reich oder Preußen anknüpfen ließe, um dessen alte An
griffspolitik gegen die Türkei wieder aufzunehmen.
Nach dem polnischen Blatte „Dziennik Poznanski"
hätte daS Verhältniß Rußlands zu Preußen ernstliche
Zerwürfnisse im Schooße der russischen Regentenfamilie
hervorgerufen. Die russischen Ultras, die sehr ungün
stig gegen Preußen gestimmt seien, hätten den Großfür
sten Thronfolger zu einem energischen Schritte, der sich
zunächst auf eine entschiedene Zurückweisung der zum
Schutze der Deutschen in den Ostl'eeprovin;en von dem
preußischen Gesandten unternommenen freundschaftlichen
Vorstellung bezogen hätte, vermocht, dem sich auch der
Großfürst Konstantin angeschlossen haben soll.
Dagegen hätte ber Kaiser persönlich und die Groß
fürstin Helene ihre Sympathieen zu Preußen und
Deutschland nicht verhehlt. Man sei auf den Ausgang
des Streites, der bereits chronisch geworden, in Peters
burg sehr gespannt, weil man darin einen charakteristi
schen Fingerzeig für die Zukunft der russischen auswär
tigen Politik mit Recht erblicke.
Dem König von Preußen würde eine Civilliste (Jah
resgehalt) von 4 Millionen Thaler ausgeworfen, auch
die Prinzen des königl. Hauses werden großstaatllche
Apanagen beziehen.
Rothschild, die 6. europaische Großmacht, ist in's
preußische Herrenhaus eingetreten. Die Beziehungen
der Großmacht Preußen und der Großmacht Rothschild
sind indeß nicht so intim, wie bei andern. Die ganze
preußische Schuld sammt Banknoten ist ungefähr 75V
Millionen fl., z. B. nur U von der Schuld Oestreichs.
Es ist aber auch eine Frage, ob Preußen soviel Schul
den zuweg brächte.
Garibaldi erkrankte in seiner Haft und wurde auf
den Rath der Aerzte nach seiner Ziegeninsel gebracht,
wo er sich frei bewegen darf, nur mit dem Versprechen
vor Ende März die Insel nicht zu verlassen. — Son
derbar ist's, daß der König Viktor Etmmuel 50,WO
Franken zur Heilung der im letzten Kampfe verwunde-.
ten Garibalriner gegeben hat.
Kronprinz Humbert von Italien wollte neulich von
seinem Schlosse Monza nach Mailand zurückkehren, wurde
aber am Thore mit Steinwürsen und dem Rufe em
pfangen: Dieser Weg führt nicht nach Rom! — Er
mußte umkehren. — Sein Vater Victor Emanuel hat
den verwundeten Garibaldianern und den Hinterbliebe
nen der Gefallenen 50,000 Franks geschickt.
Die Königin Victoria ist eine so fromme Frau,
daß sie eine alte Neuerung auf den Kanzeln riskiren
konnte. Sie ließ nämlich in ihrer Hofkapelle und in
den Kirchen ihrer Landgüter Sanduyren anbringen,
die 18 Minuten laufen. Eine zarte Erinnerung für
die geistlichen Redner, daß wir annoch in dieser Zeit-
lichkeit und nicht in der Ewigkeit leben.
Papst PiuS IX. hat an die Kaiserin Eugenie ei
nen eigenhändigen Brief gerichtet, worin er der from
men und schönen Tochter für die wichtigen Dienste
dankt, die sie V4r Mutter Ktrche geleistet habe, ihr sei
lten apostolischen Segen spendet und ewigeS Seelenheil
zusichert.
Der „AugSb. Allg. Ztg." wird vom Rhein geschrie
ben: Glaubwürdigen Andeutungen zufolge beabsichtigt
Kaiser Napoleon allerdings eine Beseitigung der weltli
chen Macht des Papstes gegen eine reichliche materielle
Entschädigung. Frankreich hat demgemäß überall ge
naue Erhebungen über die Größe der katholischen Kir-
chemonvs und Staatsverwendungen angestellt, um dem
Papst aus den entsprechenden Beiträgen eine Civillifte
zu sichern, wogegen die bisherigen Leistungen für DiS-
pensationen ze wegfallen sollen. Rom würde als Sitz
des Papstes und der obersten geistlichen Kollegien als
neutraler Boden und das Personal der letzteren a!S er-
territoriell behandelt werden.
Kaiserin Eugenie wird von den Parisern die Spa
nierin genannt. Es ist dies kein Schmeichelname, eS
steckt bei den Franzosen immer ein geheimer und gefähr
licher Groll dahinter, wenn sie ihre Fürstinnen nach
ihrer fremden Abstammnng benamsen. Die Kaiserin
kann diesen Namen als eine Verwarnung ansehen Alte
Welt wirft ihr vor, daß sie eine wahre Sucht habe,
eine politische Rolle zu spielen, und selbst die Anhänger
des Kaisers klagen, daß sie einen verderblichen Einflüß
auf den Kaiser übe und nichts weniger sei a!6 sein gu
ter Stern
Gewehre: „Die große Menge von Geschossen,
welche diese Feuerwaffen in wenigen Minuten über ein
Schlachtfeld ausstreuen, vermag viele Soldaten kampf
unfähig zu machen; wegen der außerordentlichen Klein
heit der Geschosse aber sind die dadurch verursachten
Wunden selten tödtlich. Die Chaffepotkugel zerschmettert
nur selten einen Knochen, zieht sich vielmehr in dett
meisten Fällen um-denseben he um, wie das an vielen
Verwundeteten von Mentana beobachtet worden ist."
Man hat berechnet, daß ein Jäger 5000 Morgen
Waldung nöthig hat, um seinen Unterhalt durch Hagd
auf Vierfüßler zu beschaffen, ein Hute 500 Morgen,
ein Bauer alten Schlags 50 Morgen, ein fortgeschritte
ner, sogen, rationeller Landwirth t0 M. und ein Gärt
ner 2 Morgen zu seinem und seiner Familie Fortkom
men. Welch ein Unterschied! Je mehr also die Be
völkerung eines Landes zunimmt, je dichter sie wird,
desto besser muß die Landwirthschaft betrieben werden
und um so mehr w'rd sie sich dem Gartenbau nähern
wie in China und Japan.
In Paris sängt die Polizei selber an, unzufrieden
zu werden; sie will Zulage haben. Es sei ein Hunde
leben, keine Ruh' bei Tag und Nacht und was Hr
Maueranschläge müssen sie abreißen und lesen! Z. B>
neulich drei Nächte hintereinander, einen: „Frankreich
gehört sich seit 45 Jahren nicht mehr an, es hat aÜ?
seine Freiheiten verloren. Seine Reichthümer sind ver
geudet, die Ersparnisse eines halben Jahrhunderts ven
nichtet worden; es war die Hoffnung der Volker, A
ist heute ihr Alpdrücken." Der andere Anschlag sW
an: „Franzosen! Die Regierung Bonapartes wurde auf
dem Verbrechen errichtet; sie hat Frankreich seit iv
Jahren mit Schmach bedeckt. Bonäparte will uns zmy
Werkzeug der Unterdrückung der andern Völker machend
Und die dritte Proklamation: „Volk von Paris! Vor