Bei der Anleihe der Stadt München gewinnt
Rothschild von vornherein durch einen vom Magistrat
eingegangenen geheimen Vertrag 80,000 Gulden.
Großes Aufsehen macht in ganz Sachsen die Tages
neuigkeit, daß der König den Postbetrieb gegen eine
jahrliche Entschädigung an die Krone Preußens abge
treten hat.
Schweiz. Die Schweizer-Industrie, welche sich lange
Jahre vor andern Ländern hervorthat, hat in einigen
ihrer urwüchsigsten Zweige bedeutende Eoncurrenz erfah
ren. Obenan steht die Ueberslügetung der schweizerischen
Käsefabrikation durch Franzosen, Holländer und Eng
länder; aber auch die Uhrenfabrikanten haben neuerlich
zu kämpfen mit den Fabrikaten der Amerikaner, wie
nicht minder die Stickerei. Ein Korrespondent der
„Wiener Handelszeitung" findet die Ursachen dieser Er
scheinungen in einer gewissen Gleichgiltigkeit, die sich
auf den einmal errungenen Vorzug etwas zu gute thue;
dann der letztern Industriezweige in Vernachlässigung
der künstlerischen und geschmackvollen Ausführung. Die
Schweizer sind übrigens viel zu gute Geschäftsleute,
um diesen Mängeln nicht alsbald wieder abzuhelfen.
Das Kantonsgericht von St. Gallen verurtheilte
jüngst zwei Männer zum Tode, wovon der eine vom
andern gedungen worden war, um dessen (des letztern)
Frau zu ermorden. — Die östreichische Regierung hat
die Konzession zum Baue einer Rheinbrücke bei Mon-
stein ertheilt. — Mehrere reiche Frankfurter Bankiers
haben sich in verschiedenen schweizerischen Gemeinden
ins Bürgerrecht eingekauft, so ein Hr. Sulzbach (mit
40,000 fl. Jahreseinkünfte) in der Gemeinde Thun.
Diese Herren wollen sich nicht unter die preußische Pik-
kelhaube bequemen, und es ist ihnen nicht zu verargen.
In Ein siedeln stürzte dieser Tage ein Bierbrauer
gehülfe aus dem Kanton Graubünden kopfüber in den
großen Bräukessel voll siedenden Wassers und starb
Tags darauf an schrecklichen Brandwunden.
In Aarau ist Mechaniker Jakob Kern, der die Aa-
rauer Reißzeuge berühmt gemacht hat, im Alter von
76 Jahren gestorben Jakob Kern stammte von Ber
lingen am Untersee. Sein Vater, der Gerber war,
starb frühzeitig, und die Mutter, eine Glarnerin, ging
dann nach Mollis zu Verwandten, wo sie in dem Elend
des Kriegs- und Hungerjahres 1799 umkam. Den
verwaisten neunjährigen Knaben empfahl der Pfarrer
von Mollis an seinen Freund Vater Rudolf Meyer in
Aarau, der ihn aufnahm und ihn mit seinen eigenen
Söhnen erziehen ließ. Sein Lehrmelster war I. L. Es
ser. Durch die Eifenbahnbauten wurden seine Feldmeß
instrumente in ganz Europa bekannt und gesucht. Das
Geschäft wird von zwei Söhnen fortgesetzt:
In St. Gallen besteht eine Wittwen-, Waisen-
und Alterskasse, eine auf Gegenseitigkeit gegründete An
stalt, mit dem Zwecke: „Einerseits auf den Fall des
Ablebens von Mitgliedern den hinterlassenen Wtttwen
und Waisen derselben, sowie anderseits den Mitgliedern,
welche das 70ste Altersjahr erreicht haben, ein jähr
liches Einkommen zu sichern, genannt Jah
resrente."
Die Mitglieder haben alljährlich eine einmalige Ein
lage von 10 Fr. zu machen, was per Woche nur den
geringen Betrag von 20 Rp. ausmacht. Zutritt zu der
Anstalt hat Jeder, der das 50ste Altersjahr noch nicht
überschritten hat.
Nach der Jahresrechnung von 1866, die einen Kassa-
Fond von 25,797 Franken und 728 Mitglieder weist,
bezogen 41 Rentenberechtigte, nämlich 5 Altersnutznießer,
35 Wittwen und 1 Waise 2703 Fr. Die höchste
Rente betrug Fr. 80. 75 Rp., die niederste Fr. 60.
60 Rp. — ein höchst günstiges Resultat. — Dss ist
eine Anstalt, die sich auch minder- und unbemittelten
Leuten empfehlen läßt. Die Statuten derselben können
von der Buchdruckerei in Ragaz bezogen werden.
Bern. Aus Jnterlaken Wird dem Tagblatt folgender
Vorfall berichtet: Seit letzten Spätsommer arbeitet
man hier an der Sprengung eines Felsenkellers, zu des
sen Ventilation auch ein senkrechter zirka 45 Fuß tiefer
Schacht gesprengt wird; dieser Schacht hält 4 Fuß im
Durchmesser; bereits hat er eine Tiefe von 40 Fuß;
mehr als 2 Arbeiter, tzje sich bisher an einem Seile
herunter- und wieder hinaufließen, können , in dem engen
Raume natürlich nicht thätig sein. Nun traf es sich
vor einigen Tagen, daß der eine dieser Arbeiter sich
durch einen 'in derartigen Geschäften noch ungeübten
Mann substituiren ließ. Gut — der andere Arbeiter,
ein alter Mann, und der Neuling schaffen mit einander
in einer Tiefe von 40 Fuß, haben 3 Löcher gebohrt,
3 Schüsse geladen, die Zündschnur, die die drei Schüsse
mit einander verbindet, ist — natürlich in genügender
Länge — gelegt. „Jetzt steig' hinauf", sagt der Alte
dem Neuling; dieser fängt an zu klettern, und als er
bald oben ist, zündet der Alte an, um dann sofort nach
zuklettern; kaum aber ist der Neuling oben, so scheint
er den Kopf völlig verloren zu haben, und zieht das
Seil nach sich hinauf, springt dann gehörig weit weg
und wartet auf einer Bank, bis die Schüsse losgehen.
Unterdessen hat der Alte angezündet und gewahrt er
jetzt mit Schrecken, daß das Seil verschwunden ist. Er
ruft aus Leibeskräften, wird aber nicht gehört; mit je
dem Augenblicke können die Schüsse losgehen; man denke
sich die entsetzliche Lage des Unglücklichen! Aber er ist
ein alter Roue, trägt ein gutes Taschenmesser bei sich
und es gelingt ihm, wenn auch mit Mühe, die gut ver-
gypste Zündschnur entzweizuschneiden; jetzt fühlt er sich
natürlich sicher und wartet geduldig, bis sein Gehilfe
wieder erscheine. Diesem scheint es am Ende doch gar
zu lange zu gehen, bis er „klepfen" höre: halb erzürnt
kömmt er wieder zum Schacht und ruft seinem Kame
raden ganz naiv hinunter: „Ob denn die.Schüsse nicht
bald losgehen?" Und erst als ihm von unten hinauf
mit gehörigen Donnerworten die „tieferen Dissonanzen"
zu Ohren kommen, wird ihm die Situation klar und er
fällt nun in ein geziemendes Heulen und Abbitten.
In der Schweiz gibts nicht nur weißen und rothen,
sondern auch schwarzen Schnee. Es soll dieses
Phänomen auch auf dem massenhaften Vorkommen eines
winzig kleinen Thierchens, des Schneeflohes, beruhen.
Auch im Januar 1856 hat man diese Erscheinung
beobachtet.