Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

Seele" vollkommen isolirt von einem Ende zum andern 
sein, so daß auf der ganzen Strecke nicht eine Spur 
von Wasser an dieselbe dringen kann. Geschähe derglei 
chen, so würde der elektrische Strom diesen Nebenweg 
ins Meer einschlagen und nicht bis ans andere Ende des 
Kabels gehen, wo er seine telegraphische Botschaft abzu 
statten hat. 
Diese kupferne „Seele" des Kabels ist nun, um sie 
zu isoliren, von einer Schicht von Guta-Percha um 
schlossen, etwa in der Stärke und in der Form, wie die 
Seele eines gewöhnlichen Bleistiftes von der Holzschale. 
Gulta-Percha aber wird im Wasser mit der Zeit mürbe 
und zerreiblich und darum wird diese Umhüllung noch 
mals dick umwickelt mit Werg und Leinwandstreifen, die 
in verschiedenen Fetten gut getränkt sind. Das Kabel 
wächst dadurch von der Stärke eines Bleistiftes zu der 
Dicke eines Daumens. — Dieser Schutz ist indessen noch 
nicht genügend, die „Seele" vor Ungemach zu bewah 
ren. Fettarten sind eine willkommene Speise für Wür 
mer und sonstige Meerboden-Bewohner. Das Kabel muß 
eine ungenießbarere und auch wegen der nöthigen Trag 
kraft seines eigenen Gewichts beim Legen eine stärkere 
Schale bekommen; und diese wird ihm endlich durch eine 
starke Umwindung von eisernen Drähten gegeben, die 
von der Stärke eines mäßigen Federhalters um die Fett 
umhüllung herumgewunden ist, so daß das Kabel nun 
mehr wie ein eiserner Strick von der Dicke eines Wan 
derstabes aussieht. 
Dies Kabel, von dem zirka Schweizerstunden 
Länge 70t) Zentner wiegt, ist für eine Strecke von 600 
Schweizerstunden zu legen, von denen bereits mehr als 
zwei Drittheile gelegt waren, als ihm der Unfall zustieß, 
von dessen Natur man noch keine bestimmtere Kenntniß 
hat. „O. A." 
In Iowa in Nordamerika hatte sich ein junger 
Mann mit einem Mädchen, Maria Smith, verlobt. 
Nach einiger Zeit nahm der Bräutigam in der Unions 
armee Kriegsdienste und als er aus dem Felde zurück 
kam, erhielt er in Washington eine Anstellung im Mi- 
nisterialbureau, vergaß die alte Liebe und heirathete eine 
andere, mit der er ganz glücklich lebte. Die Verlassene, 
empört über diese Treulosigkeit, machte sich auf den Weg 
und kam nach einer langen und beschwerlichen Reise 
nach Washington. Dort lauerte sie dem Untreuen aus 
und schoß ihn, als er eben aus seinem Bureau zum 
Mittagstische gehen wollte, mit einem Revolver nieder. 
Die Mörderin wurde vor das Geschwornengericht gestellt 
und da, obschon auch nicht ein einziger Grund zur Mil 
derung ihres Verbrechens vorhanden war, so gut 
vertheidigt, daß die Geschwornen sie einstimmig freispra 
chen. Sie eilte in die Arme ihres Retters, der sie, als 
sie vor Freuden ohnmächtig wurde, auf seinen Armen 
hinaustrug und sie bald wieder zu sich brachte. Das 
Volk jubelte und überhäufte die Freigesprochene mit Ge 
schenken aller Art. 
Druck von Z. Graff'ö 
Land- und Hauswirthschaftliches. 
Etwas von der Alpwirthschast Guschgfiel. 
Die „Landeszeitung" brachte ihren Lesern schon öfters 
Nachrichten, wie auf den verschiedenen Alpen gewirth-- 
schaftet wird und spendete, je nach Verdienst Lob oder 
Tadel. 
Die Alpgenossenfchaft Guschgfiel hat wohl schon tau 
fende von Gulden auf die Gebäulichkeiten auf dieser Alp 
verwendet, indem der vor vier Jahren neu erbaute Stall 
schon im folgenden Jahre reparirt und diesen Sommer 
Dreiviertheile des Dachstuhles neu erbaut werden muß 
ten, — entweder wegen zu leichter Bauart oder wegen 
allzugroßer Schneelast im verflossenen Winter. 
Aber was nützt ein Stall ohne Heu? Wenn man 
keinen Platz einzäunen und zum Heumachen verwenden 
will, so hätte es keine so große und 'kostspielige Gebäu 
lichkeiten erfordert. Jammerschade um die großen Wei 
deplatze, welche wegen mangelhafter Wege, die mit einem 
Opfer von wenigen Arbeitstagen fahrbar zu machen 
wären, nicht abgeätzt werden könnten. Doch wir wol 
len nicht einmal von diesen reden. 
Die Wasserleitungen und die Tränkvorrichtungen sind 
so mangelhaft, daß selbst in dem Monat August, in 
welchem Regengüsse tägliche Erscheinungen sind, nicht 
einmal der vierte Theil des Viehes sich satt trinken kann. 
Der größere Theil des Viehstandes ist daher auf das 
laue, schmutzige und stinkende Wasser angewiesen, wel 
ches sich in den Stufen angesammelt hat und das wohl 
geeignet wäre, Krankheiten und Seuchen unter das Vieh 
zu bringen und die Heerde zu lichten. Jeder Bauer 
wird mehr oder minder schon die Erfahrung gemacht 
haben, daß die Kühe, wenn sie Durst leiden müssen, 
nicht das gehörige Quantum Milch zu geben vermögen; 
der Schaden ist daher nicht gering anzuschlagen, welche 
sämmtliche Vieheigenthümer Guschgfiel trifft. 
Wohl brachte eine Partei bei einer Genossenversamm 
lung den Vorschlag, da Zimmerleute mit dem Werkzeug 
auf der Alp seien, möge man mehrere Brunnenbeete 
machen lassen. Eine andere- Partei wollte im Stall 
Unterschlachten haben. Dies hielt man im Allgemeinen 
gerade nicht für nothwendig und so mußte der erste Vor 
schlag aus Leidenschaft dem zweiten zum Opfer fallen. 
Mancher wird denken, das ist unglaublich, daß das 
aufgeklärte Balzers so handelt und sich aus diese Weise 
selber schädiget; aber der Nachbar Neid hat gesagt: 
„Ich will den Schaden gern verschmerzen, wenn der 
Nachbar Mißgunst auch seinen Tbeil zu leiden bekommt." 
Balzers, 27. August 1865. 
Curs. 
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 2. September . . fl. 107. Banknoten. 
Donnerstag, den. 7. September . fl. I07.b0 » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Reda^ 
Wittwe in Feldkirch.
	        

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