Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Als der Kaiser sah, daß auf dem nördlichen Kriegs 
schauplatz alles verloren sei, entschloß er sich zu einem 
äußersten Hilfsmittel. Er trat Venetien an den Kaiser 
Napoleon ab und ersuchte diesen bei Preußen und Ita 
lien einen Waffenstillstand zu vermitteln, dieser ist denn 
auch sür eine Dauer von 6 Wochen abgeschlossen. Ob 
daraus der Friede erwachsen werde ist nicht wahrschein 
lich. Preußen wird in seinem Siegeslauf nicht inne 
halten wollen. Das wird eine Ursache für Napoleon 
sich in den deutschen Krieg zu mischen. — Deutschland 
wird die Zeche bezahlen. 
Es ist eine böse Zeit. Was kann die Folge sein all 
dieser Wirren? Für die Freiheit des deutschen Volkes 
wird nichts errungen werden. Sollte Preußen Herr 
werden in Deutschland, so bringt es uns eine Militär- 
Despotie. 
Die eroberten Landestheile fühlen schon jetzt die 
Zwingherrschaft. Auch das preußische Volk ist wan- 
kelmüthig geworden, die Landtagswahlen sind viel gün 
stiger für Bismark ausgefallen, als man erwarten 
mochte. — Bleibt die jämmerliche Bundeseinheit auf 
recht, wie sie besteht, so kann jedes nächste Schaltjahr 
einen neuen Krieg um die Oberherrschaft in Deutschland 
hervorrufen. Kurz und gut jeder, der es mit der Volks 
freiheit aufrichtig meint, der ist betrübt bis in die tlesste 
Seele, wenn er sieht wie sich alle Mächte vereinigen, 
dieses köstliche Kleinod mit Füßen zu treten. Und das 
Volk? Es ist willen- und gedankenlos, es läßt alles 
über sich ergehen. Gott wende es zum bestem! 
Benedek wurde abgesetzt. Es wird ihm viel Schuld 
beigemessen, daß Oestreich unterlag. Aber auch seine 
Unterfeldherren sind strafbar. Es sind ihrer 3 vor ein 
Kriegsgericht gestellt worden. 
Von den bayerischen und andern süddeutschen Truppen 
hört man wunder wenig. Die Herren Diplomaten dieser 
Länder waren klug wie die Schlangen. Sie paßten 
ab, wer von beiden Sieger werde. Es ist leicht mög 
lich, daß sie nun mit Preußen den Handel abmachen. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 10. Juli. Unser Hochwürdigster Bischof von 
Chur hat in Berücksichtigung der gegenwärtigen Kriegs- 
zeit zur Erhaltung des Friedens öffentliche Gebete ver 
anstaltet. 
Die Kaplanei Eschen soll durch das Hochw. Landes- 
vikariat zur Bewerbung auf dem Wege des Konkurses 
ausgeschrieben sein. DaS Collaturrecht steht der Ge 
meinde zu. 
Balzers, Juli. Als die Nachricht hier eintraf, 
daß die Lichtensteinische Mannschaft sich marschbereit zu 
halten habe und daher zu jeder Stunde abzuziehen in 
den Fall kommen könne, bildete sich hier sogleich ein 
Comitö, bestehend aus Herrn Richter Büchl, Herrn Franz 
Wolfinger und Herrn Pfarrer Gmelch, um durch eine 
Sammlung freiwilliger Gaben ein Reise- und Marsch 
geld für jene Balzner Jünglinge zu erlangen, welche 
Druck von 
zum Kontingente gehören. Sie sind dessen bedürftig. 
Am Sonntag Nachmittag ward die Sammlung vorge 
nommen, und in 4 Stunden waren 180 Frkn. beisam 
men. Gewiß ein schönes Beispiel patriotischen Sinnes. 
Außerdem gibt auch die Gemeinde selbst noch 10—12 fl. 
jedem Manne auf den Marsch mit. 
— In voriger Woche ertrank ein junger Mann, der 
über den Rhein schwimmen wollte. Er hinterlaßt eine 
Wittwe. 
Wie heiß der Kampf in der Schlacht bei Custozza 
an einzelnen Punkten wüthete, geht z. B. daraus her 
vor, daß Veleggio, welches 5mal genommen, 5mal ver 
lassen, also lömal gestürmt wurde, ein vollständiger 
Schutthaufen ist. Ein ungarisches Infanterieregiment, 
welches von Morgens bis Abends kämpfte, hatte am 
Spätnachmittag einen Sturm auf die Höhen von Cu 
stozza gemacht, welcher abgeschlagen wurde. Ganz er 
schöpft sammelte sich das Regiment am Fuße der Höhen. 
„Herr Oberst, lassen Sie uns einen Augenblick aus 
schnaufen, und dann werden wir diese verd— Wäl- 
schen schon herunter kriegen." Fünfzehn Minuten war 
gerastet worden, da sprangen die tapfern Ungarn wieder 
auf und riefen: „Sturmstreich! fällt das Bajonett! 
Hurrah!" und bald waren die Höhen genommen. Die 
deutschen und ungarischen Regimenter arbeiteten furcht 
bar mit Bajonett und Kolben wie die italienischen Ge 
fallenen zeigen. 
Telegramm. 
(Aufgegeben St. Gallen, 12. Juli 4^» Nachmittags; 
angekommen in Feldkirch 12. Juli 5»5 Nachmittags.) 
München, 11. Juli Abends. Seit 24 Stun 
den hartnäckiger Kampf bei Kissingen zwischen 54,00V 
Baiern und 60,000 Preußen. Die Baiern, von 
den Höhen zurückgeschlagen, haben sie wieder er 
stürmt. Bei Frankfurt wird eine Schlacht erwartet. 
Empfehlung. 
Unterzeichnete haben in Azmoos War tau ein neues 
Geschäft errichtet in allen Arten Materialwaaren, Fisch 
thran, viele Arten Oele zc. alle möglichen Arten Farb 
waaren, auch solche fertig zum anstreichen, Spezereiwaa- 
ren, Schreibmaterialien, Kurzwaaren, Conditorei und 
Waschwasser womit man alle schmutzigen Kleider augen 
blicklich reinigt wie neu, ohne Nachtheil. 
Prompte und billige Bedienung wird zugesichert von 
I. Pfeiniger und Streuli. 
Curs. 
Für 100 fl Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 7. Zuli . . . fl. 125.50 Banknoten. 
Donnerstag, den l2.Zuli . . . fl. 127. » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vi-. Schädler. 
Graff in Feldkirch.
	        

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