Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Kantonskosten im nächsten Winter Käsefchulen errichtet 
werden, worin junge Leute unter tüchtiger Leitung die 
Molkenbereitung praktisch erlernen können. Ferner sollen 
Gemeinden, die von auswärts tüchtige Käfer kommen 
und Söhne des Landes bei diesen lernen lassen, Staats- 
beitrage hierzu erhalten. Endlich Staatsbeisteuer für 
junge Bündner, die in andern Kantonen sich in der 
Käserei praktisch heranbilden. Für diesen Zweck würde 
der Kanton 3000 Frcs. zu Unterstützungeu verwenden. 
— Die Gewerbe-Ausstellung sür das Sar 
ganserland soll am 1. Juli d. Js. in Ragaz eröffnet 
werden. Das Ausstellungsgebäude ist schon begonnen; 
mit der Ausstellung ist die Äusloosung von Gegenständen 
verknüpft. — In Freienbach bei Oberried ist am 24. 
März die Lungenseuche in eittem Stalle zum Aus 
bruch gekommen. Sämmtliche 11 Stücke sind beseitigt, 
8 davon waren gesund. Das k. k. Bezirksamt Bludenz, 
welches die Nachricht hievon in der „Feldk. Ztg." ver 
öffentlichte, stellt Vorsichtsmaßregeln Seitens der k. k. 
Statthaltereibehörde in Aussicht. < 
JmRequiriren waren die Franzosen immer Meister, 
sie nahmen nicht nur, was sie fanden, sondern wußten 
auch zu schaffen, was sich nicht fand. Die Koblenzer 
wissen ein Stücklein davon zu erzählen. Die Franzosen 
waren in der Revolutionszeit eingerückt und waren nicht 
nur „Ohnehosen", sondern auch „Ohneschuhe". Sie 
requirirten, was da Zeug hielt, und nachdem sie alles 
hatten, auch noch 12,000 Paar Schuhe oder Stiefeln. 
— Unmöglich, sagte der Gemeinderath, aller Vorrath 
ist ausgegangen! — Ei, so beruft eine Volksversamm 
lung; die weiß in schwierigen Dingen immer Rath! 
sagten die Franzosen. — Die Volksversammlung fand 
statt, aber guter Rath war theuer und kein Schuh auf 
zutreiben. Als die Versammlung auseinandergehen wollte, 
fand sie die Ausgänge von den Franzosen besetzt; sie 
ließen Niemand fort, bevor er seine Stiefel oder Schuhe 
ausgezogen hatte. Die Koblenzer gingen strümpfig nach 
Hause. 
— Die Beendigung des amerikanischen Krieges 
macht sich am stärksten in der Baumwollenfabrikation 
fühlbar. Im Februar 1865 kamen nur 5719 Zentäer 
Baumwolle aus Nordamerika nach England, 1366 aber 
betrug diese Einfuhr ^/z Millionen Zentner. Vielleicht 
ist auch das ein Merkmal, man möchte sagen, von schreck 
licher Bedeutung, daß England im heurigen Februar 
dreimal mehr Weizen und Mehl als 1865 einführte. 
Die ungeheure Arbeiterzahl ist durch die Wiederkehr des 
Verdienstes wieder in der Lage, sich sättigen zu 
dürfen! — Auch die Auswanderung hat sich im Fe 
bruar bereits verdoppelt. — Das englische Jnselreich 
braucht jährlich 97 Mill. Pfd. Thee. — In der Schweiz 
wurden im Monat Februar d. Js. an 30,000 Zentner 
rohe Baumwolle mehr eingeführt, als 1865 im gleichen 
Monat; die Einfuhr an Vieh hat zugenommen, wahr 
scheinlich, um den Ausfall durch die trockene Witterung 
vorigen JahreS zu ersetzen. Dagegen kamen um 7000 
Zentner Getreide und 17,000 Zentner Mehl weniger 
inS Land, als 1865 im Februar. ES ist dies eine Folge 
der guten Ernte. 
