Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Liechtensteiner Kandeszeitnng. 
Vierter 
Vaduz, Samstag 
Rro. S 
14. April 1866. 
Dieses Blatt erscheint m der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
tene Zeile 4 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buch 
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzvlatt. 
Rundschau. 
Der Krieg zwischen Oestreich und Preußen ist noch 
heute die Frage, welche alle Zeitungen vollauf beschäftigt. 
Man sollte es nicht für möglich halten, in unserem Jahr 
hundert die Söhne eines Volkes wie willenlose Vierfüßler 
auf Leben und Tod gegeneinander Hetzen zu können. Die 
verruchten preußischen Junker fühlen sich nicht im Ge 
wissen getroffen, beim Gedanken an den ruinirten Wohl 
stand eines Volkes von 40 Millionen und an die Ströme 
frevelhaft vergossenen Bürgerblutes. Doch wer wollte 
hier von einem Bürgerkrieg reden! Ein Dynastenkrieg, 
wäre bezeichnender; denn das ist's, was preußischer Seits 
dem-ganzen Streite zu Grunde liegt. Ein Bürgerkrieg 
war der amerikanische, in dem die Bewohner der Süd 
staaten die Sklaverei, ihre Lebens- und Existenzfrage, 
vertheidigten. Was gilt es hier? — Eine Machterwei 
terung des gottbegnadigten preußischen Königthums, Til 
gung jeder freiheitlichen Einrichtung in Deutschland, ein 
rücksichtsloses „Verfügen" über einige hunderttausend 
Menschen der „unterthänigen" Klasse. Ganz Deutschland 
ist einig, daß die Bevölkerung Schleswig-Holsteins allein 
oder doch allermeist zu bestimmen habe, welchem Herrn 
sie sich überlassen will. Warum soll sie gewaltsam preußisch 
werden, wenn sie es nicht sein will? 
Oestreich erhält jetzt den Lohn dafür, daß seine Ne 
gierung in trostloser Verblendung und in ihrem unsterb 
lichen Widerwillen gegen alles Volkstümliche vor einem 
Jahre vom Bundesrecht ließ, nachdem es einzig die Sache 
des Bundes gewesen wäre, die schleswig-holstein'sche Frage 
zu regeln. Die böse Saat reift heran — schon ist das 
östreichische Nationalvermögen durch die Schwankungen 
der Papierkurse um Millionen geschädigt, und ein Krieg 
würde es wieder um alle Früchte der letzten Friedensjahre 
bringen. Eine legitime Regierung, wie sich Oestreich 
vorzugsweise nennt, sollte nie und in keinem Falle etwas 
zugeben, was mit dem bestehenden Rechte in Widerstreit 
ist; oder sie wird auf der einen Seite die schlimmen 
Folgen einer Abweichung vom Recht zu büßen haben, 
ohne auf der andern, wo sie sich mit vernichteten Rechten 
nicht abfinden konnte, die Vortheile des neuen Zustandes 
zu genießen. Siehe Italien! 
Noch ist der erste Kanonenschuß nicht gefallen. Allein 
was den Ausbruch des Krieges bis jetzt hinderte, ist nicht 
sowohl der Gedanke an das Wohl und Webe der Unter 
thanen, sondern die Furcht vor der Revolution. Und 
wirklich ist es kaum glaublich, daß die Nation ruhig 
zusehen wird, wenn die Kriegsfurie über sie hinfährt. 
Lassen es die deutschen Regierungen der Mittelstaaten, 
unthätig und rathlos, geschehen, daß sich ein Bruderkrieg 
entspinnt, so wird das ihren Untergang ebensosehr be 
schleunigen, auch selbst, wenn Preußen vom Glücke nicht 
begünstigt wäre. 
So viel ist in den letzten Tagen offenkundig geworden, 
daß nicht Oestreich, sondern Preußen der Störenfried ist. 
Alles, was man jenem in Bezug auf Rüstungen zur Last 
legte, ist böswillig erfunden. Auf das klare und offene 
Bekenntniß Oestreichs, daß es keinen Angriff im Sinne 
habe, wußte Preußen nur mit unentwirrbaren Phrasen 
zu antworten, und der Antrag Bismarck's auf Bundes 
reform ist eben auch nichts weiter, als der Trumpf eines 
falschen Spielers. Trotzdem wäre eS ein unverzeihlicher 
Fehler, wenn man dieses Angebot zurückweisen würde, 
weil es von Bismarck kommt. Soll der Ertrinkende 
die rettende Hand des Feindes zurückweisen, der ihn aus 
dem Wasser ziehen will, um sofort auf Leben und Tod 
mit ihm zu kämpfen? 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 7. April. Unter heutigem publizirte die 
hochf. Regierung auf Grund des Zollvertrags mit Oestreich 
das vom k. k. Ministerium erlassene Verbot der 
Pferdeausfuhr über die Grenze. 
* Vaduz, 9. April. Die des Verbrechens des 
Kindsmordes angeklagte ledige Weibsperson von Schaan 
wurde von dem Kriminalgericht zu schwerem Kerker von 
10 Jahren verurtheilt; der oberste Gerichtshof hat 
jedoch kraft des ihm zustehenden außerordentlichen Stras- 
milderungsrechts, die Strafe auf 5 Jahre einfachey Ker 
ker herabgesetzt. 
— Se. Durchlaucht babenHrn. Forstinspektor Schauer 
von dem Antritte der Forstmeisterstelle in Schwarzkosteletz 
entbunden, so daß derselbe, wie gewünscht, in seinem 
hiesigen Amte verbleibt. 
Vorarlberg. Der Schneefall vom Ostermontag 
war in St. Gerold so stark, daß binnen 2 Stunden 
der Boden mit einer 2 Fuß hohen Schneeschichte bedeckt 
wurde. — Die Pocken (Blattern) grassiren daselbst. — 
In Montafon soll es „häufig herrenlos herumstreifende 
Hunde geben, die in Feldern und Wiesen :c. Schaden 
anrichten", wie ein Korrespondent der „Feldk. Ztg." be 
richtet.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.