Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

Liechtensteiner Kandeszeitung. 
I'ünktvr 
Vaduz. Samstag 
Rro. SV. 
7. Dezember 1867. 
D,eseS Blatt erscheint m der Regel monatlich Zmal und kostet ganzjährig t fl. 5'^ kr. Linrückunqsgebühr für die gespal 
tene Ze,!e ^ Nkr Man bestellt dle Aettung m Vaduz bei der Redaktion - in Feldkirch bei der löbl Wagner'schen Buck. 
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Ueber Kaffee-Bereitung. 
Nach Liebig, Westermanns Monatsheft, 21. Bd. 1867. 
Liebig ist ohne Zweifel der größte Chemiker unserer 
Zeit, und dabei ein Verehrer des Kaffee's. Er hielt 
eS nicht unter seiner Würde, sich mit Untersuchungen 
über die beste Bereitungsart des Kaffee's abzugeben. 
Das Erste ist die Absonderung der verschiedenen Un 
einigkeiten von den rohen Bohnen. Sodann erfolgt 
das Rösten. Den besten Kaffee erhalt man aus hell 
braun gerösteten Bohnen. In den dunkelbraun gerö 
steten ist kein Kaffein — der wichtigste Bestandtheil — 
mehr, schwarze Bohnen sind ganz werthlos. Zn einem 
Hause, wo man den Kaffee beim Rösten auf der Straße 
riecht, trinkt der Kenner keinen Kaffee. Der geröstete 
Kaffee verliert mit jedem Tage an seinem Wohlgeschmack. 
Diese schädliche Veränderung kann zweckmäßig verhütet 
werden, wenn man am Enve der Röstung, bevor die 
Bohnen vom Feuer genommen werden, selbe mit etwas 
gepulvertem weißem Zucker bestreut Auf 1 Pfund Boh 
nen 1 Loth Zucker. Nach der Röstung schüttet man 
die Bohnen auf ein Eisenblech, verbreitet sie zu einer 
dünnen Schicht, so daß sie rasch erkalten. Beim Rö- 
Aen verlieren die Bohnen 15—t 6^ am Gewicht, ge 
winnen aber an Ausdehnung, so daß z. B 1 Schoppen- 
glaS voll roher Bohnen 1 /z Schoppen gebrannte gibt 
Als die beste Metbode der Kaffeebereitung fand Lie- 
big die folgende. Man nimmt ein Blechgefäß, welches 
1 Loth rohe Bohnen faßt und füllt es wir gerösteten. 
Dies sei das Maß für 2 Tassen Kaffee. Man bringt 
daS Waffer mit ^ des Kaffeepulvers, welches man 
brauchen will, zum Sieden, und läßt volle 10 Minuten 
oder auch langer, bei gelindem Feuer und mit schwachem 
Aufwallen kochen. Nach dieser Zeit wird das zurück- 
behaltene letzte Viertel des Kaffeepulvers eingetragen 
und das Kochgeschirr vom Feuer entfernt; es wird be 
deckt und 5—6 Minuten ruhig stehen gelassen; beim 
Umrühren setzt sich alsdann das auf der Oberfläche 
schwimmende Pulver leicht zu Roden und der Kassee ist 
jetzt vom Pulver abgezogen, zum Genusse fertig. 
Allerhand Neuigkeiten. 
DaS „St. Galler Volksblatt" von Utznach bringt 
<VuS Liechtenstein einen Artikel gegen unsern Landtag, 
weil derselbe den Beschluß faßte, es möchte mit der 
kirchlichen Behörde eine Verminderung der Feiertage ver 
einbart werden. Das ist nun ein großes Verbrechen 
und wird benützt um ein starkes Maß von Gift und 
Galle über den Landtag auszugießen. Freimaurer, Feier 
tagsstürmer, falsche Propheten und allerlei anderes Ge- 
flüqel schwirrt dem Schreiber des Artikels um den Kopf 
und wird mit zahlreichen Hieben verfolgt. Aber es 
sind Lufthiebe — sie machen keinem weh, man liest so 
etwas zur guten Verdauung nach Tisch. Warum auch 
sich erbosen! An all' dem Geschreibsel ist kein wahres 
Wort. Es ist eine gemeine Verläumdung die Landtags- 
Mitglieder „eine im Finstern wirkende Partei" zu nen 
nen! Es handelt sich ja auch gar nicht um die Ver 
minderung der Religion, sonst hätte der Bischof von 
St. Gallen nicht die Abschaffung von 6 Feiertagen 
kürzlich gutgeheißen. Man hat jetzt schon 26 Feiertage 
weniger als früher, und ist noch so gut katholisch atS 
vor 40 Jahren. Noch ein paar Feiertage weniger und 
es wird deßhalb nicht schlimmer werden. Predigt und 
Christenlehre, Religionsunterricht in der Schule, religiöse 
Zucht im Hause und in der Gemeinde geben genügend 
Raum, um das religiöse Leben sogar noch zu stei 
gern. Vollbringe nur jeder, was an ihm ist , und 
lasse Anderes, was mit der wahren Religion eigentlich 
nichts zu thun hat. Wir meinen, es sei nicht gar 
wohlgethan, wenn man z. B. die Kanzel zu Befeindun 
gen und Beschimpfung politischer Gegner mißbrauche. 
Unsere Religion verlangt Liebe und Duldung! Und 
zum Ruhme der meisten liechtensteinischen Priester sei eS 
gesagt, daß sie ihres Amtes in diesem Sinne walte». 
Die nicht also thun, stürmen den Himmel mit allem ze- 
lotlschen Eifer sicher nicht! Am allerwenigsten aber 
dürsten sie ihre etwaige persönliche Geltung dadurch er 
höhen. 
Feldkirch, 2. Dezember. Die letzte Rächt war fkr 
unsere Stadt eine Nacht deS Schreckes. Bald nach t 
Ubr weckte die Sturmglocke und Feuerruse die Einwoh 
ner aus ihrer Rube; eine ungeheuere Feuersäule loderte 
aus der Vorstadt empor, Hp Stadt mit furchtbarem 
Roth beleuchtend. Mit rasender Schnelligkeit ergriff 
daS entfesselte Element die bei der Säge gelegenen Etat! 
lungen und daS Haus deS I R. Pümpel. Obwohl 
schnelle Hülfe zur Hand war, sind die drei StallunPv 
total und daS Wohnhaus beinahe abgebrannt. Men 
schenleben find dabei nicht zu Grunde gegangen obwohl 

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