Seele" vollkommen isolirt von einem Ende zum andern
sein, so daß auf der ganzen Strecke nicht eine Spur
von Wasser an dieselbe dringen kann. Geschähe derglei
chen, so würde der elektrische Strom diesen Nebenweg
ins Meer einschlagen und nicht bis ans andere Ende des
Kabels gehen, wo er seine telegraphische Botschaft abzu
statten hat.
Diese kupferne „Seele" des Kabels ist nun, um sie
zu isoliren, von einer Schicht von Guta-Percha um
schlossen, etwa in der Stärke und in der Form, wie die
Seele eines gewöhnlichen Bleistiftes von der Holzschale.
Gulta-Percha aber wird im Wasser mit der Zeit mürbe
und zerreiblich und darum wird diese Umhüllung noch
mals dick umwickelt mit Werg und Leinwandstreifen, die
in verschiedenen Fetten gut getränkt sind. Das Kabel
wächst dadurch von der Stärke eines Bleistiftes zu der
Dicke eines Daumens. — Dieser Schutz ist indessen noch
nicht genügend, die „Seele" vor Ungemach zu bewah
ren. Fettarten sind eine willkommene Speise für Wür
mer und sonstige Meerboden-Bewohner. Das Kabel muß
eine ungenießbarere und auch wegen der nöthigen Trag
kraft seines eigenen Gewichts beim Legen eine stärkere
Schale bekommen; und diese wird ihm endlich durch eine
starke Umwindung von eisernen Drähten gegeben, die
von der Stärke eines mäßigen Federhalters um die Fett
umhüllung herumgewunden ist, so daß das Kabel nun
mehr wie ein eiserner Strick von der Dicke eines Wan
derstabes aussieht.
Dies Kabel, von dem zirka Schweizerstunden
Länge 70t) Zentner wiegt, ist für eine Strecke von 600
Schweizerstunden zu legen, von denen bereits mehr als
zwei Drittheile gelegt waren, als ihm der Unfall zustieß,
von dessen Natur man noch keine bestimmtere Kenntniß
hat. „O. A."
In Iowa in Nordamerika hatte sich ein junger
Mann mit einem Mädchen, Maria Smith, verlobt.
Nach einiger Zeit nahm der Bräutigam in der Unions
armee Kriegsdienste und als er aus dem Felde zurück
kam, erhielt er in Washington eine Anstellung im Mi-
nisterialbureau, vergaß die alte Liebe und heirathete eine
andere, mit der er ganz glücklich lebte. Die Verlassene,
empört über diese Treulosigkeit, machte sich auf den Weg
und kam nach einer langen und beschwerlichen Reise
nach Washington. Dort lauerte sie dem Untreuen aus
und schoß ihn, als er eben aus seinem Bureau zum
Mittagstische gehen wollte, mit einem Revolver nieder.
Die Mörderin wurde vor das Geschwornengericht gestellt
und da, obschon auch nicht ein einziger Grund zur Mil
derung ihres Verbrechens vorhanden war, so gut
vertheidigt, daß die Geschwornen sie einstimmig freispra
chen. Sie eilte in die Arme ihres Retters, der sie, als
sie vor Freuden ohnmächtig wurde, auf seinen Armen
hinaustrug und sie bald wieder zu sich brachte. Das
Volk jubelte und überhäufte die Freigesprochene mit Ge
schenken aller Art.
Druck von Z. Graff'ö
Land- und Hauswirthschaftliches.
Etwas von der Alpwirthschast Guschgfiel.
Die „Landeszeitung" brachte ihren Lesern schon öfters
Nachrichten, wie auf den verschiedenen Alpen gewirth--
schaftet wird und spendete, je nach Verdienst Lob oder
Tadel.
Die Alpgenossenfchaft Guschgfiel hat wohl schon tau
fende von Gulden auf die Gebäulichkeiten auf dieser Alp
verwendet, indem der vor vier Jahren neu erbaute Stall
schon im folgenden Jahre reparirt und diesen Sommer
Dreiviertheile des Dachstuhles neu erbaut werden muß
ten, — entweder wegen zu leichter Bauart oder wegen
allzugroßer Schneelast im verflossenen Winter.
Aber was nützt ein Stall ohne Heu? Wenn man
keinen Platz einzäunen und zum Heumachen verwenden
will, so hätte es keine so große und 'kostspielige Gebäu
lichkeiten erfordert. Jammerschade um die großen Wei
deplatze, welche wegen mangelhafter Wege, die mit einem
Opfer von wenigen Arbeitstagen fahrbar zu machen
wären, nicht abgeätzt werden könnten. Doch wir wol
len nicht einmal von diesen reden.
Die Wasserleitungen und die Tränkvorrichtungen sind
so mangelhaft, daß selbst in dem Monat August, in
welchem Regengüsse tägliche Erscheinungen sind, nicht
einmal der vierte Theil des Viehes sich satt trinken kann.
Der größere Theil des Viehstandes ist daher auf das
laue, schmutzige und stinkende Wasser angewiesen, wel
ches sich in den Stufen angesammelt hat und das wohl
geeignet wäre, Krankheiten und Seuchen unter das Vieh
zu bringen und die Heerde zu lichten. Jeder Bauer
wird mehr oder minder schon die Erfahrung gemacht
haben, daß die Kühe, wenn sie Durst leiden müssen,
nicht das gehörige Quantum Milch zu geben vermögen;
der Schaden ist daher nicht gering anzuschlagen, welche
sämmtliche Vieheigenthümer Guschgfiel trifft.
Wohl brachte eine Partei bei einer Genossenversamm
lung den Vorschlag, da Zimmerleute mit dem Werkzeug
auf der Alp seien, möge man mehrere Brunnenbeete
machen lassen. Eine andere- Partei wollte im Stall
Unterschlachten haben. Dies hielt man im Allgemeinen
gerade nicht für nothwendig und so mußte der erste Vor
schlag aus Leidenschaft dem zweiten zum Opfer fallen.
Mancher wird denken, das ist unglaublich, daß das
aufgeklärte Balzers so handelt und sich aus diese Weise
selber schädiget; aber der Nachbar Neid hat gesagt:
„Ich will den Schaden gern verschmerzen, wenn der
Nachbar Mißgunst auch seinen Tbeil zu leiden bekommt."
Balzers, 27. August 1865.
Curs.
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 2. September . . fl. 107. Banknoten.
Donnerstag, den. 7. September . fl. I07.b0 »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Reda^
Wittwe in Feldkirch.