durch eine demokratische Rede verdorben. Jetzt kommen
noch hinzu die unglücklichen Nachrichten aus Meriko.
Dahin muß er entweder Geld und Soldaten schicken,
oder sich von aller Welt schadenfroh auslachen lassen.
Das letzte ist aber für einen Napoleon schlimmer, als
eine Milliarde Schulden.
Allerhand Neuigkeiten.
* Triesenberg, 10. Juni. Ich nehme mir die
Freiheit Ihnen wieder einmal etwas aus dem hiesigen
Gemeindeleben zu berichten und zwar über die Art und
Weise, wie man bei uns die Viehveredlung betreibt.
Bekanntlich werden die in jeder Gemeinde des Landes
aufgestellten Zuchtstiere von einer besonderen landschaft
lichen Commission alljährlich in Augenschein genommen.
Die Gemeinden sind verpflichtet, vorzugsweise solche
Stiere zu verwenden, welche von der besagten Commis
sion als tauglich befunden werden. So geschah es denn
im letzten Dezember, daß von 7 aus hiesiger Gemeinde
vorgeführten Stieren 3 besonders zur Zucht empfohlen
wurden. Einer dieser Stiere wurde als besonders preis
würdig anerkannt und mit dem I. Preis prämirt. Allein
man hatte sich getäuscht, dieser Stier zeigte sich mangel
hast und für die Zucht gänzlich unbrauchbar, obwohl
über seine Brauchbarkeit von hiesiger Vorstehung ein
günstiges Zeugniß ausgestellt worden war. Ein zweiter
Stier von diesen dreien wurde 'auf Antrag des hiesigen
Ortsvorstehers von der Zucht ausgeschlossen, ob aus
persönlicher Abneigung gegen den Eigenthümer oder ei
nem andern Grunde, ist uns nicht bekannt. Jedenfalls
wählte man auf Vermittlung des Vorstehers und auf
Beschluß des Gemeinderaths einen anderen Stier; unsere
Gemeindevorstebung umging auf diese Weise die Anord
nungen der landschaftlichen Viehveredlungskommifsion.
Auch an die Stelle des untauglichen Prämiestieres wurde
ein neuer ausgewählt und sodann mit den Eigenthümern
dieser 3 Stiere ein Vertrag abgeschlossen. Allein die
Zahl von drei Stieren zeigte sich für unseren Viehstand
zu gering und so mußten auch noch die übrigen in der
Gemeinde befindlichen Stiere für die Züchtung in An
spruch genommen werden, ohne Rücksicht auf ihre Zu-
lässigkeit im Interesse der Viehveredlung, .allerdings auch
ohne Aussicht auf ein Sprunggeld.
Es besteht nun in der Berggemeinde die Uebung, daß
jeder Kühbesitzer für jedes Thier 42 kr. in die Gemein
dekasse zu zahlen hat und diese Beträge, welche jährlich
an 160 fl. ausmachen, werden am Jahresschluß unter
die Eigenthümer der 4 von der Gemeinde bestellten
Stiere vertheilt. Weil aber in diesem Jahre nur 3
Stiere aufgestellt sind, so fällt der 4. Theil des Sprung
geldes laut Akkord mit den Eigenthümern in die Ge-
meindekasse. Allerdings hat die Gemeinde noch einen
vierten Stier gepachtet um den Betrag von 12 fl., so
daß also der Gemeinde aus der Viehveredlung immer
noch ein Gewinn von 30 st. erübrigt. Nun bat unsere
Gemeinde 6 verschiedene Alpen, wovon in der Regel
jede mit einem Stiere besetzt wurde. Allein man hat
bisher nicht vernommen, daß die Vorstehung im Sinne
habe, aus dem lleberschusse von 30 fl. auch noch 2
Stiere für die unbesetzten Alpen zu pachten. Es wird
also dahin kommen, daß die Kenossm dieser Alpen aulf
eigene Kosten sich mit einem Zuchtstiere versehen. Da
durch kommen sie in doppelte Unkosten, einmal durch den
Beitrag von 42 kr. an die Gemeinde und dann durch
den Pachtzins der auf eigene Rechnung beschafften Stiere.
Dem Einsender wäre es nun erwünscht, eine Aufklä
rung zu erhalten. 1. wie man einem notorisch untaug
lichen Stiere ein Fähigkeitszeugniß ausstellen konnte, wo
durch derselbe den 1. Preis erhielt? 2. Ob die land
schaftliche Kommission öder der Gemeindevorsteher mit
den Gemeinderäthen über Schönheit, Körperbau und
Farbe der Stiere zu urtheilen haben? 3. Ob die An
ordnungen' der Kommission befolgt werden müssen? 4.
Ob die, Gemeinde berechtigt ist, sich aus dem Sprung
geld eine neue Einnahmsquelle zu verschaffen, und wie
der Ueberschuß zu verwerthen ist? 5. Ob es hillig
und recht ist, daß derjenige, welcher einen eigenen von
der Kommission anerkannten Stier für seine Kühe be
nützt hat, auch zur Unterhaltung der von der Gemeinde-
vorstehung bestellten Stiere 42 kr. pr. Kuh beitragen
muß?
Triefen. Noch ein Mal der Straßen- oder Fahr
wegbau. Am Schlüsse der Einsendung von Triefen
in Nr. 15, Seite 58, wird gegen den Ausdruck „Mag-
natenthum" angekämpft. Der Einsender sagt, „man
könne und dürfe die Gemeindebürger von Triefen nicht
mit diesem Titel beehren." Ganz richtig. Die Magna
tengeschichte hat nicht im Geringsten auf die sämmtlichen
Triesner Gemeindebürger Bezug und,kein Mensch, der
das ABC versteht, wird dieses Wort auf die ganze Ge
meinde beziehen. Wohl aber gibt es in dieser oder je
ner Gemeinde öfters etliche Gewalthaber, welche ein
Vergnügen daran finden, über den großen Haufen, wie
über eine willenlose Heerde, zu herrschen und sie finden
allerlei Mittel und Mittelchen, um die Leute nach ihrer
Pfeife tanzen zu lassen. — Freilich ist es zu beklagen,
daß man sich unter das Joch dieser Gewaltigen gar oft
lieber beugt, als dem guten Rath verständiger Leute zu
folgen, welche zu gewissenhaft sstnd, um auf Schleich
wegen ihrer. Ansicht Geltung zu verschaffen, oder welche
ihre Körpergröße nicht durch eine Unterlage von Napo
leons oder Fünflivres vermehren können.
* Balzers. (Eingesandt.) Dienstag den 6. Juni
ertönte in früher Morgenstunde der Klang der Glocken
und rief die Bewohner der Gemeinde Balzers zur kirch
lichen Feier; aber freilich war der Gegenstand ein höchst
ergreifender und trauriger. Sonntags um 3 Uhr Mor
gens entschlief im Herrn nach 16tägiger schmerzlicher
Krankheit Herr Vorsteher Frz. Anton Kaufmann und
um 7 Uhr gleichen Morgens 5ach längerer Krankheit
Baptist Frömmelt, ein schlichter braver Bürger, der auch
früher mehrere Gemeindestellen bekleidete. Dienstag wur
den die beiden Entseelten von einem ungewöhnlich gro
ßen Geleite bestattet, Richter Kaufmann getragen von
vier Mitgliedern des Gemeinderathes, .in Trauermäntel
gehüllt. Nach Beerdigung derselben hielt der sHochw.
Herr Pfarrer Gmelch auf dem Grabe des Erstem eine