Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

des Feuers Heftigkeit so groß war daß sich ein Knabe 
nur noch durch einen Sprung aus dem Fenster retten 
konnte; dagegen sind drei Pferde verbrannt und sämmt 
liche Haus- und Stallgeräthschaften und Pümpel konnte 
für sich und seine acht Kinder kaum mehr als das nackte 
Leben retten. Trotz der angestrengtesten Bemühungen 
gelang es erst beim Grauen des Tages des Feuers in 
soweit Meister :u werden daß die Gefahr der Ausdeh 
nung als beseitiget betrachtet werden konnte, welche 
Gefahr von der Art war, daß bei nur einigem Luftzug 
der andere Tag vielleicht einen Theil der Stadt als aus 
gebrannte Ruine gesehen hätte. Ueber die Entstehung 
des Brandes ist noch nichts ermittelt. Die Hülfeleistung 
von Seite aller Schichtender Bevölkerung war eine 
aufopfernd thätige, unermüdliche und zusammenwirkende. 
Sehr schnell erschienen am Platze auch die Feuerspritzen 
von Altenstadt, Rankweil, Sulz mit Röthis, Frastanz, 
Renzing, Meiningen und Mauern mit ihren Mannschaf 
ten. F. Z. 
Vor ewigen Wochen kam ein Brief aus Pittsburg 
an einen hiesigen Einwohner, daß in jener Stadt ein 
Architekt Anton Seger, aus Vaduz abstammend, gestor 
ben sei, mit einem Nachlaß von 100,000 Dollar. Diese 
Summe stehe zur Disposition der allfälligen Verwand 
ten. Nachforschungen haben bereits die Erben ermit 
teln lassen. 
Werdenberg. Der Bau der Rheinbrücke Buchs- 
Schaan ist an Herrn Schießer, Baumeister in Glarus, 
verakkordirt. Er soll bis Ende Juni 1868 vollendet 
sein. 
In Meiningen-Oberriet wird ebenfalls das Project 
einer Rheinbrücke betrieben. 
St. Galle». Die zu Konstzrenzverhandlungen mit 
einer Deputation des hochw 'Hischpfs über Verminde 
rung der Feiertage bestellte Abordnung des ReglerungS< 
rothes, bestehend in den Herren Sarer und Zündt, er 
stattete Bericht über das Ergebniß der in 3 Konferen 
zen gepflogenen Verhandlungen, wonach sich der hochw. 
Bjkchof bereit erklärt hat, sich beim heil. Stuhle dahm 
zu verwenden, daß von den noch bestehenden 16 katho 
lischen Feiertagen sechs aufgehoben werden sollen. Der 
Regiemngsralh nimmt den Bericht mit Befriedigung ent 
gegen und beschließt, hievon dem Großen Rathe mit be 
sonderer Botschaft Kenntniß zu geben ^ 
' Für die westliche Reichshälfte deS Kaiserthums Oestreich 
Kellt sich auf das Jahr 1868 ein Defizit von 50 Mil 
lionen Gulden heraus. Da außerdem die neue Bewaff 
nung der Armee noch 20 Mill. in Anspruch nimmt, so 
weiß man nicht, wie dieses Defizit zn decken ist. Man 
will die Staats noten vermehren, um sich aus der 
Bedrängniß zu ziehen. 
In Wien ists jetzt nA dem Straßenraub und den 
Nächtlichen Einbrüchen Nicht mehr auszuhalten. Obschon 
die Polizei ein sehr wachsames Auge und bereits eine 
Diebsbande von 67 Mann eingezogen hat, so wollen 
doch die Diebstähle kein Ende nehmen. 
In Wien wurde eine arme Bauernfrau in das 
SchMgefättgniK gesteckt. Als ihr mitgetheilt wurde, 
daß sie täglich 60 Neukreuzer erhalte, brach sie in Freu 
denthränen aus und rief: Vergelt'S Gott! 
Verbesserte Petroleum-Lampen sind mit einem neuer 
fundenen Dochte versehen, durch welchen erstlich die Ge 
fahr des Erplodirens auf'S vollständigste beseitigt und 
außerdem der üble Geruch der Petroleumbeleuchtung 
gänzlich paralysirt sein soll. Der Erfinder des Dochtes 
ist ein um daS Beleuchtungswejen überhaupt vielfach ver> 
dienter Mann, S. Reisner in Wien. 
Trotz allen Friedensversicherungen schreitet Frankreich 
in seinen kriegerischen Rüstungen unausgesetzt vorwärts. 
Aus Toulon und anderen Seehäfen lst wiederholt über 
Maßregeln berichtet worden, um die ganze Flotte na 
mentlich das Panzergeschwader, in möglichster Stärke auf 
kriegstüchtigen Fuß zu setzen. 
Laut dem „Blaubuch" wird die Fabrikation der 
Ehassepot-Gewehre sehr eifrig betrieben. Die Fabrik 
von St. Etienne ist jetzt so eingerichtet, daß sie jährlich 
120,000 Stück der neuen Waffe liefern kann; in Eha- 
tellerault, Tülle uud Metz wird unausgesetzt gearbeitet, 
außerdem hat eine Finanzgesellschaft bedeutende Lieferun 
gen von Ehafsepots übernommen, die sie unter der Kon- 
trole der französischen Artilleriebehörden und auswärti 
gen Fabriken ausführen läßt. Die jetzigen Gewehre 
lassen sich laut Bericht des Kriegsministers trefflich in 
Hinterlader umwandeln und geben ausgezeichnete Reserve- 
Waffen ab. 
Der „Kölnischen Ztg." schreibt man aus Paris: Ob 
gleich der gesetzgebende Körper das Kontingent der Al 
tersklasse 1867 in der letzten Session in Folge des Mi 
litärprojektes nicht votirte, so hat der Kriegsminister 
doch bereits Befehl ertheilt, die Rekrutenlisten aufzustel 
len, so daß er nach dem V?tum der Kammer die Klasse 
von 1867 sofort unter die Waffen bringen kann. Je 
denfalls aber haben die kriegerischen Ideen noch immer 
energische Vertreter, und das offiziöse „Pays" meint 
heute: „Das Kaiserreich ist der Friede! Gut; aber 
der glorreiche und ehrbare Friede. Eben so wenig, wie 
wir, wtll der Kaiser emen ungesunden und gefährlichen 
Frieden. Dies ist die Frage, die binnen Kurzem auf 
gestellt werden wird. Wir haben die feste Ueberzeu 
gung, daß die Regierung immer den Frieden wünscht, 
aber einen F,jeden, wie er auf Sebastopel und Solfe- 
rino folgte und wie der sein wird, welcher der Zurück- 
eroberung unserer natürlichen Grenzen folgen muß." 
Laut dem Wiener „Tagblatt" trifft auch Oestreich 
feine Vorbereitungen. Im Kriegsministerium finden leb 
hafte Berathungen über die bevorstehende Heeresergän 
zung statt, an denen Graf Andrassy Theil nehme. Die 
von der Regierung an Ungarn gestellte Forderung von 
47,000 Mann für die im nächsten Jahr vorzunehmende 
Rekrutirung wird durch einen Hinweis auf die Dinge 
an der unteren Donau, auf Verwicklungen zwischen 
Serbien und der Türkei und durch die Lage im Orient 
überhaupt begründet. 
Werfen wir von der Donau einen Blick nach Peters 
burg, so ersehe», wir aus dem Londoner „Globe", daß 
die rnsjische Diplomatie gegenwärtig bemüht ist zu er 
fahren, ob sich eine sichere Allianz Rußlands mit Frank»
	        

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