Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Aufgabe, die gelöst werden muß, ist eine höchst schwie 
rige. Außer der Schwierigkeit, von Sklavenarbeit zu 
freier Arbeit überzugehen, ein Wechsel, der bei dem besten 
Willen unendlich schwer wird, ist die feindselige, bittere 
Stimmung der Südländer ein großes Hinderniß. Wir 
müssen eben Alle die Folgen des Sklavensystems tragen. 
Die Unmenschlichkeit und Grausamkeit, mit der die armen 
Schwarzen verfolgt, mißhandelt, betrogen und unterdrückt 
wurden, ist nur unter einem Volke möglich, das seit 
Generationen sich daran gewöhnt hat, alle Menschen 
rechte mit Füßen zu treten. Eine Generation wenigstens 
wird es dauern, ehe ein besserer Sinn sich entwickelt. 
Wenn diese Sinnesänderung nicht stattfindet, so ist die 
unausbleibliche Folge, daß der größere Theil der südlichen 
Bevölkerung zu Grunde geht. Ihr Landbesitz ist ohne 
Bearbeitung ohne Werth, und um die täglichen Bedürf 
nisse zu befriedigen, müssen sie sich nach und nach des 
selben entäußern, und auf diese Art werden sie nach und 
nach verschwinden. — Louis Napoleon hat die harte Nuß 
zu knacken, sich aus Menko zurückzuziehen, ohne sich zu 
blamiren. Wie England und so viele Andere, verrechnete 
er sich in Bezug auf den Ausgang unseres Krieges, und 
nun muß er die Suppe essen, die er sich eingebrockt hat. 
— Also steht ein ganz neues Geschlecht im Süden in 
Aussicht." 
Amerikanische Gesetzgeber. In der Repräsen 
tantenkammer von Nashville (etwa dem Großen Rath 
eines schweiz. Kantons vergleichbar) kam der Fall vor, 
dgß der Präsident ein Mitglied als Lügner und gemeinen 
Kerl tarirte und ihm zur bessern Bekräftigung seinen 
Glockenhammer an den Kopf warf. Der Gemaßregelte, 
Hr. Mullens, gerieth in solche Wuth, daß er einen Re 
volver aus der Tasche zog und auf den Vorsitzer ge 
schossen hätte, wenn sich nicht andere Mitglieder in's 
Mittel gelegt hätten. 
Ein neues Eisenbahnprojekt. In Memmingen 
waren vor Kurzem 80—100 Männer versammelt, welche 
die Herstellung einer Eisenbahn von Memmingen über 
Jsny nach DoMbirn beriethen Diese Bahn wäre die 
kürzeste Linie von Ulm nach Chur, um 15 Stunden 
kürzer, als die jetzige Linie. Von Dornbirn würde sie 
aber wohl eine Fortsetzung nach Feldkirch oder weiter 
verlangen! 
Die Schuldenlast sämmtlicher europäischer Staaten be 
läuft sich auf 18,926 Millionen Thaler (70,972^ Mill. 
Franken). Die Zinsen dieser Summe betragen jahrlich 
723 Mill. Thaler (2711^ Mill. Fr.); das macht per 
Kopf eines Europäers eine Schuld von 65 Thalern 
(243 U Fr. und 21/2 Thlr. an jährlichen Zinsen, d. h. 
12^/2 Thlr. (36 Fr. 87 Ct.) im Durchschnitt per Familie. 
Große Ähnlichkeit mit dem diesjährigen ungemein 
milden Winter hatte der des Jahres 1822. Ihm folgte 
ein Sommer und- Herbst, die Getreide, Obst und Wein 
in Fülle brachten. 
Riesen unter den Bäumen. Die dickste Linde 
ist wohl diejenige auf dem Kirchhof zu Polchow in 
Mecklenburg mit 56 Fuß Umfang oder 17^ Fuß Durch- 
Druck von 
meffer; eine andere bei Wismar hat 40, eine dritte 35 
und die bei Neustadt am Kocher in Würtemberg 32 
Umfang. Die letzte ist schon im Jahre 122S als ein 
großer Baum beschrieben. — Am Dom zu Hildesheim 
steht ein wilder Rosenstock, der aus den Zeiten Kaiser 
Ludwig des Frommen (starb 840) stammt. Voriges Jahr 
stand er in schönster Blüthe. Im Jahre 1863 trieben 
auS der tausendjährigen Wurzel zwei Sprossen, welche 
bereits die Höhe deS Daches erreicht haben. Flora, !86b. 
Bei den Spaniern herrscht bekanntlich die seltsame 
Sitte, ihren Kindern häufig ein Dutzend und nicht selten 
sogar mehrere Dutzend Vornamen zu geben. Diesem 
Gebrauch folgend, erhielt bekanntlich auch der kürzlich 
getaufte Jnfant nicht weniger als zweihundert und zwölf 
Namen, ein wahrhaft königlicher Lurus, der zum Glück 
in dieser Größe zu den Ausnahmen gehört. Sehr häufig 
aber findet man, wie erwähnt, bei einem simplen Menschen 
acht bis zehn Namen. So klopfte auch eines AbendS 
spät bei Regenwetter ein Landsmann Don Quirote's an 
die Thür eines einsam stehenden Wirthshauses, das ihm 
schon von fern durch Nacht und Regen gastfreundlich 
entgegenschimmerte. „Wer ist da?" fragt der Wirth. 
— „Ich bin's, Don Juan — AntonioAndrss — Avelino — 
Silveira — Julio — Guzman —Jose —Gomez Alvarez 
da Maccira — Figueroa." — „Wo soll ich Betten für 
so viele Leute hernehmen?" meinte der Wirth. „Da 
müssen sich die Herren in die nächste Posada bemühen, 
die nur drei Stündchen von der meinigen entfernt ist". 
Sprach's, entfernte sich, um sich wieder zu Bett zu be 
geben und ließ den armen Teufel draußen, durch sein 
immer heftigeres Klopfen noch fester von der großen 
Anzahl Einlaßbegehrender überzeugt. Wenn sich der 
reisende Hidalgo in jener Nacht einen Schnupfen geholt 
hat, so kann er die Schuld davon nur aus seine Pathen 
schieben. 
Anzeigen. 
Holzversteigerung. 
Dienstag den 27. März, Nachmittag 2 Uhr werden 
im Adlerwirthshause zu Triefen 
270 Klafter Buchenholz 
von der Gemeinde Triefen versteigert. Das Holz ist ne 
ben der Landstraße zwischen Balzers und Triefen auf 
gefahren; die nähern Bedingungen werden bei der Ver 
steigerung bekannt gegeben. 
Triesen, bei Vaduz, den 9. März 1866. 
Im Auftrage des Gemeinderathes. 
erhalten auf portofreie Briefe an Herrn 
8<;iilo6tmann in »eiävlbers das natür. 
liche Heilmittel der Lungenkrankheiten, ohne innerliche 
Medizin, franko zugesandt. 
CursI 
Für l00 fl Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 17. März . . . fl. 10I.S0 Banknoten. 
Donnerstag, den 22.» . . . fl. 105.75 » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler. 
Graff in Feldkirch.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.