erblickten kurz vor sich feurige Punkte, die sich hin und
her bewegten. ES lag nun kein Zweifel ob, der Ge?
ruch der Hammel und des Rindviehes hatte ein Rudel
Wölfe angezogen. Fünf dieser hungrigen Kameraden
saßen in einem Halbkreise und hielten Wache, indem sie
hin und wieder vor Begierde knurrten. Die Lage war
höchst kritisch. Die Belagerten hatten außer ihren Schür
haken, Feuerschaufeln und Kettenkrampen keine andern
Waffen und konnten vor Ablauf von drei Stunden auf
keine fremde Hülfe rechnen. Der Heizer öffnete die
Dampfklappe und ließ das Pfeifchen der Locomotive
durch die Lust gellen, m der Hoffnung, die wilden Be
stien damit zu erschrecken; man nahm die Laterne und
ließ das Licht nach allen Seiten hin blitzen. Alles war
vergebens. Man beschloß daher, den Rückzug nach dem
geschlossenen Geräthewagen anzutreten. Der Maschinist
Flaus eröffnete den Zug, der Steuerbeamte Dobe bil
dete den Nachtrab und der Zugführer und der Heizer
das Centrum. Dte -4 Leute schlichen am Zuge vorbei,
in einiger Entfernung von den Wölfen gefolgt. Ohne
Unfall an dem Geräthewagen angekommen, stiegen die
drei ersten unbelästigt ein, als aber Dobe seinen Fuß
auf den Wagentrkt stellte, stürzte sich eines der wilden
Thiere auf ihn und riß ihm ein großes Stück aus sei
nem Rocke. Es war dies das Zeichen zum Angriff,
den die Bande sofort unternahm. Die Wölfe wurden
aber übel empfangen; einer derselben erhielt einen
Schlag mit dem Schürhaken über den Schädel, daß er
auf den Boden rollte, um nicht wieder aufzustehen. Es
machte dies die, vierfüßigen Kampfgenossen etwas stutzig
und Dobe benutzte den günstigen Moment, um ebenfalls
schnell in den Waggon zu springen und die Thür hin
ter sich zuzurollen. Das improvisirte Blockhaus machte
natürlich alle fernern Angriffe zu Schanden und es trat
plötzlich tiefe Stille ein; bald aber stießen die Ochsen
ein schreckliches Gebrüll aus und stampften wüthend in
ihren Wagen herum, die Wölfe hatten sich nämlich mit
großer Wuth auf die Viehwagen gestürzt, deren starke
Wände jedoch jeden Einbruch verhinderten. Die schreck
liche Scene dauerte 2 Stunden und erreichte erst ihr
Ende, als der nach Poir gesandte Schaffner mit 20
Arbeitern zur Reinigung des Schienenweges anlangte.
Nach einer Stunde Arbeit konnte der Zug sich wieder
in Bewegung setzen. Weder die Ochsen noch die Ham
mel haben Schaden gelitten, die Lattenwände der Wag
gons tragen aber die Zeichen heftiger Angriffe.
Zu den schlimmsten Dingen, die einem ahnungslosen
Eisenbahnfahrer begegnen können, gehört ein Gefecht
zwischen dem Locomotivführer und dem Heizer. Ein
solches fand neulich auf der Insel Fühnen auf der
Fahrt zwischen Odensee und Middelford statt. Der
Heizer schlug dem Locomotivführer mit seiner Schür
stange zwei Löcher in den Kopf und wurde endlich von
ihm über Bord in den tiefen Schnee geworfen. So
lief die Fahrt noch glücklich ab.
Schweiz. In Sevelen sind letzten Sommer ganz
gelungene Versuche im TabakSbau gemacht worden.
Frühere Erfahrungen haben gelehrt, daß die Tabaks-
pflanze in dortiger Lage sehr wohl gedeiht. Ein junger
Mann, Namens Tischhauser, der sowohl die Pflanzung
als die Zubereitung des Tabaks gründlich erlernt Hat,
will sich mit diesem Geschäft befassen. Seine Prvbe-
versuche sind so günstig ausgefallen, daß sein Fabrikat
sehr gelobt wird.
— Aus Altstädten wird folgendes Geschichtchen er
zählt: Am letzten Jagdtage, dem 15 Januar, da alle
hiesigen Jäger auf der Jagd waren, spazirte am hellen
Nachmittage ein Hase ganz ungenirt durch die Gaffen
der Stadt Altstädten. Vor dem Gasthofe zur Post
hielt er an, machte einige „Männchen" und Kreuzfprünge
und verabschiedete sich mit feinstem Anftande.
— In Oberriet hat sich ein Bürgerverein gebildet,
um gemeindliche Angelegenheiten zu besprechen.
—In Thal ist letzter Tage in einem Stalle der
Milzbrand unter den Schweinen ausgebrochen^
so daß an Einem Tage acht Stücke zu Grunde gingen.
Die kranken Thiere hören auf zu fressen, fallen um und
sind todt. Die Krankheit ist auch diesmal aus dem
Vorarlberg durch ungarische Schweine eingeschleppt wor
den. Es soll bereits der Bann verhängt und Untersu
chung eingeleitet sein. — In Folge dessen hat auch die
f. liechtensteinische Regierung eine Sperre gegen Vor
arlberg angeordnet, so wie für die Zeit der Sperre ei
nen wöchentlichen Schweine-Markt in Rugell bewilligt.
Graubimden. Bei Obersaren hat in der Nacht
vom 16. auf den 17. Jan. eine Staublawine zwei Ge
bäude mit den Bewohnern weggerissen und zertrümmert
und bedeckt; kaum daß sich im weitergelegenen Haus
der Eigenthümer retten konnte. Dieser suchte alSdann
die im Schnee begrabenen Männer zu befreien, was ihm
auch gelang, und eilte er in der Nacht in die eine
Stunde weit entfernten Höfe, um Hülfe zu holen. Der
anhaltenden Anstrengung der herbeigeeilten Männer ge
lang eS dann, aus der Lawine noch 6 lebende und 17
todte Thiere hervorzuziehen und die vom Schneesturz m
einem dritten Stall eingeklemmten 14 Stücke Vieh zu
retten.
Aus Wartau schreibt ein Jugendfreund in „Obe>l.
Anz.": „Feind von zu vielen und oft unmotivirteti
Neuerungen und Umänderungen theilen wir doch die
Ansicht, daß man, um der übrigen Welt adäquat zu
bleiben, auch mit ihr fortschreiten müsse. Um so mehr
begrüßten wir daher den Höchst löblichen Beschluß der
Bürger von Wartau, den Grund zu einer Realschule
zu legen, wodurch wenigstens der Schleier gelüftet wer
den möchte, der die Außenwelt mit ihrem geistigen Le
ben bisher abgeschlossen. Es ist damit einem längst ge
fühlten Bedürfnisse abgeholfen. Wartau ist eine der
größten und begütertsten Gemeinden unseres KantonS,
mit einer Bevölkerung von za. 2300 Seelen. Bis da
hin mußten die Eltern, die ihren Kindern eine Real
bildung zu geben wünschten, dieselben nach BuchS oder
Sargans placiren, ein Umstand, welcher ärmeren Be
wohnern höchst ungelegen sein mußte. Und auch bei
den Begüterten brauchte es oft einen gewaltigen Im
puls angesehener Persönlichkeiten, um ihre Söhnchm
dem Schooße der weiten Fremde anzuvertrauen. Welm
einmal eine Realschule am Fuße deS Gvnzen erblüht,
/