ten sie — er seine Kuh nicht erkennen und sie werde
seiner Leitung folgen. Gedacht, — gethan! Einer trat
ans Fenster, klopfte daran und bat den endlich erwach
ten Hausbesitzer, er möge ihm helfen, eine am Markte
gekaufte störrige Kuh zu führen; mit dem Trinkgelde
werde er zufrieden sein. Dieser, hoch erfreut, eine Ge
legenheit zu finden, wo er sich etwas verdienen könne,
kleidete sich hastig an und führte in der That eine ge
raume Strecke weit die Kuh, welche nun ganz ruhig
ihrem Führer folgte. Endlich als sie weit genng zu
sein glaubten?, gaben sie ihm einige Silbergroschen und
er kehrte vergnügt nach Hause zurück. Daselbst ange
langt, fiel es ihm ein, nach seiner Kuh zu sehen — und
siehe da! der Stall war leer. Er kam zur Einsicht,
daß er selbst seine Kuh zu stehlen geholfen hatte, — aber
es war zu spät; seine Verfolgung der Diebe war frucht
los. Tief betrübt mußte er umkehren, seinen Unstern
verwünschend. Einige Stunden vergingen und der
Schlaf schloß wieder seine thränenfeuchten Augen. Plötz- ^
lich erweckt ihn ein lautes Gebrüll, das vom Stalle her
überschallt. Er steht eilends auf, stiegt zum Stall und
erblickt zu seinem größten Erstaunen vor der Stallthür
eine Kuh, die den Kopf mit einem Mantel verhüllt
hatte. Er nimmt ihr den unliebsamen Schleier, an dem^
sie hin und her zerrt, herunter und erkennt — seine
Kuh, welche vor Ermüdung kaum noch zu keuchen ver
mochte! Er prüft den Mantel und findet darin in ei
ner Tasche 20 Thaler, allerdings ein artiges Trinkgeld
für den ausgestandenen Schrecken!
Ein Hamburger Bürger stellte den Antrag auf Erlaß
eines Gesetzes, welches jedem Hamburger das Tragen
von Orden verdiete. Nur durch Bewahrung echt re
publikanisch einfacher Sitte könne Hamburg feine Unab
hängigkeit bewahren. Unabhängig wolle es bleiben, so
lange es nicht in einem geeinigten Deutschland aufgehen
werde.
Schweiz. Im Kanton Schaffhausen wurde die Ein
kaufstare ins Kantonsbürgerrecht auf 1(10 Fr. für einen
Schweizer und auf 400 Fr. für einen Fremden herab«
gesetzt. Bisher mußte ein Fremder 800 Fr. zahlen. —
In Chur wird nächsten Mai ein Denkmal für den
Dichter Salis aufgestellt. — Glarnerische In
dustrie. In sämmtlichen Etablissements sind gegen
wärtig laut Jnspektionsben'cht 10,002 Arbeiter thätig,
darunter 3799 männliche über 16 Jahren und 723 unter
16 Jahren, und 4471 weibliche über 16 Jahren und
1009 unter 16 Jahren. Das Vermögen der Alterskusse
für Fabrikarbeiter in Glarus ist auf Fr. 134,710. 35
angestiegen. — Gewiß eine seltene Merkwürdigkeit dieses
Winters ist, daß am 22. Februar in einem Baumgarten
zu Seengen im Aargau heuriges, schönes Gras gemäht
wurde. — Bisthum Basel. Laut dem „Echo" zir-
kulirt in, der Stadt Solothurn und Umgebung eine Bei
leids, und Ergebenheitsadresse an den hochw. Bischof
EugeniuS; auch soll die Pfarrgeistlichkeit des Leberbergs
und der Wasseramtei bereits eine ähnliche Adresse unter
zeichnet haben (siehe vor. Nr. „Religionsstreit"). — Die
Vereinigten Schweizerbahnen haben im Jahre
1865 per Kilometer (^ Meile) 966 Fr. ertragen, 1864
nur 835 Ars. ^ In der Schweiz soll ein Erzbisthum
errichtet werden. — Das Pfarramt in Gams ersucht um
milde Gaben für die Abgebrannten in Gafenz bei
Gams. Der Schaden wird auf 33,000 Frs. geschätzt.
