deS Landes jedoch habe sich dem widersetzt, vielleicht
nachdem sie über die Warnung der französischen Regie
rung unterrichtet worden war."
Appenzell. Hr. Alt-Statthalter Schieß zur Rose
in Herisau bietet der Gemeinde einen prachtvollen Platz
zum Bau eines Realschulhauses nebst 40,000 Fr. an
baar an, wenn die Gesammtkosten des Baues durch
freiwillige Beiträge gedeckt werden. Das heißt gleich
zeitig Wohlthäter sein und Wohlthäter machen!
Ein 19jähr:ger Jüngling von Speicher, Kanton Ap
penzell, verheirathete sich seinerzeit mit einer tugendsamen
Mahrigen Zungfrau, die bereits den schönsten Hoffnun
gen auf Erfüllung ihres „Lebenszweckes" entsagt hatte.
Doch konnte sie noch 20 Jahre lang den Frieden einer
glücklichen Ehe genießen und starb dann. „Jetzt probire
ich eS einmal mit einer Jungen", sagte d^r schwerge
prüfte Wittwer, und heirathete eine kaum 18jährige
Jungfrau, mit der er eben die silberne Hochzeit ge
feiert hat.
Graubünden. Letzten Samstag ist die Kirche von
Misor aller gottesdienstlichen Gerätschaften und
Werthsachen in Gold und Silber beraubt wovden. Der
Thäter ist noch unentdeckt.
Chur. Letzten Dienstag den 15. d. fiel nach dem
„Bündner Tagblatt" in Tfchappina Schnee von roth-
lich-grauer Färbung. Auch im Engadin fiel gleichzeitig
okergelber Schnee.
Schwyz. Im Laufe der letzten Wochen sind im
Kanton Schwyz über 700 Kühe von deutschen und ita
lienischen Händlern gekauft worden, daö Paar bis 40
Rapoteonö, und
tenbauern um höhere Preise gekauft. In Folge dessen
sind die Preise vom Heu gegen das Vorjahr um die
Hälfte gesunken; zum Aufhirten gilt das Klafter höch
stens 25 Fr., zum Abführen 3 Fr. 50 ver Zentner.
Dagegen ist die Milch auf 20 Cts. gestiegen, trotzdem
in Schwyz und Umgegend noch 20,000 Stück Käse
feil sind und gar keine Aussicht zu deren Verkauf ist.
Paris. Der Kaiser präsidirte heute in den Tuile-
rien einer Sitzung deS Ministerraths. Die täglichen
und langen Ausflüge des Kaisers gestatten keinen Zwei
fel mehr an der völligen Wiederherstellung seiner Ge
sundheit. Kürzlich sah man ihn mit seiner Gemalin
auf dem See des BoiS de Boulogne Schlittschuh lau-
; fen. Die Geschicklichkeit der Kaiserin in dieser nordi
schen Kunst erregte allgemeine Bewunderung.
Die Deutschen in Paris geben jährlich einen glän
zenden Ball zu Gunsten des deutschen Hospitals. Es
gilt für eine Ehre, zu diesem Balle geladen zu werden
und alle Stände und Parteien treffen sich da und ge
ben ihrem Vaterlande ein gutes Beispiel. Auf dem
jüngsten Ball haben sogar die Fürstin Metternich und
der Graf Goltz, der preußische Gesandte, znsammen ge
tanzt, als ob es kein Königgrätz gäbe.
In Bergarac, Frankreich, starb eine Wittwe Pillaud
3ahre; ihr Sohn, Pfarrer, ein 80jähriger
Gretö, versah die Begräbmßzerempnien.
^ Für die' große Pariser Ausstelltmg wird ein
Unternehmer gesucht, der während der Ausstellung täg
lich 400,000 Mittagessen zu billigem Preise liefert. Wer
Lust hat, kann sich melden. — Die Ausstellung wird
von 2000 amerikanischen Nationalgardisten in Uniform
und Waffen besucht weiden. Diese Amerikaner sollen
die schönst uniformirten Soldaten der Welt sein.
„Herald" in London hat große Lust, den König
Wilhelm den Bayard Preußens zu nennen und dem
Grafen Bismarck seinen Platz zwischen dem französi
schen Staatsmann Richelieu und dem italienischen Politi
ker Machiavetti anzuweisen. Zwei unähnlichere Leute als
den König Wilhelm und BiSmarck gebe es eigentlich
nicht. König Wilhelm, sagt der „Herald", ist ein schlich
ter, redlicher, gerader Mann; tapfer, jähzornig und hart
näckig, wenn er in seinem Rechte zu sein glaubt. Der
Muth, mit dem er in dem letzten Kriege sich in die
Fronte stürzte und den Oberbefehl bei Königgrätz über
nahm, wo ohne seine und seines Sohnes Energie die
Schlacht hätte verloren gehen und das Kriegsglück sich
gegen Preußen wenden können, verbindet seinen Namen
mit einem unvergängltchen Triumph". Also ohne Furcht
und ohne Tadel; deny sein Minister habe ibm erst dany
die ganze lang vorbereitete und auf die Spitze gestellte
Lage der Dinge im Zusammenhang gezeigt, als dem
König keine Wahl geblieben sei, als Oestreich zu be
siegen oder die dauernde Demüthigung Preußens zu dul
den. Das sei in der berühmten Cabinetssitzung Ende
Februar 1866 geschehen, an welcher der König, der
Kronprinz, Graf Bismarck und die Generale Theil nah-^
men Bismarck habe dem König sein Entweder — Oder!
gestellt und der König habe entschlossen zugegriffen.
iNgypienlanb wurde von seinem Vicekönig mit einer
Verfassung beschenkt. Der freisinnige Machthaber weiß
sich sein freimüthiges 'Geschenk äußerst nutzbringend zu
machen, wie das folgende Gesetzentwürfe beweisen, die
er vorlegte und von seinen Abgeordneten annehmen ließ.
Das erste Gesetz bestimmt, jeder Unterthan muß alljähr
lich dem Staate 8 Arbeitsatge leisten und zwar unent
geltlich. Er kann sich aber loskaufen und zwar mit 3
Piastern oder ca. 30 Nkr., welche in die Tasche des
VicekönigS fallen. Bedarf der Staat außer solchen Ar
beitern noch welche, so muß er sie täglich mit 3 Piastern
emschädigen. Der zweite Entwurf betrifft die Steuern.
Es wurde nun festgesetzt, daß die Steuern eigentlich
nicht mehr zu den Zeiten, wo die geldarmen Bauern
nichts besitzen, sondern zur jeweiligen Erntezeit sollen
eingesammelt werden, wo die Erträgnisse deS BodenS
noch vorhanden sind. Um die Herren Deputirten in der
zweckmäßigen Stimmung zu erhalten, werden sie außer
den Sitzungen in der Citadelle (Festung des Vicekönigs
in Kairo) logirt, gespeist, getränkt und bedient.
Präsident Johnson wird wirklich in Anklagezustand
versetzt; die Vereinigten Staaten sind in athernloser
Spannung. Ein Anklagepunkt sagt, der Präsident be-
trinke sich gewohnheitsmäßig und bringe durch seine ftnn^
kenen Reden das Land in Unehre. Der Mann hat na
türlich auch entschiedene Parteiganger und Freunde, die
ihm zur Seite stehen, eS wird ihm aber diesmal doch
an den Kragen gehen, wenn auch nicht an den HalS.
Viele rathen ihm, vor dem Prozeß abzudanken. Näch
stens Näheres.