turnten. Die Erziehung des Kronprinzen Rudolf mußte
ihm schon früher abgenommen werden.
Alter, sagte eine Bauern frau in Aiederöstreich zu ih
rem Mann, unser Seppi darf kein Soldat werden,
mach' dich auf die Bein' nach Wels und kauf' ihn loS.
— Der Alte sah seinen 3jährigen Buben an, der mun
ter spielte, steckte zwei 500 Guldennoten in die Tasche
und marschirte drei Stunden weit ins Amt. Als er
aber bezahlen wollte , war die große Brieftasche fort.
Mußt' sie suchen, dächte er, und ging zurück. Habt
Ihr nichts gefunden? fragte er die Begegnenden auf
dem langen Wege. Keiner hatte die Brieftasche gesun
den, da kam ihm sein Knecht entgegengelaufen und
winkte schon von weitem. Er heult, sagte der Bauer,
was hat er? — Der lustige Seppi war in die HauS-
lache gefallen und todt. — Bub' weg , Geld weg!
jammerte der Alte. — WaS Geld ? So ist das Eure
Brieftasche, die ich gefunden? — Freilich ist sie'S und
's ist gut, daß du sie gefunden, aber der Bub' wäre mir
doch lieber als daS ganze Geld!
Ein Briefkastenleerer, welcher lange Jahre Postillon
gewesen war, meldete sich zum Bureaudiener-Eramen
und schrieb folgenden originellen Lebenslanf. „Ich
Heinrich Tratabella, einziger Sohn meines Vaters, starb
in meinem zweiten Jahre, indem ich dann als elternloser
Weiße mit 14 Jahre bei einem Großbauern als Zwei
knecht eintrat, worauf es mir nicht gefiel, da ich doch
eine bessere Erziehung bekommen, so trat ich bei die Ar
tillerie in Koblenz ein, indem ich Soldat wurde, was
mir sehr nützlich vor die Wagen und Pferde Wurde, m-
dem ich zur königlichen Post als Postillon ging und
den Wagen nach Andernach fuhr, wobei ich ein braves,
treues Mädchen kennen lernte, indem ich mit ihr in den
heiligen Stand der Ehe trat, wobei sie zuerst Zwillinge
kroch (bekommen — erhalten) und hiernach noch fünf
einzelne Kinder zeugte, welche alle Essen wollen , gesun
den Appetit haben sie Gott sei Dank alle bis auf eins,
welches vorigen Herbst am Scharlach gestorben ist, und
bin ich auch ein tüchtiger Esser, indem von mein gerin
ges Einkommen, 15 Sgr. der Tag, nicht viel Gescheites
zu haben ist, so wollte ich gern „Pierodiener" werden,
was mir gewiß Niemand verdenken kann, indem meine
Frau bereits wieder seit sieben Monaten in anderen
Umständen ist."
Der deutsche Post-Fnrst v. Thurn und Taris hat
nun seine Postgerechtigkeit, vermög welcher Hzn noch eine
Menge kleinerer deutscher Staaten tributpflichtig waren,
an Preußen abtreten müssen, gegen eine Entschädigungs
summe von 3 Millionen Thaler. Mit dem 1. Juli v.
I. hört seine PostHerrlichkeit auf.
Der König von Vayern hats jetzt so gut wie seine
erwachsenen Unterthanen! er kann ganz allein in die
Brauereien gehen und sein GlaS Bier trinken, und er
thuts auch. Vor ein paar Jahren gabS großen Ver
druß, als er sich ein MaaS holen ließ und sich im Stil
len etwas zu gut that; denn damals war er noch
Kronprinz.
Die Münchener bauen sich ein neues schönes Risth-
haus, dessen Kosten auf 553M0Gulven veranschlagt
find. Eine besonders interessante Construction soll die
Treppe haben: sie ist von dem sinnreichen Baumeister
Baurisser in Wien so eingerichtet worden, daß die Mün
chener Rathsherren eben so gescheidt schon hinauf kom
men als andere Kollegen herunter. Deshalb hat er auch
den ersten Preis bekommen. D. Ztg.
— Abb6 Domenech, der den Kaiser Mar als Groß-
Almosenier nach Mexiko begleitete, hat ein Buch: „Zwei
Jahre in Meriko", herausgegeben. Einige Anekdoten
aus demselben klingen geradezu unglaublich: Eines Ta
ges hielt Kaiser Mar Ministerrath und auf dem Tisch
stand ein schönes silbernes Schreibzeug. Auf einmal
war das Schreibzeug verschwunden. „Wo ist's geblie
ben?" fragte der Kaiser. Keine Antwort. „Meine
Herren", rief Mar, „ich werde jetzt Fenster und Vor
hänge dieses Zimmers sorgfältig schließen. Nach fünf
Minuten öffne ich sie wieder und wenn das Zimmer
wieder hell geworden, so muß ich mein Schreibzeug wie
der auf dem Tische finden, ist's nicht da, so lasse ich Sie
alle zusammen arretiren." Die Fenster wurden nieder
gelassen, es verbreitete sich Nacht, und als nach fünf
Minuten wieder Tageshelle strahlte, stand ldas stlbelne
Schreibzeug wieder auf dem Tische und sagte Keinem,
wo's gewesen sei. — Ein Missethäter wird zur Garotte
verurtheilt. Ein Priester begleitet ihn auf's Schaffet
und gibt dem Henkersknecht seinen breitkrämpigen Hut zu
halten. Als er den Delinquenten das Kruzifix hat küs
sen lassen und sich wieder umdreht, ist — der Henkers
knecht mit sammt dem Hute verschwunden — er hat ihn
gestohlen.' — Kaiser Mar sitzt bei Tische und hat
schöne silberne Messer und Gabeln. Nachdem die Tafel
aufgehoben, sagte Se. Majestät zu seinem deutschen Kam
merherrn französisch: „Passen Sie gut auf, daß die me
xikanischen Diener dieses Silber nicht in die Hände be
kommen, sonst bin ich es loS." —- Eine vornehme Me
xikanerin erzählte bei Hofe, die vorige Nacht wären
Gauner bei ihr eingebrochen, hätten sie ans Bett fest
gebunden und alles Geldes beraubt. „Es waren aber
doch" -- fügte sie bei — „wahre Caballeros, denn ich
bat sie, mein Hündchen nicht zu treten und sie haben
es nicht gethan, j.i, ja, es gibt doch noch anständige
Leute hier!" ^
Arlon (im, Luxemburgischen), den 20. Januar. Ei
nes der seltsamsten Ereignisse fand diese Nacht auf
unserer Eisenbahnlinie statt. Der Zug Nr. 67, beste
hend aus neun Waggons Mineralien und drei Wag
gons mit Lattenwänden, enthaltend Ochsen und Ham
mel, ging zur gewohnten Stunde hier ab. Schon in
der Nähe von Marbehan hatte er in Folge der auf den
Schienen liegenden Schneemassen mit großen Schwierig
keiten zu kämpfen. Auf der Höhe von Fontenouille an
gekommen, lag der Schnee so hoch, daß man befürchtete,
das Feuer in der Maschine möchte dadurch erlöschen.
Man war gezwungen, anzuhalten, und der Schaffner
Schnecken wurde nach Poir gesandt, um Hülfe zu re-
quiriren. Der Zugführer, die Heizer und der Steuer
beamte Dobe gaben sich daran, den Schnee unter der
Maschine weg zu räumen. Plötzlich vernahmen sie in
der Nähe rauhe, wilde Laute, sie wendeten sich um und