Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Liechtensteiner -Landeszeitung. 
Vierter 
Vaduz, Samstag Nro. SÄ. 29. September 18KK. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
tene Zeile 4 Nkr Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buch 
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzblatt. 
Vaduz, 26. September. 
Der östreichisch-italienische Friedensvertrag ist zwar 
noch nicht abgeschlossen, doch sollen die Schwierigkeiten 
gehoben sein. Es verlautete in den letzten Wochen, 
der Kaiser werde den Ungarn ein eigenes verantwort 
liches Ministerium bewilligen und überhaupt die recht 
lich begründeten Ansprüche dieses Volkes anerkennen. 
Nun heißt es, alle Zugeständnisse seien verweigert, bis 
daß der ungarische Landtag die Frage der gemeinsamen 
Angelegenheiten erledigt habe. So ist wieder alles in 
der Schwebe und Niemand vermag abzusehen, wenn die 
östreichischen Verhältnisse in neue Bahnen einlenken 
werden, auf denen eine gesunde und kräftige Entwick 
lung des Reiches möglich sein wird. Auch von Ein 
führung der allgemeinen Wehrpflicht in Oestreich ist die 
Rede. Es wäre ein ungeheuerer Fortschritt, wenn man 
in Wien die Furcht vor dem bewaffneten „Volk" sich 
abgewöhnen könnte. — Den treuen Tyrolern dankt der 
Kaiser in einem Handschreiben und stiftet zum Andenken 
an die Tage der Treue, des Muthes und Ruhmes eine 
silberne Denkmünze. 
Die Stadt Frankfurt kann sich noch nicht in das 
Schicksal finden, preußisch zu werden. Es zirkulirt un 
ter der Bürgerschaft eine Denkschrift, welche gegen die 
Einverleibung der Stadt gerichtet ist. Ueber 3000 
stimmfähige Bürger haben sich bereits unterzeichnet und 
erklären, daß, da Frankfurt mit Preußen nicht im Krieg 
war, eine Eroberung nicht Platz greifen könne. Sie 
setzen einen Stolz darein, versichern zu können, daß die 
gesammte Bevölkerung von dem Verlangen beseelt ist, 
die Selbständigkeit der Stadt zu bewahren. Noch bis 
zur letzten Stunde wird man ohne Wanken an dieser 
Hoffnung festhalten, nie wird die Erinnerung an die 
Zeit der Freiheit und Unabhängigkeit erlöschen. Leider, 
daß diese Hoffnung eine vergebliche sein wird. Es 
scheint den preußischen Staatsmännern ganz besonders 
daran zu liegen, die Stadt Frankfurt unter preußischer 
Botmäßigkeit zu haben, damit sie nicht ferner ein Heerd 
und eine Pflanzstätte der süddeutschen Demokratie abgebe. 
In dem neuesten napoleonischen Orakel ist ein Satz, 
der von dem Verschwinden der kleinen Staaten handelt, 
indem die Völker vom Dränge beseelt seien, sich zu gro 
ßen mächtigen Reichen zu sammeln. Man weiß wie 
dieser Drang den Völkern beigebracht wird, und daß 
dahinter nichts anders steckt, als Ausrottung der freien 
Institutionen, die sich in kleineren Reichen bis jetzt glück 
lich entwickelten. Belgien, Holland und die Schweiz 
dürfen am meisten für ihre Freiheit fürchten. 
Auf der Insel Sicilien ist eine Revolution ausgebro 
chen. Dieselbe sei hervorgerufen durch ungeschickte Viel- 
regiererei der italiänischen Regierung, durch die, dem 
sicil. Volke ungewohnte Regelung des Steuerwesens und 
der Rekrutenaushebung und durch verschiedene andere 
Einflüsse. Zu einem Umsturz Italiens wird dieser Putsch 
allerdings nicht führen, aber seine Bewältigung dürfte 
ein gutes Stück Arbeit erfordern. 
Die türkischen Truppen wurden von den Bewohnern 
der Insel Candia in die Flucht geschlagen. Dieser Sieg 
steigert den Muth der aufständischen Bevölkerung be 
trächtlich. Ob sich die Großmächte dreinmischen, ist un 
wahrscheinlich.- 
Allerhand Neuigkeiten. 
Baduz, am 25. September. Sonntag und Montag 
brachten uns einen ununterbrochen wüthenden Föhn 
sturm, dergleichen seit Jahren nicht erlebt worden ist. 
Zahlreiche Bäume sind entwurzelt oder entwipfelt. Der 
überreiche Obstsegen lag in wenigen Stunden am Boden 
und viele wissen nicht Rath wie sie die Obstmassen, dte 
dem Verderben schnell entgegen eilen, nutzbringend ver 
wenden sollen. Auch in den Türkenfeldern ist der Scha 
den an abgebrochenen Kolben und Stengeln ein sehr 
beträchtlicher. 
Vaduz, 26. September. Bezüglich des Rückmarsches 
des Liechtensteinischen Contingents aus Südtirol können 
wir noch den Tagesbefehl deS Brigadekommandanten 
Major v. Metz nachtragen: 
„Prad, am 26. August 1866. Laut Telegramm deS 
löblichen Truppen EommandoS hat das Fürstl. Liechten 
steinische Bundescontingent morgen in seine Heimath ab 
zurücken und ich erachte es als meine Pflicht, dieser mu 
sterhaft braven Truppe für ihre Bereitwilligkeit in jedem 
Dienste, für ihre nachahmungswürdige Disziplin und 
Ordnung, für ihr kameradschaftliches Benehmen, im Na 
men des allerhöchsten Dienstes zu danken und ihrer mi 
litärischen Ausbildung mein volles Lob zu zollen. 
Indem ich ihrem Commandanten, Herrn Oberlieute 
nant Rheinberger, sowie jedem Einzelnen herzlich Lebe 
wohl sage, bin ich überzeugt, daß, so wie ich, auch jeder 
Mann meiner Halbbrigade sich mit Vergnügen an jene
	        

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