Antheil an der Niederschlagung der auSgebrochenen pol
nischen Revolution hatte. Bei dieser Gelegenheit erwarb
er sich zuerst den Dank seines Kaisers und Vaterlandes.
Zm Jahre 1847 zum Commandanten des ungarischen
Infanterie-Regimentes Graf Giulay ernannt, nahm er
an der Spitze desselben an den italienischen Feldzügen
der Jahre 48 und 49 in einer Weise Theil, daß er nach
der Schlacht bei Novara zum Ritter des Maria-There-
sien-Ordens und zum Inhaber des 28. Jnfanterie-Regi-
mems ernannt wurde. Eine Auszeichnung, die als
Oberst nur Souveränen oder Prinzen aus souveränen
Häusern zu Theil wird. Auch gegen den ungarischen
Aufstand im I. 1849, kämpfte er unter Haynau, und
war der Liebling Radetzkys. Obgleich der Maria-There-
fien-Orden ihm die statutenmäßige Berechtigung zur Er
hebung in den Freiherrn stand gibt, so hat Benedek eS
doch vorgezogen, den von seinem Vater ererbten einfachen
Adel beizubehalten. Dorfztg.
Vaduz, K. Juni.
Frankreich, England und Rußland haben das Mitt
leramt auf sich genommen und die streitenden Mächte,
auch den deutschen Bund zu einer Konferenz nach Pa
ris eingeladen, um die Streithändel gütlich beizulegen.
Preußen und Italien ließen sich leicht bereden, nur Oest
reich machte Vorbedingungen, welche keine so schnelle
Lösung des Konflikts hoffen lassen. Oestreich steht ge
rüstet mit der Aussicht seine Gegner niederzuwerfen, es
wäre thöricht von ihm, wenn es in solcher Verfassung
dem Gegner ohne weiters nachgeben wollte. Denn mit
Italien wird die Arbeit nicht so schwer, und Preußen
ist in der letzten Zeit etwas bedächtiger geworden: die
Noth im eigenen Lande, die gewaltige östreichische Armee
und die Feindschaft des ganzen übrigen Deutschlands
helfen zusammen um die hitzköpfigen Junker etwas ab
zukühlen. Der König Wilhelm selbst erhält aus allen
Theilen des Landes zahlreiche Adressen, welche sich ge
gen den Krieg aussprechen und um Frieden bitten. Er
soll deshalb einen Brief an Napoleon geschrieben haben,
worin er ernsthafte und aufrichtige Friedensvermittlung
wünscht, weil die Volksstimmung in Preußen und
Deutschland höchst bedenklich sich zeige.
Den schwersten Schlag hat Oestreich gegen Preu
ßen dadurch geführt, daß es den Austrag der schleswig-
holstein'schen Sache an den Bund verwiesen hat und die
holstein'sche Landesvertretung auf den k. Juni einberu
fen hat. Vor Jahr und Tag geberdete sich Bismarck
ganz entsetzt über ein solches Vorhaben und drohte Krieg
— heute nichts von alledem, höchstens eine Verwahrung
ins Protokoll deS Bundestags.
Die Könige von Baiern, Würtemberg und Sachsen
eröffneten ihre Landtage persönlich und bezeigten in ih
ren Thronreden übereinstimmend sehr viel deutschen Patri
otismus. Sie erklärten unumwunden, daß die Mitwir
kung des Volkes an den Bundesangelegenheiren höchst
wünschenswerth sei. Auch sind diese Regenten nicht ge
sonnen an dem Kampfe Oestreichs und Preußens theil
zunehmen, sondern sie erkennen ihre Aufgabe in der Er
haltung des Bundes und der Beschützung desselben ge
gen die Uebergriffe irgendwelcher Bundesmacht.
Oestreich wird sich nicht vom Franzosenkaiser hinterge
hen lassen. Der französische Gesandte wußte es in Rom
durchzusetzen, daß italienische Soldaten durch römisches
Gebiet auf der Eisenbahn transportirt werden dursten.
Wenn sich Italien jetzt schon so sehr der französischen
Gunst erfreut, so darf man sicher glauben, es werden
bei der ersten bedenklichen Schlappe die Franzosen den
Italienern zu Hilfe eilen. Napoleon kann überdies nie
gestatten daß Italien Schaden nehme, weil ja der größ
te Tbeil der italienischen Staatsschuldbriefe in den Hän
den französischer Eigenthümer sich befindet.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 2. Juni. Die heutige Nr. der „Feldk. Ztg."
bringt in ihrem Berichte über die Verhandlungen der
Vorarlberger Handels- und Gewerbekammer die Mitthei
lung eines Beschlusses dieser Versammlung, wonach das
Gesuch einiger liechtensteinischen Gemeinden um zoll
freie Einfuhr von Schafwoll- und Leinenstoffen,
welche zum Färben und Bleichen, dann Flachs, Hanf
und Schafwolle, welche zum Verspinnen oder Verkarden
nach der Schweiz gegeben werden, nicht begutachtet wer
den konnte.
— Nach einem Antrage am Bundestag sollen die
Bundesfestungen Mainz und Rastatt, sowie die Stadt
Frankfurt von den Oestreichern und Preußen geräumt
und dafür die Truppen der kleinen Staaten dahin
verlegt werden. Auch das liechtensteinische Contingent
würde in diesem Falle einberufen werden.
— Die Getreideausfuhr aus Oestreich, mit Ausnah
me des Habers ist wieder aufgehoben. — Die östr. Sil
bersechser vom I. 1849/50 (Zehner) ssind in Süddeutsch
land auf 5 kr. herabgesetzt. — Oestreich läßt für 12
Mill. fl. Zehnerzettel drucken. — Italien druckt um 40
Mill. Banknoten.
— Der hundertäugige und -öhrige Berichterstatter der
Kölner Ztg. aus Oestreich hat auch dem Ausmarsch der
schwarzgelben Brigade aus Wien beigewohnt und
berichtet allerlei Abschiedsgespräche. „Schau, Seppel,
daß du fort mußt, haben wir nur diesen verfluchtigen
Preußen zu danken; wenn doch der Teupel das ganze
ketzerische Preußenland zehntausend Klafter tief unter den
Erdboden verschlagen wollt!" rief eine weinende Schöne
einem stämmigen Steiermärker zu, mit dem sie, ihrer
hochgewölbtm Taille nach zu urtheilen, in sehr intim
zärtlichem Verkehr gestanden haben mußte. — „Laß gut
sein, Lenerl; schau, ich bin schon einst in Berlin gewes',
ich weiß, da haben die Leute all die Hände von den
blanken Silberthalern voll, und weiß, ich kehr nicht
wieder zurück, ohne den ganzen Tornister schwer voll
Silber zu haben. — Huidi soll das mir Freud' sein,
wenn wir erst wieder in Berlin sind! tröstete lachend der
Soldat. —- Einen Korporal der Belgier hörte ich zu
einem sehr hübschen, elegant gekleideten Mädchen sagen:
„Weißt Du, Schatzerl, ich bring' Dir auch die drei
Haare, die der BiSmarck noch, auf seinem kahlen Kopfe