Liechtensteiner Landet,zeitung
Vierter ^»ItrAallsK.
Vaduz, Samstag
Rro. 14.
9. Juni 18KK.
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Landtags» erHandlungen.
Fünfter Landtag.
2. Sitzung, Vaduz am Juni 1366.
Vormittag 9 Uhr.
Tagesordnung: 1. Beschlußfassung über den Com-
misstonsantrag bezüglich Aufbringung event, nothwendi
ger Geldmittel zu Landesmilitärzwecken, 2. Beschlußfas
sung über die Staatsrechnung pro 1865, 3. Lesung des
Entwurfs eines Rekrutirungsgesetzes, 4. Wahl einer Fi
nanzcommission.
Der neu einberufene Ersatzmann B. Quaderer lei
stet die gesetzliche Angelobung in die Hand des Präsi
denten; — Abgeordneter Pfarrer Büchl v. Triesenberg
ist wegen Krankheit entschuldigt. Hierauf wird das Pro
tokoll letzter Sitzung vorgelesen und genehmigt. Seit letzter
Sitzung gelangten folgende Schriftstücke in Einlauf: f.
Regierung bringt in Vorlage: das Finanzgesetz pro 1867,
— eine Nachtragsforderung für die Kosten der Landes
vermessung, — ein Nachtragsgesetz bezüglich der Zeichen
kurse an Elementarschulen, — Kostenvoranschlag für den
Straßenbau in die Alpen über den Culmen — Gesetz
entwurf über Aufhebung des Pleuelgeldes, Neugereuth-
und Schäffhaberzinfes, — endlich ein Gesuch um Nach
laß von Gewerbsteuer.
Sofort kommt Punkt 1 der Tagesordnung, mit Aus
schluß der Oeffentlichkeit, in Berathung und werden die
diesbezüglichen Commissionsanträge zur Annahme.
Alsdann nimmt der Landtag die Behandlung der
Staatsrechnung pro 1865 in Angriff. Nach dem Be
richte des Landesausschusses ist der Stand der Landes
kasse ein sehr günstiger, wie sich dies auch aus der in
einer besondern Beilage zur LandeSzeitung, mitgetheilten
Uebersicht* ersehen läßt. Fast in jedem Ausgabszweige
wurden Ersparnisse gemacht, ohne daß die öffentlichen
Zwecke darunter litten und ist „dieses günstige Ergeb
niß" der Sparsamkeit der f. Regierung zu verdanken.
Der Antrag des Landesausschusses „der h. Landtag mö
ge der 1865er StaatSrechnung die Genehmigung erthei
len", wird einstimmig angenommen.
Der nächste Gegenstand: Berathung des Rekrutirungs
gefetzes erfolgt Nachmittag 2 Uhr, da um 12 Uhr die
Sitzung aufgehoben wurde.
Das Rekrutirungsgejetz ist dem bezüglichen Gesetze des
* Zn der Beilage, Seite 2, Staatsrechnung Ziff. 7 wurde
eine Ausgabe auf Schuldentilgung ausgelassen mtt fl. 3809.
49 als Restzahlung des Vorschusses der hf. Renten.
Königreichs Baiern nachgebildet, weil durch eine frühere
höchste Entschließung für unser Contingent die baier.
Militärgesetze eingeführt wurden. Dasselbe behält aber,
nach der Zuschrift der hf. Regierung, in der Durchfüh
rung des Rekrutirungsgeschäftes daS bisherige Verfahren
bei und hält die in der Verfassung normirte allgemeine
Wehrpflicht fest. Eine gänzliche Militärbefreiung kommt
nur dem geistlichen Stande zu, doch ist in Friedenszeiten
auch den Studirenden, Lehrern, Aerzten, Beamten zc.
eine Loszählung von der activen Militärdienstpflichtigkeit
zugesichert. Als neu erscheint die Bestimmung, daß alle
durch das Loos befreiten, nicht gänzlich vermögenslosen
Militärpflichtigen eine Tare von fl. 6 zu entrichten ha
ben, welche zur Begründung eines Jnvalidenfondes die
nen soll. — Der Entwurf erfuhr in seinen 93 §§ nur
ganz geringe Zusätze und ist nahezu unverändert, ohne
irgend welche erhebliche Debatte vom Landtag einstim
mig angenommen worden.
In die Finanzcommission werden alsdann erwählt:
Schädler mit 12, Marrer mit 11, Keßler, Kirch
thaler und Wanger je mit 9 Stimmen.
Um 5^/2 Uhr wird die Sitzung geschlossen.
Ludwig v. Benedek ist der tüchtigste unter den
jetzt lebenden östreichischen Generalen und der Kaiser
übergab ihm deßhalb den Oberbefehl der gegen Preußen
aufgestellten Armee. Benedek ist protestantischer Konfes
sion und wurde im I. 1804 in Oedenburg in Ungarn
geboren, wo sein Vater ein angesehener und geachteter
Arzt war. Dieser zeichnete sich in den dreißiger Jahren
beim ersten Erscheinen der asiatischen Cholera in Eu
ropa, — die in Ungarn gräßliche Verheerungen an
richtete, — so aus, daß ihm das Ritterkreuz der eisernen
Krone und mit demselben der erbliche Adelstand verliehen
wurde. Seinen Sohn Ludwig gab er frühzeitig in die
nahegelegene Militär-Akademie zu Wiener-Neustadt, aus
welcher Letzterer — einer der vorzüglichsten Zöglinge —
im Jahre 1822 als Offizier in die Armee trat. Fort
gesetzte Studien und militärische Begabung ließen ihn
mit ungewöhnlicher Schnelligkeit die unteren Stufen der
militärischen Laufbahn ersteigen. DaS Jahr 1840 sieht
ihn als Major und Adjutant des Gouverneurs von
Galizien, — das Jahr 1846 bereits als Oberst in der
selben Stellung, wo er durch sein umsichtiges Benehmen
und durch persönliche Tapferkeit den hauptsächlichsten