganze Bevölkerung an den Krieg glaubt' und namentlich
die Bauern nur davon sprechen. Eine solche Volkssage./
in der Bretagne und im Elsaß scheint wie eine Ahnung
oder eiu Schatten großer Ereignisse vorauszugehen, welche
aus den derbsten und gesündesten Volksschichten aufstei
gen.^ — Wer Sütz- und Norddeutschland durchreisen
würde, könnte auch dort dieselben Wahrnehmungen ma
chen.
Die schleewig-holsteinische Frage wird noch lange nicht
zu Ruhe kommen. Sie ist das böse Gewissen für Preu
ßen. Mit kluger Berechnung hat die Diplomatie im
vorjährigen preußisch-östreichischen Frieden ein Häckchen
angebracht, womit sich jederzeit ein Kriegsfall herbei zie
hen läßt, eS ist die Abtretung' gewisser Distrikte im nörd
lichen Schleswig Dänemark macht, von Frankreich ge
hetzt, jetzt Ansprüche auf Grund dieser Vertr^gsbestim-
mung, und Frankreich geberdet sich als Protektor Däne
marks. So mischt sich Frankreich in Dinge, die es
nichts angehen, verwickelt sich darin, und kann am Ende
nicht anders als mit Schimpf oder mit Krieg sich aus
der Sache ziehen. Ueber diese Einmischung sagt deshalb
eine norddeutsche (Nat.) Ztg. ganz paffend. „Es ist
wohl gerathener der französischen Regierung sogleich kla
ren Bescheid darüber zu ertheilen wohin ihre Einmischuug
führen würde, als dieselbe wieder so lang ihre Fäden
fortspinnen zu lassen bis sie sich so weit verwickelt, daß
sie mit Ehren nicht mehr zurück kann. Wir würden
dann die zweite Auflage der Luremburger Frage erleben,
nur mit dem Unterschiede daß es Preußen hier ganz
unmöglich wäre zuletzt lpieder den klügsten zu spielen,
und Düppel und Alsen fahren zu lassen wie die west-
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