eine Hauskollekte innerhalb der Gemeinde. Ein Comite,
an dessen Spitze sich der damalige Herr Landesverweser
befand, suchte das fromme Unternehmen nach Kräften
zu befördern. Allein Mißjahre und Wuhrbrüche ver
eitelten den edlen Zweck und man war genöthigt, sich
auf eine monatliche Kirchencollecte zu beschränken, bis
endlich im Jahre 1865 eine Hauseollekte wieder aufge
nommen werden konnte, die nun jährlich bis zum Baue
der Kirche fortgesetzt werden soll. Da nun aber die
Gemeinde Vaduz, wie alle Gemeinden des Fürstenthums
Liechtenstein, theils durch anhaltende Wuhrlasten, theils
durch weitausgedehnte Entwässerungen, theils durch be
deutende Zehntablösungen in der Gegenwart erdrückende
Lasten zu tragen hat, so wird es ihr allein, in einer
Reihe von Jahren unmöglich sein, das fromme Unter
nehmen zu bewerkstelligen. Da Religion und gute
Sitte, die beste Grundlage geselliger Ordnung, haupt
sächlich durch den religiösen Cultus gepflegt werden, die
ganze Bevölkerung aber durch Mangel an Räumlichkeit
in der Theilnahme am Gottesdienste mehr und mehr ge
lähmt wird, so hielt man es als eine heilige Pflicht,
bei der Unzulänglichkeit der eigenen Mittel die christl.
Großmuth und Mildthätigkeit edler, gemeinnütziger
Wohlthäter anzugehen.
Zu diesem Zwecke sammelte der Hochw. Curvat von
den Frauen und Töchtern in und außer Vaduz Ge
schenke zu einer Verloosung, deren Erlös zum Bau der
neuen Pfarrkirche bestimmt ist. Die f. Regierung er
theilte die dazu erforderliche Genehmigung mit der Be
dingung, daß der Genannte die dabei verbundene et-
wqige Verantwortlichkeit über sich nehme.
Das zarte Geschlecht in dem kleinen Kreise, auf wel
chen die Sammlung der Geschenke beschränkt war, er
wies sich sehr theilnehmend, wie es aus der Tabelle der
Gegenstände, die wir in nächster Nr. mittheilen werden,
ersichtlich ist. Während die einen wochenlang an feinen
Arbeiten zu besagtem Zwecke beschäftigt waren, brachten
andere von ihren Schmucksachen auf dem Altare zum
Opfer dar.
Durch den Gemein- und Wohlthätigkeitssinn von
Vielen, kann nun durch die Abnahme von Loosen s 1
Frk., um eine kleine Münze, für die ein doppelter Ge
winn in Aussicht steht, ein schönes Unternehmen reali-
sirt werden.
— * Für junge Leute, z. B auch für absolvirte
Realschüler, eignet sich zu Weiterbildung, namentlich im
Französischen, wohl keine Anstalt besser, als das Kolle
gium in Freiburg in der Schweiz, welches aus 2 Gym
nasien (franz. und deutsch), einer Industrie-Schule, dem
philosophischen Kurse und der landwirtschaftlichen Schule
in Hauterive (1 Stunde von Freiburg) besteht. Die
Anstalt wird sehr gelobt und leistet Tüchtiges. Mit der
Anstalt ist ein Convikt verbunden, das in allerneuester
Zeit einen eigenen Curs für Deutsche erhielt, die nur
Französisch lernen wollen; sie erhalten dort 3—^ Stun
den täglich Französisch. Der Conviktsbetrag für Aus
länder ist in Freiburg 500 Fr., in Hauterive nur 350 Fr.
Im Jahre 1866 war die Gesammtanstalt von 350
Schüler besucht, gewiß ein Beweis ihrer Prosperität.
Rinderpest. Im Nachstehenden theilen wir eine Be
kanntmachung des schweiz. Bevollmächtigten Hrn. Di-
rector Zungger von Zürich mit, welche zur Belehrung
des Publikums in den schw. Zeitungen publizirt werden.
„Die vervollkommneten Verkehrsmittel leisten bei der
Ausbreitung ansteckender Krankheiten mächtigen Vorschub.
Wie früher von Ort zu Ort, so gelangen dieselben in
unserer Zeit von Land zu Land.
Kürzlich hat ein Bregenzer Händler mit einer Heerde
Mastvieh, das er auf dem Markte zu Wien aufkaufte,
die Rinderpest in's Vorarlberg und die Schweiz einge
schleppt.
Sie gelangte mit drei Ochsen von jener Heerde nach
Chur, wo sie sich schnell über 6 Ställe mit 22 Häup
tern Vieh ausbreitete. Gleichzeitig trat sie bei sämmt
lichen drei Rindern in einem Stalle der Gemeinde Ta-
blat bei St. Gallen auf, wo sie vermuthlich auf gleiche
Weise eingeschleppt wurde.
Diese Seuche ergreift das Rindvieh und geht auch
auf andere wiederkäuende Thiere über. Der Mensch,
sowie das Pferd und die übrigen Hausthiere bleiben
von ihr verschont.
Da wo die Krankheit auftritt, tödtet sie in der Regel
annähernd den ganzen Viehstand.
Sie verbreitet sich durch Ansteckung. Diese erfolgt
durch Berührung mit Kranken oder Thierleichen, und
von solchen herstammenden Stoffen.
Die Ansteckung kann aber auch eine mittelbare sein,
ind.m das Gift durch Menschen, Thiere, Futterstoffe,
Dünger, Gerätschaften u. dgl. auf gesundes Vieh über
tragen wird.
Vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Krankheits
ausbruch verstreichen 4 bis 8 Tage. Die Krankheit
beginnt mit Fieber, Thränen und Nasenfluß, beschleu
nigtem Athmen und schwachem Hüsteln. Wiederkauen
und Appetit verschwinden, während sich der Durst stei
gert. Die Baucheingeweide sind unthätig. Am Zahn
fleisch, den Lippen und dem Gaumen bilden sich Blut
flecke, gelbliche Einlagerungen und in's Besondere Ab
schürfungen (Erosionen). Aehnliche Erscheinungen zeigen
die übrigen Körperöffnungen. Ein heftiger wässeriger
Durchfall erschöpft die Thiere meistens in wenigen Ta
gen, während welchen sie rasch abmagern, schwach und
elend werden.
Im Tode ist die Schleimhaut des Labes geschwellt,
geröthet und mit Abschürfungen und Blutflecken versehen.
In seiner ganzen Länge zeigt der Darm ähnliche Ver
änderungen, meistens mit zahlreichen Schwellungen der
kleinen Drüsen. Die Gallenblase ist stark überfüllt.
Die Luftröhre und Luftgefasse der Lunge enthalten viel
schaumigen Schleim und Blutfülle in der innern Haut.
Auch die Harn- und Fortpflanzungsorgane sind in ähn
licher Weise verändert. Das Blut zeigt wenig Gerinsel.
Alle bis jetzt anderwärts versuchten Heilmittel hatten
den großen Nachtheil, daß ob ihrer Anwendung die
schnelle Erstickung der Seuche durch Vertilgung des An
steckungsstoffes versäumt wurde. England und Holland
leiden seit Monaten an den Folgen dieses Fehlers.
Wir verzichten deshalb auf Heilversuche und verwen-