— In Laufen, bei Schaffhausen, soll ein herunter
gekommener Notar sein eigenes Töchterlein mißbraucht
haben. Es habe dies einem Geistlichen gebeichtet und
sei nachher am Nervenfieber gestorben. Auf Anzeige des
Geistlichen wurde die Leiche ausgegraben und es fand
sich nicht nur diese Schandthat bestätigt, sondern es sei
auch Gift gefunden Horden. — In der Gemeinde Bit
ter 6 hat ein Arzt in einem geschlachteten Schweine
Trichinen gefunden, laut Bündner Volksztg. — Ein
Basler ließ eine neue Kirche bauen und seine Wittwe
stiftete 75,000 Frs. zum Unterhalte derselben. Ein sel
tenes Beispiel bürgerlichen Edelsinns. — In der Ge
meinde Schwanden (Glarus) wurden durch Gemeinde
beschluß alle Schindeldächer abgeschafft.
In Frankreich klagen die Bauern über niedrige
Getreidepreise und Mangel an Absatz. Es ist daher
in der Kammer der Antrag gestellt worden, einen Zoll
von 2 Franken auf den Hektoliter Korn zu setzen, sobald
dessen Preis unter 20 Franks falle. Es ist die alte
Geschichte von den fetten und magern Jahren zu Zeiten
Pharaos. Verkauft der Bauer seine Frucht theuer, so
klagen die Arbeiter über theures Brod; essen die Arbeiter
wohlfeiles Brod, so klagen die Bauern über Geldmangel.
Die Lehre des klugen Joseph ist vergessen. — Ein Pa
riser Theatersänger hat jöhrlich 90,000 Fr. Besoldung.
Der französische Hauptmann Boquet, der vor zwei
Jahren Feuer auf die päpstlichen Dragoner geben ließ,
begab sich vor einigen Tagen mit andern Offizieren nach
dem Vatikan, um von dem Papste, wie es häufig vor
kommt, beim Einsteigen in den Wagen Heiligenbilder
und Jndulgenzen unterzeichnen zu lassen. Der Papst
erkannte den ihm so feindseligen Offizier auf der Stelle,
nahm das Bild und schrieb darunter die Worte des Herrn
an Judas: ^.miee, aä quiä venisti? d. h., Freund, wozu
bist du gekommen? und gab es zurück. Der kleine Vor
fall hat großes Aufsehen gemacht.
Die freiwilligen Beiträge zur Tilgung der italienischen
Staatsschulden fließen äußerst reichlich. Gegen eine so
ungeheure Schuldenmasse verschwinden vielleicht diese
Gaben. Aber sie offenbaren einen Patriotismus, der
von allen Völkern bewundert wird. Sogar Arbeiter
(selbst in den neapolitanischen Provinzen, welchen man
doch keine große Zuneigung für die Piemontesen zuschreibt)
legen ihr Schärflein auf den Altar des Vaterlandes.
Auch ein Venetianer, früher ein Dichter, jetzt ein reicher
Mann, zeichnete ^ Million Franken. Im Venetianischen
scheint eine Stimmung zu herrschen, wie seiner Zeit in
Schleswig-Holstein. Die östreichische Regierung erntet
keinen Dank, sie mag versuchen, was sie will. — In
den öffentlichen Büchersammlungen Italiens sind über
4 Millionen Bücher aufgestellt.
In Schottland ist eine Seuche unter den Schafen
auSgebrochen, welche ebenso verheerend sei, als die Vieh
seuche. — Die Rinderpest soll auch in Polen auSge
brochen sein.
In einem Briefe aus Norda merika heißt es: „Un
sere öffentlichen Angelegenheiten sind sehr interessant. Die