berg von den jenseitigen Behörden wieder gestattet. —
Am 7. November wurde der erste diesjährige Viehmarkt
dlchier abgehalten.
Kregenz erhielt am 1. November endlich die lang
ersehnte Garnison eines Bataillons Kaiserjäger.
— Seit der Vereinigung Venetiens mit Italien sehen
sich zahlreiche Mönche und Nonnen gezwungen auszu
wandern. Die meisten gehen nach Oestreich. Bezüglich
der Einwanderung der Jesuiten erfolgten von mehren
Gemeinderäthen wie zu Wien, Salzburg, Gratz, Pro
testationen. In Böhmen soll auch unter dem Volke
deshalb eine große Aufregung herrschen. Böhmische
Gastliche versichern, es könnten schlimme Dinge sich er
eignen, wenn dieser Aufregung nicht Rechnung getra
gen würde.
Friedrich Hecker, jeder erinnert sich dieses Mannes
aus der 43er Revolutionszeit, hat aus seiner Farm in
Amerika ein paar Briefe an gute Freunde nach Deutsch
land geschrieben, die viel wahre Dinge enthalten. Der
eine Brief ist vor dem deutschen Kriege geschrieben und
schließt nach einer Schilderung der deutschen Regierun
gen und des deutschen Volkes: „Auf dieser Seite nur
die fünf schlimmen S., nämlich Singen, Schießen,
Schwatzen, Springen und Saufen, das alles zusammen
bildet einen wahren Hexenkessel, dessen Anblick mich mit
Eckel erfüllt. In all dem Wirrwarr nur Ein Mensch,
der weiß, was er will, der die Rücksichtslosigkeit, die
Schlauheit, das energische „Durch" mit einer richtigen
Würdigung seiner maulheldigen Gegner verbindet, —
das ist der v. Bismark". Der andere Brief ist im
September d. I. geschrieben.
Hecker sagt: Ich weiß, mein Brief hat weder Ihnen
noch andern von meinen Freunden gefallen. Aber eS
ist so gekommen wie gesagt. Oestreichs Macht ist ge
brochen, es steigt von der Höhe seiner Macht herunter,
wie England von seinem Throne als Beherrscherin der
Meere, nur ist die Lage Oestreichs weit schlimmer in
folge des in seinem Innern wüthenden ZerfetzungS-Pro-
zesses deS Nationalitätsprincips. ... Die Nemesis hat
zugleich einer Macht, genannt „das Haus Rothschild"
den Machtstab aus der Hand geschlagen. Das Wort
?opulgr kosn (Volks-Anleihe) hat Israel gestürzt, wie
wir hier in Amerika den König Cotton gestürzt haben.
Vorüber ist nun jene Zeit, da man fragen konnte:
„Nun, gnädige Frau v. R., werden wir Krieg bekom
men?" und die Antwort lautete: „Was? Wie haißt
Krieg? Mai Sohn laid't's nitt!" Wenn Bismark der
leibhastige Gottseibeiuns wäre, man müßte ihm dafür
dankbar sein, daß er in Sachen der Politik und der
Völker die Allgewalt dieses HauseS gebrochen hat "
Vom kleinstaatlichen ConstitutionalismuS sagt Hecker,
daß derselbe für den Eingeweihten nichts war, als ein
elendes Gaukelspiel und eitel Heuchelei. Was nützte eS,
die Kleinen fortbestehen zu lassen? Das wäre ein Er-
perimentiren mit chronischen Schwächen auf Unkosten der
Gesammtnation. Auch die Selbständigkeit der Süd
staaten sei nichts als ein Trugbild. „Kann nicht der
norddeutsche Bund oder kurzweg Preußen durch Zoll
schranken und Hunderttausende anderer Verkehröhemm-
nisse ihnen alle Adern, alle Kanäle der Ernährung der
Art unterbinden, daß sie um ihrer eigenen materiellen
Wohlfahrt willen gezwungen sind, sich wieder mit dem
überwiegenden Theile der Nation zu vereinigen?"
Nun folgt eine lange Auseinandersetzung, daß wahr
scheinlich in der nächsten Zukunft in Preußen und
Deutschland der aufgeklärte Absolutismus herrschen werde.
Dann heißt es weiter: „Düstere Aussichten für ein treu
es republikanisches Herz! werden Sie sagen. Nein und
abermals nein, sage ich. Eines hat die Nation bereits
heute gewonnen. Sie fühlt, glaubt und sagt es, daß
sie am Punkte steht, eine Machtstellung einzunehmen,
— eine gewaltige Stellung innerhalb der Grenzen von
Europa! Der Particularismus versinkt. Die getrenn
ten Glieder deS Körpers formiren sich zum gewaltigen
Leibe. Die Verachtung des Deutschen im Auslande hat
aufgehört; er wird stark und gefürchtet. Der Natio
nalstolz, das Selbstgefühl erwacht. Die Intelligenz ist
Gemeingut geworden. Sie ist nicht mehr Patrimonium
einzelner Stände. Handel und Industrie, Kunst und
Wissenschaft, sie machen jeden Absolutismus auf die
Dauer unmöglich. Die Kosten der Erhaltung der
Staatsmaschine, die Staatsschulden, sie sind es, welche
den Absolutismus zwingen, der freien Entwickelung zu
weichen. — Ja, jedes Attentat auf die freie wirthschaft
liche Entwicklung Seitens der Staatsgewalt ist für letz
tere ein Wüthen in den eigenen Eingeweiden, ein Selbst
mord. Vergeblich wird der Absolutismus sich dem freien
Menschenge»ste entgegenstemmen. Die Räder der geisti
gen Vorwärtsbewegung werden ihn erreichen, erfassen,
zermalmen."
Als eine in dieser Jahreszeit merkwürdige Naturer
scheinung schreibt die „Feldk. Ztg." aus Sulz im Vor
derlande, daß jetzt noch Züge Schwalben dort, na
mentlich bei der Kirche, herumfliegen. Man schließt da
raus auf einen gelinden Winter.
Während der würtembergische Landtag vorerst keinen
Anschluß an den norddeutschen Bund wünschte, hat
sich die badische Kammer für denselben ausgesprochen.
Würtembergische Volksversammlungen reden einem südd.
Bunde das Wort mit gemeinsamer Volksvertretung und
Wehrverfassung, Einführung der Grundrechte zc. ES
wird weder zum Einen noch zum Andern kommen!
ES ist in Preußen bereits eine Zusammenstellung des
Verbrauchs an Patronen im letzten Kriege gemacht
worden. Bei der ganzen Armee wurden 1,850,000 Pa
tronen verbraucht, auf 1 Gewehr der gegen Oestreich
kämpfenden Armee treffen 7 Patronen, auf ein Gewehr bei
der Main-Armee 11 Patronen. In der Schlacht bei
Nachod-Skalitz machte der Mann eines Bataillons durch
schnittlich 22 Schüsse.
Der öffentlichen Stimme in Oestreich genügt die
stillschweigende Pensionirung Benedeks und HeniksteinS
nicht, sie verlangt die Enthüllung des Geheimnisses,
welche Art von Schuld hier bestraft worden ist. Kur
zum, sie dringt auf Veröffentlichung der Ergebnisse der
Untersuchungen.
Man kennt jetzt genau die Stärke der Preußen und
Oestreicher im Kriege in Böhmen. Die Oestreichs