Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

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— Im Jahre 1354 entfernte sich von Äerlin ein 
Maschinenbauer und ließ seine Frau, mit der er in großer 
Uneinigkeit lebte, und drei schulpflichtige Kinder, zwei 
Söhne und eine Tochter, zurück. Derselbe war nach 
Philadelphia gegangen und Satte sich dort zu einem 
wohlhabenden Manne emporgeschwungen. Vor einigen 
Tagen nun kam er nach Berlin zurück, um sich mit sei 
ner Familie auszusöhnen und dieselbe in seine neue Hei 
mat überzuführen. Er fand aber seine Frau todt, seine 
Söhne im Strafgefängniß und seine Tochter als Pro- 
stituirte im Arbeitshause. 
— Aus Obereßlingen schreibt man dem „Stuttgarter 
Beobachter": Am 20. Juni Abends ging Plötzlich der 
Ruf „Feuer" durch den Ort. Die Böller knallten, die 
Glocken stürmten. Im Staubwirbel kamen Feuerreiter 
daher gejagt. Alles stürzte nach dem Spritzenhaus. 
Es brennt in Deitzesau. Im Nu war die ,Spritze 
heraus, die Rosse angeschirrt. Alles ging wunderbar 
schnell. Man wartete nur noch auf das Kommando 
zur Abfahrt. Da erschien endlich der Herr Schult 
heiß mit den Worten: „Nur langsam, nur langsam. 
Z'erst wolle mer au sehe, ob's wirklich au brennt 
in Deisenau. Rathsdiener gang du aufi auf de 
Berg un lueg na!" Ein schallendes Gelächter erhob 
sich rings im neugierigen aufgeregten Zuschauerkreise bei 
Groß und Klein. Der Schultheiß aber ließ sich nicht 
irre machen. „Gang aufi, sag ich!" Und der Raths 
diener stieg keuchend den Berg hinan. Gerade 44 Mi 
nuten, also nahezu ^ Stunden dauerte es, bis er schweiß 
triefend mit den Worten zurückkam: „Jo sreili brennt's, 
un wie!" „Tausendsackerment!" schrie nun plötzlich der 
Schultheiß, „machet, machet jetzt, daß er furt kommet!" 
— In Berlin sind Strohflechtschulen einge 
richtet worden, um der immer mehr um sich greifenden 
Verwilderung der Jugend vorzubeugen. 
— Lincoln blieb so zu sagen arm unter lauter Millio 
nären; Johnson scheint dieselbe edle Leidenschaft zu 
haben. Einen kostbaren Wagen sammt Pferden, ihm 
von mehreren Bürgern geschenkt, schickte er zurück, nur 
den Widmungsbrief behielt er als Andenken. Hohe 
Beamte, sagte er, dürfen keine Geschenke annehmen. 
Land- und HauswirthschaftlicheS. 
Mähezeit «nd Heuwerth. 
Im Jahre 1862 haben wir 200 Centner Heu, von 
Gras gewonnen, das beim Mähen in voller Blü 
the stand, an 4 Rinder verfüttert, die im Durchschnitte 
jedes um 187 Pfund Lebendgewicht zunahmen. 
Im Jahre 1663 wurde die nämliche Wiese 17 Tage 
später, nachdem fast alle Gräser zum Satöenansatze ge 
kommen waren, gemäht und 200 Centner des betreffen 
den Heues ebenfalls an 4 Rinder derselben Race bei 
sonst gleichbleibender Futtermischung und Futtermenge 
verfüttert. Dies Mal betrug pro Mnd die durchschnitt 
liche Vermehrung des Lebendgewichtes nur 143 Pfund. 
Durch rechtzeitig (in der Blüthe) geworbenes Heu wur 
den 100 gewonnen in Lebendgewicht, -7- dagegen durch 
zu spät (im Samenansatze) geworbenes Heu nur 75. 
Das heißt: durch rechtzeitiges Heuwerben gegen das 
unrechtzeitige würde ein Gewinn gemacht svon 3 auf 4, 
— oder: man erreichte um ein volles Drittheil mehr. 
Durchforstungen. 
iii») 
Die Durchforstungen gewähren weiters den Vortheil, 
daß die Wälder früher ihr Haubarkeitsalter erreichen, 
und ein gesunderes Holz liefern. Denn da der Zuwachs 
durch die zeitweise Herausnahme der unterdrückten 
Stämme vermehrt wird, so erlangen die einzelnen Bäume 
früher jene Stärke zu welcher man sie heranzuziehen be 
absichtiget und werden auch in kürzerer Zeit schlagbar. 
Was jedoch die Güte des Holzes anbetrifft, so ist das 
im dichten Dunkel erwachsene mehr splintig als jenes, 
welches einer gemäßigten Lichteinwirkung nicht entbehrt» 
Da nun den undurchforsteten Wäldern das Licht nur 
sehr schwach zugeführt wird, so ist eS natürlich, daß sie 
auch ein mehr splintiges, und daher auch minder gesun 
des und brauchbares Holz besitzen. 
Zudem wird auch die Verjüngung der Wälder durch 
das Durchforsten erleichtert, und zwar aus mehreren Grün 
den; denn erstens wird die Samentragbarkeit vermehrt, 
da die Fruchtbarkeit eine größere Ausbreitung der Kro 
nen und einen stärkeren Einfluß des Lichtes nothwendi- 
gerweise bedingt. 
Es wird a lso durch die Durchforstung der Eintritt 
von Samenjahren früher und öfter herbeigeführt, und 
somit die Verjüngung erleichtert. 
Ferner wird bei Anlegung von Besamungshieben die 
Schlagführung selbst weniger schwierig und gefährlich, 
weil die durch die Durchforstung bewirkte Lichtung eine 
weitgreifendere Schlagstellung zulässig macht, da der zu 
verjüngende Wald zur Samenerzeugung bereits vorberei 
tet ist. 
WaldkulturS-Nachbesserungen fallen zum größten Theile 
hinweg, und man hat blos auf die zur Keimung deS 
Samens und das erste Wachsthum der Holzpflanzen 
nöthige Stellung zu sehen, ohne besorgen zu müssen, 
daß bis jzum Eintritts des Samenjahres entweder der 
Boden verwaset oder die Stellung zu dunkel wird. 
Ferner bieten die Durchforstungen den Vortheil, daß 
die vom unterdrückten Gehölze stets rein gehaltenen 
Wälder gegen die nachtheilige Vermehrung der mittelbar 
schädlichen Insekten gesichert sind, und schließlich, daß bei 
der Waldverjüngung gewünschte Holzbestände, von den 
darin vorkommenden, aber nicht beabsichtigten, schlechten, 
oder mittder werthvollen Holzarten, kostlos und unschäd 
lich für den Hauplbestand, beseitiget werden können. 
Schauer. 
*) Vgl. Nr. !2. . 
Curs. 
^ Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 22. Zuli . . . fl. 106.75 Banknoten. 
Donnerstag, den 2?. Juli . . . fl. 107.25 » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler. 
Druck von Z. Graff'S Wittwe in Feldkirch.
	        

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