Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Vaduz, 29. Oetober. Auf gefällige briefliche An 
fragen, wo Billete der Berloosung für die neu zu 
errichtende Pfarrkirche in Vaduz zu haben seien, be 
eilen wir uns, dem geehrten Publikum die Anzeige zu 
machen, daß solche auch bei den Briefboten Liechtensteins 
zu haben sind. Im Uebrigen können beim hochw. Hrn. 
Pfarrer Decurtins in Vaduz oder auch bei der Redaktion 
und in der Druckerei dieses Blattes solche Loose genom 
men werden. Anbei wurden wir ersucht, zu berichten, 
daß besondere Umstände, die dem erwähnten Unterneh 
men ungünstig waren, die Ausloosung bis anfangs Jän 
ner nächsten Jahres verschoben haben. 
Feldkirch, 26. Oktober. Die Weinlese hat in Folge 
der ungünstigen Witterung am Mittwoch erst gestern be 
gonnen. Der Menge nach ist das Erträgniß ein über 
aus reiches. Der Most zeigt, je nach der Traubenson- 
derung auf der Oechslin'schen Süßprobe 70—80 Grad; 
also auch sehr gute Qualität. (F. Ztg.) 
Dornbirn, 22. Oktober. Sonntag den 21. d. M. 
fand hier wie schon bekannt, die Uebergabe einer Kar 
renspritze von Carl Metz aus Heidelberg an die hiesige 
Gemeinde statt, bei welcher Gelegenheit die übliche Probe 
über Leistungsfähigkeit und Solidität der Maschine vor 
genommen wurde. Der Erfolg übertraf alle Erwar 
tungen. 
Folgende sind die Resultate der Prüfung: 
Der Strahl von Boden aus, 25' Schlauch liegend, 
Mündung 5'", stieg in senkrechter Richtung 130' hoch; 
— der Doppelstrahl aus 2 Schläuchen, je 25' liegend, 
Mündung 3'", stieg ebenfalls 130' hoch in senkrechter 
Richtung. 
Die Probe wurde am hiesigen Pfarrkirchthurm vorge 
nommen und bei beiden Versuchen wurde das Wasser 
über die Windfähnlein ober den Schallöchern getrieben. 
Der Strahl vom Schalloch aus, 25' Schlauch liegend, 
100' Schlauch senkrecht, stieg noch 100' in die Höhe, 
weit über die Spitze des Thurmes. Die Wassermenge, 
die die Spritze per Minute liefert, beträgt genau 7 Ei 
mer öfter. Maß. F. Ztg. 
In Bludenz fand jüngst, wie die „Feldkircher Ztg." 
berichtet, eine Lehrerkonferenz statt. Nach Schluß 
der Verhandlungen theilte der Schulinspektor mit, daß 
man Seitens der Regierung wünsche, die Lehrer möchten 
sich jährlich mehrere Mal zu Conferenzen versammeln. 
Er munterte die Lehrer auf, diesem Wunsche der Be 
Horde nachzukommen und stellte sodann die Frage: 
Wann wollen wir die nächste Konferenz halten? 
Auf diese Frage erhob sich ein Lehrer und sagte ganz 
naiv: Schmerling hatte zu seiner Zeit gesagt: Wir kön 
nen „warten". Ein Landtagsabgeordneter sagte im 
Jahre 1863, als es sich um die Aufbesserung der Leh 
rergehalte handelte, wir können ruhig „warten". Die 
Gemeindevertretungen sagten und sagen, wenn der Leh 
rer in der Gemeinde seinen Lohn doch wenigstens dem 
eines Fabrikkinoes gleichgestellt wissen möchte, wir wollen 
„warten". 
Wenn nun alles wartet, wollen wir, so unerquicklich 
der österreichische Wahlspruch klingt — auch „warten". 
Rinderpest. Es find in letzter Zeit keine Erkran 
kungen mehr vorgekommen weder in Vorarlberg noch in 
der Schweiz. Infolgedessen hat die Regierung von 
Graubünden bei Italien um Aufhebung der Sperre 
nachgesucht. — Auch in England ist die Seuche, wie 
man berichtet, am Erlöschen. Während in England 
Millionen durch diese Pest verloren worden sind, ist un 
sere Gegend, Dank dem raschen Einschreiten der ver 
schiedenen Behörden und der lebhaften Unterstützung des 
Publikums, mit dem bloßen Schrecken davon gekommen. 
— Laut Kundmachung der Statthaltern ist, da der 
Gesundheitszustand unter dem Vieh in Vorarlberg wieder 
ein normaler geworden jst und die verseuchten Ställe 
vorschriftsmäßig gereiniget sind, der freie Viehverkehr 
zwischen Tirol und Vorarlberg und in Vorarlberg selbst 
wieder gestattet. Ein sehr wesentliches Verdienst an der 
raschen Erstickung der Seuche gebührt dem Herrn Lan- 
desthierarzte Kopatschek. 
— Der schweizerische Geschäftsträger in Wien, Hr. 
v. Tfchudi, hat ein in Ungarn mit Erfolg angewandtes 
Heilmittel, bestehend in verdünnter Salzsäure, mitgetheilt. 
Es wird dasselbe Hrn. Zangger zur Kenntniß gebracht. 
— Was die Salzsäure betrifft, wird von einem Fach 
manne behauptet, daß ihre Verwendung gegen die Rin 
derpest schon alt sei und sich keineswegs als sehr wirk 
sam erweite. . 
Graubünden. In Disentl's ist Kaspar VincenS 
Stoffel aus Vals gestorben. Er war geboren am 10. 
Mai 1765, also 101 Jahr und 5 Monat alt. Es sei 
ein ruhiger, frommer Mann gewesen, habe nicht Tabak 
geraucht und wenig Kaffee getrunken. Sein Vater ist 
102 und seine Großmutter 106 Jahre alt geworden. 
— Vor Kurzem wurde das Rennthierpaar deS 
Ober-Engadins in Samaden zur öffentlichen Schau aus 
gestellt. Sie seien gesund und kugelrund. Den Winter 
sollen sie in einem Einfang zu Pontresina verleben, wo 
sie freie Zuflucht in einem gedeckten Gebäude haben. 
Man hat für sie verschiedene Ladungen RennthiermooS 
gesammelt. 
Auf der landwirtschaftlichen Ausstellung zu Ragaz 
^ befand sich eine Traube aus einem ^arganfer Wein 
berge, welche 7/5 Pfund wog. 
Waadt. (Schweiz.) Die Weinlese hat nun überall 
begonnen und ist bis jetzt von schönem Wetter begün 
stigt worden. Die Ergiebigkeit übertrifft alle Erwartun 
gen; an vielen Orten ist sie weit größer als voriges 
Jahr, die Qualität dagegen wird eine mittelmäßige und 
nur in den ausgezeichneten Lagen eine gute. Sie wird 
die Mitte halten zwischen dem 1863er und 1864er. 
Es ist wirklich erstaunlich, wie überall neue Rebberge 
angelegt werden, wo auch nur auf ein wenig Sonnen 
schein und Schutz vor rauhen Winden gerechnet werden 
kann. An abgelegenen Halden, nahe an Wäldern, so 
gar in bedeutender Höhe schlingt sich die Weinrebe em« 
por, um durch ihr perlendes Blut des Waadtländers 
Herz zu erquicken. Da seit einigen Jahren die Reben 
bis 15 Prozent für die Besitzer abwerfen, so werden sie 
sehr theuer bezahlt und Jeder möchte sich so eine kleine 
Goldgrube bauen. (Th. Ztg.)
	        

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