Der verflossene Monat Februar steht einzig in der 
Weltgeschichte, er hatte nämlich keinen Vollmond, indem 
dieser einige Stunden vor dem Anfang und einige Stun 
den nach dem Schlüsse dieses Monats eingetreten ist. 
Seitdem die Welt, nach unserer gewöhnlichen Zeitrechnung 
besteht, ist der Februar dieses Jahres der erste Monat 
ohne Vollmond. Nach Berechnnng der Astronomen wird 
der gleiche Fall erst in dritthalb Millionen Jahren wie 
der eintreten. 
Land- und Hauswirthschaftliches. 
Kunstdünger — Knochenmehl. 
Von Herrn Andr. Schatzmann, Knochenmehlfabrikant 
in Feldkirch, wird uns folgende Reklamation übersandt: 
„In der Liechtensteiner Landeszeitung Nr. 8 vom 31. 
März heißt es unter Anderem: Die Düngerfabrikanten 
find recht ehrsame Leute, aber es passirt ihnen oft, daß 
irgendwie Staub, Sand u. dgl. unter das Knochenmehl 
geräth, oft zu 20 und 30 Natürlich wissen sie nichts 
davon, und lassen sich den werthlosen Sand zu dem Preise 
des Knochenmehles bezahlen. — Hierauf finde ich zu 
bemerken, daß diese Behauptung falsch (?) ist; wenigstens 
ich verkaufe nur echtes/ unvermengteS Knochenmehl zu 
2 fl. pr. Wr.-Ztnr. und sehe es gerne, wenn dasselbe, 
um für meine Behauptung Gewißheit zu erlangen, 
chemisch untersucht wird. 
Andr. Schatzmann in Feldkirch." 
Wir haben uns erlaubt, in diese Mittheilung ein 
Fragezeichen einzuschalten, weil die Behauptung, daß 
die Düngerfabrikanten hin und wieder Staub, Sand :c. 
unter die Kunstdünger mischen, noch heute wahr ist. 
Auf der letzten Versammlung deutscher Agriculturchemiker 
in München am 9./11. August 1865 wurde der Antrag 
gestellt, „es wolle Seitens der Versuchsstationen 
eine förmliche Fahndung nach verfälschten 
Düngmitteln (sowohl von herumziehenden Schwindlern 
als von öffentlichen Fabriken) veranlaßt werden". 
(Aufstellung chemischer Gensdarmen, wie ein Redner be 
merkte). — Bei der Debatte über diesen Antrag erklärte 
der Antragsteller, daß ihm von einem nicht unansehnlichen 
Hause ein Kunstdünger geliefert wurde, welcher auf 100 
Pfund an 23 Pfd. Sand enthielt. Vergl. „Verhandlungen 
der lll. Wanververfammlung deutscher Agriculturchemiker", 
abgedruckt in den „landw.Versuchsstationen" Bd.VIIl. 1866. 
Was nun die Versicherung des Herrn Schatzmann 
angeht, datz er nur reine Waare verkaufe, so haben wir 
das nicht in Zweifel gezogen. Wir hatten ja überhaupt 
Aine bestimmte Fabrik im Auge, am wenigsten diejenige 
des Herrn Schatzmann, dessen Fabrikat uns gar nicht 
bekannt ist. Ein Urtheil über den Werth eines Knochen 
mehles würden wir uns übrigeüS gar nicht zutrauen; 
darüber kann nur der Agriculturchemiker eine verläßliche 
Antwort geben, nicht einmal der Fabrikant, wenn er nicht 
Chemiker um Auskunft fragte. Zu einem guten Knochen 
mehl gehört nicht bloß unverfälschtes Material, sondern 
auch sorgsame, zweckmäßige Zubereitung. Es hat der 
Fabrikant so viel Interesse, als der Kaufer, die Waare 
in beiden Hinsichten prüfe» zu lassen.
	        

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