Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

Die Schüler der Gymnasien in Petersburg, Mos 
kau, Kiew und Kasan haben sich bei dem Grafen v. 
B ismarck in Berlin bedankt, daß er Ihnen das Stu 
dium der Geographie durch die Annectirung mehrer deut 
schen Länder leichter gemacht habe. Sie wünschen, daß 
es ihm gelingen möge, ein einiges Deutschland herzu 
stellen. 
— In der ostindischen Provinz Orissa sollen wahrend 
der herrschenden Hungersnoth nicht weniger als eine 
Million Menschen Hungers gestorben sein, von 4^ 
Will. Bewohnern der Provinz. 
Einer der Mörder Lincolns, Surrat, wurde kürzlich 
in Alerandrien festgenommen. Nun soll er bereits be 
kannt haben, der einstige Sonderbundspräsident Jeffer- 
son Davis habe ihn direet zur Ermordung Lincolns ge 
dungen und abgesandt. Da kann der Erzrebell noch 
an den Strang kommen. — Die Wirthschaft des Prä 
sidenten Johnson dürste auch bald ins Stocken gerathen. 
Die amerikanischen Volksvertreter haben beschlossen, ihn 
wegen gesetzwidriger Handlungen in Anklagestand zu 
versetzen. 
Et. St. Gallen. Der „Toggenburgerbote" macht in l 
einem jüngsten Artikel die Gemeinden, welche neue Ge 
läute sich anschaffen wollen, darauf aufmerksam, daß die 
ehernen Kirchenglocken durch eine neuere Erfindung ver 
altet und viel zu theuer geworden seien, nämlich durch 
Gußstahlglocken. Die Geläute werden ebenso gut und 
rein und dauerhafter als die ehernen. Für die bedeu 
tende Preisdifferenz zitt'rt das genannte Blatt folgendes 
Beispiel: Das Geläute in Lichtensteig wird das Gesammt- 
gewicht von 29 Ztr. und den Akkord 6 äur erhalten, 
somit nahe die Tontiefe des Gelautes in Wattwyl errei 
chen, welches H 6ur ist, und zu den schönsten gezählt 
wird. Wollte Lichtensteig den gleichen (!-Akkord mit 
ehernen Glocken erzielen, so müßte es dieselben 105 Ztr. 
schwer fertigen lassen und eine Auslage von nahezu 
21,000 Fr. machen, während die Stahlgkocken, die den 
ganz gleichen Dienst leisten, blos 6000 Fr. kosten. So 
groß ist der Unterschied! 
— Rorschach. Verflossenen Donnerstag wurde in 
der Nähe von Rorschach, im Rietle, ein Fischsang ge 
macht, wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Gegen 
150 Zentner Fische mögen eS gewesen sein, welche auf 
einmal erbeutet wurden. Der Gattung nach waren es 
meistens Brachsmen von 2 bis 3 Pfund Gewicht, doch 
auch Hechte fanden sich vor, darunter ein Prachtexemplar 
von 18 Pfund. Der Ueberfluß an Brachsmen war so 
massenhaft, daß eine große Anzahl an andere Orte zum 
Verkaufe versandt wurden, obwohl hier selbst so ein 
2pfündiges Exemplar nur 20 Rp. kostete. In den vier 
ziger Jahren wurde einmal ein noch bedeutenderer Fisch 
fang gemacht, so daß eine große Anzahl Fische, welche 
nicht mehr abgesetzt werden konnten, in Gärten und 
Felder als Düngmittel verwendet wurden. — Ein noch 
viel größerer Fischfang wird uns soeben gemeldet; man 
schätzt die Menge auf zirka 300 Zentner/ (Ostschw. W.) 
— Schweizerzeitungen werden besorgt wegen des 
Aufenthalts des preußischen Generals v. Moltke, welcher 
sich die Gegenden seines Aufenthalts sehr genau anse 
hen soll, wie wenn er Studien zu einem Felbzugsplan 
mache. 
Landwirthschaftliches. 
Bon der Priiminmg und Ausstellung der 
Zuchtstiere. 
Die unterm 19. Dezember 1866 stattgehabte Zucht 
stierausstellung verspricht der hierländischm Rindvieh 
zuchtveredlung keine erfreulichen Fortschritte, indem sich 
auch nicht ein Stück auf dem Beschauplatze fand, wel 
ches die nöthigen Eigenschaften im gewünschten Grad? 
besessen hätte. 
Die Gemeinden Triesen, Triesenberg, Planken, Mau 
ren, Gamprin, Schellenberg und Ruggell haben lauter 
im Jnlande gezogene Thiere vorgeführt, welche, wenn 
auch gut gefärbt und groß genug, wegen ihren zu sehr 
gebogenen Hinterfüßen und schmalen Rücken nicht die 
gewünschte Nachzucht erwarten lassen. Wären dieselben 
aber auch noch mit gutem Knochenbau versehen, so darf 
dennoch nicht vergessen werden, daß es eben nur Blend 
linge (Bastarden) sind, deren organischer Stoff noch 
nicht so fest gebunden ist, als daß man von denselben 
ein sicheres Forterbungsvermögen ihrer Eigenschaften er/ 
warten dürste; sondern vielmehr befürchtet werden muß, 
daß durch ihre Paarung Rückschläge eintreten, durch 
welche schon verschwundene fehlerhaste Eigenschaften der 
Vorältern in der Nachzucht wieder zum Borschein 
kommen. 
-Schon wurde gesagt, daß die genannten Gemeinden 
Zuchtstiere vorgestellt haben, denen es weder an Größe 
noch Farbe, sondern lediglich am Knochenbaue gebrach, 
wodurch denn auch der Beweis geliefert ist, daß man 
auch mit liechtensteinischer Nahrung und Pflege voll 
kommen taugliche Sprungstiere heranziehen könnte, wenn 
nur die Rindviehzüchter die von ihren eigenen Kühen 
fallenden Stierkälber verkaufen, allfällig einige Franken 
darauf legen und Schweizerkälber von bewährt gutem 
Baue und beliebter Farbe ankaufen und dieselben anstatt 
den eigenen ernähren und pflegen möchten. Die Ge 
meinde Balzers hat ein aus der Schweiz angekauftes 
Stück vorgestellt, welches bezüglich Größe, Farbe und 
Stellung nicht viel zu wünschen übrig läßt; besitzt aber 
trotz alldem einen mißbeliebigen sogenannten Keilkopf 
mit unverhältnißmäßig schwerem Gehörn. Die Ge 
meinde Vaduz hat zwei angekaufte Thiere vorgeführt, 
welche aber bezüglich Farbe und Größe so viel zu wün 
schen übrig lassen, daß man von der Gemeinde Vaduz, 
zumal dieselbe Stiere aus dem Auslande beischaffen 
wollte^ etwas besseres hätte erwarten sollen. Die Ge 
meinde Schaan hat auch eip aus der Schweiz beige 
schafftes Stück vorgestellt, welches, obgleich etwas zu 
dunkel in der Farbe, dennoch das schönste auf dem Be 
schauplatze war, daher demselben denn auch der Preis 
I. Klasse mit 15 fl. zuerkannt worden ist. Ebenso Ktt 
die Gemeinde Eschen ein vom Auslande beigebrachtes 
so ziemlich entsprechend qualißzirtes Thier vorgeführt, 
welches mit dem Preis ll. Klasse im Betrage von 10 fl. 
h betheilt wurde.
	        

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