Liechtensteiner Landeszeitung.
Vierter ^»t»rKa»K.
Vaduz, Samstag Rrv. V« 24. März 1866.
Diese» Blatt erscheint in der Regel monatlich zmal «nd kostet ganzjährig t fl. 50 kr. Einriickung«gebühr Kr die gespal
tene Zeile 4 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vadu, bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buch
handlung »der bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzblatt.
Rundschau.
Die Neuigkeiten ans Preußen und Oestreich könnten
einem ordentlich bange machen. Ueberall Säbelgerassel
und Kriegslärm. Eine tiefe Aufregung hat sich des
leichtlebigen Wiens bemächtigt, der Kaiser selbst will für
alle Fälle Vorsorgen. Er hielt einen Marschallsrath mit
seinen Generalen und Feldzeugmeistern. Die Lage ist
bedenklich. Italien steht auf freundlichem Fuße mit
Preußen, es würde einen Angriff Preußens im Norden
mit einem Angriff auf Venedig unterstützen. Dazu die
böhmischen Wühlereien. An vielen Orten sind die Juden
hetzen in verstärktem Grade ausgebrochen, sie arteten
förmlich in Raub und Plünderung aus und richteten
sich auch gegen die verhaßten Deutschen. Zahlreiche kleine
Städte mußten Militäreinquartierung bekommen, um den
Pöbel zu bezähmen, Gendarmen und Finanzwache ver
mochten die Ruhe nicht aufrecht zu halten. Es macht
«inen bänglichen Eindruck auf den Leser solcher Raub
züge. Das Volk muß in einem bedauernswenhen Grad
von Rohheit und Unwissenheit stecken. Da wären die
Millionen besser angewandt, wenn man sie zur Hebung
des Unterrichtes, anstatt zu Paradeübungen und Feld
lagern hingäbe. — Auch die Ungarn sind noch nicht
befriedigt. Ihre Wünsche auf..Herstellung der aufgeho
benen Gesetze blieben unerfüllt. Es heißt, der Kaiser sei
Willens gewesen, den Ungarn alles zu gewähren, aber
v. Belc^di, der Minister, hätte davon abgerathen. Leider,
daß der Kaiser schon manches Mal übel berathen wurde.
Was die Folgen eines Krieges zwischen Preußen und
Oestreich sein werden, kann Niemand wissen. Vielleicht
geht das alte morsche Gebäude des Bundes völlig aus
den Fugen. Und wem werden die Trümmer zufallen?
— Die "meisten Deutschen werden es weder mit Oestreich
noch mit Preußen versuchen wollen. Doch das sind
müßige Gedanken, halten wir es mit der in Oestreich
viel gebrauchten Aeußerung: es muß erst recht schlimm
werden, ehe es besser wird!
Es ist recht alt und häßlich geworden das viel geplagte
Europa. Nirgends will man dem natürlichen Gebaren
des Menschen den Weg frei lassen. So z. B. da ist
England, hochberübmt ob seiner freiheitlichen Konstitution.
Aber in der Nähe besehen ist es eine Bevormundung des
Volkes durch Reichthum und Adel. Die Masse der Ar
beiter und Landleute ist nicht einmal im Besitze des Wahl
rechts. Gegenwärtig wird über eine Nahlreform berathen,
wonach jeder Wahlfähige wenigstens 500 fl. Vermögen
oder Sparkassen-Einlage nachweisen muß.
In Frankreich petitionirt ein Theil der Volksvertretung
alljährlich um mehr Freiheit, nur um kleines Mehr. Aber
der allmächtige Napoleon spricht: Seid ruhig, ihr habt
schon zu viel. — Und dennoch dürfen sich nicht zwanzig
Personen ohne polizeiliche Gnade versammeln.
Allerhand Wenigkeiten.
Vaduz, 18. März. Heute fanden wir einen Apri
kosenbaum in,schönster Blüthe. — Nachdem die Ge
nehmigung zum Baue einer Landrichterswohnung
nebst Sitzungslokal für den Landtag erfolgte, wird nun
der Bau in Angriff genommen. Der Bau wird unmittel
bar neben dem Kanzleigebäude an Stelle der Remise der
ehemaligen Adlertafern aufgeführt. Die Ausführung des
Baues hat Zimmermeister Schädler unternommen um den
Betrag von fl. 6640. Dem Vernehmen nach ist der
diesjährige Abschluß der Staatsrechnung ein der
art günstiger, daß er einen Ueberschuß von mehr als der
erforderlichen Bausumme nachweist. — Die Viehpreise
sind in jüngster Zeit sehr in die Höhe gegangen; es
ließen sich viele Franzosen auf den Schweizermärkten sehen.
Man vermuthet, daß die Rinderpest in England auf die
französischen Märkte Einfluß habe. Mag dem sein, wie
immer, so ist es als ein wahres Glück zu betrachten,
daß diese Wendung im Viehhandel eingetreten ist. So
erhalten die Viehbesitzer wenigstens einen Ersatz des Winter
futters solcher Stücke, welche sie im Herbste zu ^verkaufen
gedachten. Für die Rugeller Maimärkte sind die
besten Aussichten.
Nl. Vaduz, den 21. März. Die gegenwärtig herr
schende allgemeine Geldnoth macht sich auch in
unserm Lqnde sehr fühlbar. Der Landmann hat schwere
Zeiten; das Getreide gilt fast nichts, und auch die Vieh
preise stehen niedrig. Dasselbe schreibt man aus an
dern Gegenden. Um dem Landwirthe Hülfe zu schaffen
hat die bayerische Regierung die Hypothekenbank ermäch
tigt, für weitere 30 Millionen Pfandbriefe auszugeben.
Man findet die Ursache des Geldmangels darin, daß
die Kapitalien in Staatspapieren angelegt werden. Be
kanntlich folgt das Kapital unerbittlich der Strömung
dahin, wo es sicher angelegt ist und zugleich die größte
Rente abwirft. Zur nähern Beleuchtung dieses Satzes
lassen wir einen in der Allgem. Ztg. Nr. 50 erschienenen
Handels- und Börsenbericht aus Franken folgen. Er