Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

Liechtensteiner 
?üuktvr lakrssauK. 
Vaduz. Samstag 
Rro. 4. 
9. Februar 1867. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich Zmal und kostet ganzjährig ! fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
tene Zeile 4 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der töbl. Gagner'schen Buch 
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Vaduz, k. Februar. 
Vom nächsten Interesse für uns sind diesmal die 
Landtagswahlen im Lande Vorarlberg und in den üb 
rigen nicht ungarischen Ländern des Kaiserstaats. Die 
östreichische Regierung hatte es nicht versäumt, allen 
Einfluß aufzubieten, um regierungswillige Abgeordnete 
m die Landtage gewählt zu bekommen. RegierünW? 
Interesse und Volks-Jnteresse sind aber dort zwei gründ 
lich verschiedene Dinge. Die Wahlen gingen im Gan 
zen nicht nach Wunsch der Regierenden So wurden 
z. B. in Vorarlberg die bedeutendsten Mitglieder des 
vorigen Landtags wieder gewählt, welche als Gegner 
der Regierungsvorschläge aufgetreten sind, ja die Zahl 
solcher hat sich, wie versichert wird, noch vermehrt. 
Bregenz erwählte den bisherigen Abgeordneten v. Fro- 
schauer, Bregenzer Landbezirk den Baron v. Seyfferjitz 
(das hervorragendste Mitglied des vorigen Landtags), 
Feldkirch Karl Ganahl, Feldlirch-Dornbirn (Landbezirke) 
Altbürgermeister Peter von Hohenems, Vorsteher Gsteu 
von Tisis, Vorsteher Bertschler von Altenstadt :c., Dorn- 
birn Dr Martignoni (Wilhelm Rhomberg siel durch), 
Bludenz (Landbezirk) Paul Deksböck von Feldkirch, 
Bludenz (Stadt) Dr. Bickel. Die Handelskammer von 
Vorarlberg den Dr. Jussel von Feldkirch. Auch aus 
andern Ländern vernimmt man, daß die Deutschen in 
der Mehrzahl festhielten am alten Recht der Februar 
verfassung, daß die Männer der Sistirungspolitik, 
welche jeden Tag eine andere Verfassung anzunehmen, 
bereit sind, wenig Aussicht auf Majorität haben und 
daß der „namenlose" Reichsrath kaum zu Stande 
kommt. Daß diesen Ereignissen eine große Bedeutung 
innewohnt, beweist am Besten der Curszettel, welcher 
in wenig Tagen eine Besserung des Papiergeldes von 
mehreren Prozenten ausweist. 
Die Verhandlungen zwischen Oestreich und Preußen 
zum Abschlüsse eines Handelsvertrages sind in plötzlichen 
Stillstand gerathen durch Differenzen über die Wein 
zölle. Preußen verlange für <490 Pfund Wein fl. 12 
Eingangszoll (1 östr. Maß ca. 7^ kr. — jetzt beträgt 
er noch 17^ kr.) Oestreich will aber nur 72 fl. zuge 
stehen. 
Im Innern Oestreichs, besonders hinsichtlich ökono 
mischer Fragen, Unterstützung und Forderung der In 
dustrie u. s. w. verspricht man sich von dem Einiggehett 
der Minister v. Beust und v. Wüllerstorf günstigen 
Erfolg. Ä5enn nur nicht die Geldnoth alle Bestrebun 
gen und Pläne unausführbar machen würde! 
Die Mitglieder des norddeutschen Parlaments wer 
den, insoferne sie preußische Unterthanen sind, keine 
Taggelder beziehen. — Der preußische Landtag be 
willigte 24 Millionen Thaler zu Eisenbahnbauten. 
Oestreich hat sich bereit erklärt, mit der Schweiz 
einen Handelsvertrag zu vereinbaren. In Folge 
dessen hat .der Bundesrath sofort die Cantons - Regie 
rungen von Graubünden und St. Gallen aufgefordert, 
ihre Vorschläge zu VMehrs-Erleichterungen zu machen. 
Es werden sicherM auch seitens unserer Bevölkerung 
noch manche Erleichterungen für den Verkehr mit der 
Nachbarschaft gewünscht und jetzt ist eine Gelegenheit, 
sie zu erreichen. Unsere h. Regierung ist ja immer be 
reit gewesen, den Wünschen der Industriellen, der Ge- 
wnbsleute und des weitem Publikums Rechnung zu 
tragen. — Äeußerst dringend wäre auch eine Regelung 
des PostWesens — denn zwischen Oestreich und der 
Schweiz bestehen in dieser Hinsicht wahrhaft unglaub 
liche Mißstände, nämlich in' Rücksicht der Portosätze. 
Man correspondirt eben so billig mit Spanien oder 
Egypten, als mit einem Orte der Mittel- und West 
schweiz.. 
Allerhand Neuigkeiten. 
— Eine unerwartete Nachricht ist die Entlassung 
des Ministers v. Belcredi; der Ausfall der Landtags 
wahlen, die Rathlojlgklit im politischen Chaos, welches 
er durch sein grundsatzloses Hin- und Herfahren und 
absichtliches Unterdrücken der deutschen und liberalen Ele 
mente anrichtete, zwingen ihn, -das Hasenpanier zu er 
greifen. So geht's dem Kaiser ein ums andere Mal. 
Wenn sie den Brei verdorben, dann laufen die Köche 
davon. 
Das östreichische Heer hat an GeiMal Gondre- 
court einen seiner Gewaltigen verloren. Im Feldzug 
in Böhmen traktirte er einen Generalstabsoffizier, einen 
Feldpater und einen Soldaten mit dem Säbel und ver 
wundete sie; eine kriegsgerichtliche Untersuchung verur- 
theilte ihn zur Kassation, der Kaiser wandelte die Strafe 
in ^monatlichen Prosossen^Arrest und Entlassung um. 
Msi Äondrecourt 4863 in Hamburg einrückte, wollte er 
drein schießen lassen", weil die Turner in ihrem Locale
	        

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