Skelette kamen diese Menschen nach Rew-Orleans, Ba-
ton-Rouge, Vicksburg und Memphis, welche Plätze sie
unter fürchterlichen Strapazen zu Fuß erreichen mußten.
Ausgehungert und zerlumpt lagen sie am Fluß, bleich
wie der Tod und das Fieber in allen Gliedern
Viele ereilte der Tod in den Spitälern oder in den
sumpfigen Gegenden ehe sie New-Orleans oder St. Louis
erreichten. ... So wie die Sachen jetzt stehen, rufe
ich allen Landsleuten zu: haltet euch von den Agenten
fern, die euch für die Staaten Nord- und Süd-Caro-
lina, Florida, Georgia, Alabama, Mississippi, Arkansas
und Louisiana anwerben wollen. Mag es euch in Eu
ropa oder im Norden schlecht gehen — haltet aus, es
kommt wohl noch besser; jedoch nirgends könnt ihr so
fürchterlichen Leiden ausgesetzt sein, wie ihr sie in den
genannten Staaten auszustehen haben werdet. Glaubt
ihr mir nicht, trotz meinem wohlgemeinten Warnungsruf,
und folgt den Verlockungen dieser Leute, so werden euch
die ersten Wochen in eurer neuen Heimath überzeugen,
wie Recht ich gehabt habe." Bei der noch immer be
trächtlichen Auswanderung, namentlich deutscher Tag-
löhner und Bauern, möchten wir, daß diese zwar oft
gehörte, aber leider, wie aus jenem Brief ersichtlich, so
wenig beachtete Warnung abermals durch die Organe
der öffentlichen Meinung ans Volk gelangte. Allg. Ztg.
Hiemit vergleiche man auch folgendes, was die N.
Glarner Ztg. erzählt:
Mit dem Poststempel Aarburg, 9. Novb., ist dem
„Tit. Gemeindspräsident in Glarus" folgende Zuschrift
zugekommen:
Tit.! Hiemit erlaube mir, Sie zu benachrichtigen, daß
ich eine Zen tr al-Aus wanderungs-A gentur
errichtet habe und von der hohen Regierung die Geneh
migung dafür erhalten habe. — Falls Sie nun auf
Rechnung der Gemeinde Speditionen nach Nord- oder
Südamerika, Australien u. s. w. zu machen haben, so
werde ich mich bestreben, mir in dieser Hinsicht das beste
Zutrauen zu erwerben, wofür ich mich Ihnen bestens
empfohlen halte. — Mit Hochachtung und Ergebenheit
zeichnet Heinrich Ruefch.
Kreuzstraße bei Aarburg, im August 4866.
1'. 8. Wofür Ihnen per Kopf ohne Säug
linge 6. Fr. Provision verspreche.
Ohne Zweifel sind gleichlautende Zirkulare, so schmäh
lichen Inhalts, in ven weitesten Kreisen den Gemeinds
präsidenten zugekommen.
Wir signalisiren den Fall zu Handen der öffentlichen
Meinung und insbesondere zu Handen der Polizeidirek
tion des Kantons Aargau.
Schweiz. In der Bündn. Volkszeitung lesen wir
folgende Einsendung: „Herr Redaktor! Die Beerdigung
des Professors Sgier sei. hat uns ein anderes Grab
wieder lebhaft in Erinnerung gebracht. — Auf dem
kath. Kirchhofe Churs liegt auch Rektor Peter Kai
ser. Kaiser war s. Z. eine Zierde der Kantonsschule,
hat den besten und größten Theil seines Lebens der
bündnerischen Jugenderziehung und der bündnerischen
Geschichtsforschung mit anerkanntem Erfolge gewidmet.
DieS ist nie bestritten worden. Kaiser hat ein kleines
Vermögen .hinterlassen. Einen Theil desselben testirte
er für gemeinnützige Zwecke und es darf hiebet hervor
gehoben werden, daß seine große und »werthvolle Bibli
othek total der Kantonsschulbibliothek überlassen wurde;
den Rest feiner Hinterlassenschaft nahmen seine Ver
wandten ins Ausland — und sein Grab in Chur hat
nicht einmal einen Grabstein. Wir hatten das für
unrecht. Wir haben keine „Monuments"- oder „Denk-
mals"-Gedanken, aber einen Stein auf sein Grab
hätte Kaiser verdient. Wenn jeder seiner Schüler und
Freunde nur einen einzigen Franken beisteuert, so
sind wir im Falle, dem theuren Verblichenen gegenüber
eine einfach schuldige Pflicht zu erfüllen. Die Volks
zeitung, gewiß auch das Tagblatt und die übrigen
bündnerischen Zeitungen, sowie die Liechtensteinische Lan
deszeitung werden wohl so freundlich sein, hievon No
tiz zu nehmen, die sehr bescheidene Anregung zu unter
stützen und eingehende Beiträge in Empfang zu nehmen.
Auch würden die zwei Herren Redaktoren der deutschen
Zeitungen in Chur in Mitberathung des frühern Testa-
mentserekutors wohl die Güte haben, die einfache An
gelegenheit in Ausführung zu bringen.
Der „Grigione Jtaliano" sagt über die diesjährige
Weinernte im Veltlin, die Quantität stehe um ein Dritt
theil unter derjenigen d^s Jahres 1865 und die Qua
lität des Weines weit hinter der Erwartung zurück;
die Traubenkrankheit habe die sorgfältigste Schwefelung
vereitelt; die Weine seien schwach, herb und daher auch
für's Lager nicht geeignet. Gleichwohl seien schweizeri
sche und lombardische Weinhändler erschienen und Haben
manche um fabelhaste Preise gekauft; andere dagegen
haben sich in der Hoffnung, anderwärts vortheilhafter
zu kaufen, oder in der Erwartung eines baldigen Zu
rückgehens der Preise wieder entfernt. Das Blatt gibt
den Weinproduzenten den wohlgemeinten Rath, sich in
den Preisen zu mäßigen, weil, wenn im laufenden und
nächsten Monate die Nachfrage nachlasse, die Verkäufer
in den Monaten Januar und Februar sich sicherlich zu
größern Opfern werden entschließen müssen, wie im
Jahre 186^.
Graubünden. Ueber den Aufschwung des Vieh
handels gehen nunmehr, wie aus andern Kantonen, so
auch aus Graubünden die erfreulichsten Berichte ein.
Vom letzten Martinimarkt in Hisentis am 12. d. ver
nimmt man, daß er so groß und belebt war, wie noch
nie. Man weiß sich keines Beispiels zu erinnern, daß
dieser Markt eine so große Menge Vieh zusammen
brachte und so viele Händler ^herbeizog, wie diesmal.
Nicht nur waren Händler aus der untern Schweiz, aus
Tessin und Italien zahlreich eingetroffen , sondern, was
bis dahin noch nie der Fall war, auch aus ven Kan
tonen Uri und Unterwalden. Es wurde sehr viel und
zu sehr guten Preisen verkauft. Die. Bauern sprechen
bereits davon, daß das Heu, trotz der geringen Vor
räthe im Oberlande, noch wohlfeil werden dürfte, wenn
es mit dem Viehhandel so schwunghaft fortgehe.
Der Große Rath von St. Gallen hat am 30. Nov.
beschlossen, daß der Hof Ragatz verkauft werden soll.
In Betreff des Baues einer Badanstalt mit Trinkhalle