ner Sippe von Sklavenjunkern aufrecht erhalten werden
konnte.
Durch die Ermordung Lincolns wurde jedenfalls den
Rebellen der letzte Hoffnungsfaden abgeschnitten. Daß
man die Anstiftung des Mordes den Südlichen mit gu
tem Grunde zurechnen muß, hat sie vollends um die
Sympathie aller zivilisirten Nationen gebracht. Durch
den Mord haben sie aber auch die letzte Möglichkeit zer
stört, eine glimpfliche Behandlung von den Siegern zu
erlangen. — Die Theilnahme an dem schrecklichen Un
glücke des nordamerikanischen Volkes ist bei den meisten
europäischen Nationen eine sehr lebendige. In England,
in der Schweiz, in Italien, in einigen Städten Deutsch
lands hat man BeileidSadressen erlassen, bedeckt mit zahllo
sen Unterschriften.— Booth, der Mörder Lincolns, wurde'
nach 14tägiger Flucht und Verfolgung erwischt und bei dem
Versuche, ihn gefangen zu nehmen, erschossen. Er hatte
während dieser Zeit ein entsetzliches Dasein geführt; ge
ächtet und verfolgt irrte er in Sümpfen und Wildnissen
mit einigen Spießgesellen umher, während er schon bei
dem Sprunge aus der Loge ein Bein gebrochen hatte.
.— Der Minister Seward kommt mit dem Leben davon,
dagegen ist sein Sohn noch nicht außer aller Gefahr.
— Der Wittwe Lincoln wurde von der Regierung die
Summe von 100,000 Dollars einstweilen als National
dank zugewiesen, weiteres soll noch geschehen. Lincoln
war nicht reich, er besaß nur 6000 Dollars Vermögen
und sein makelloser Charakter gestattete es nicht, daß er
sich während seiner Amtsführung bereicherte. — Das
Theater, in welchem der Mord geschah, soll niederge
rissen und auf dem Platze ein großes Denkmal für den
Märtyrer-Präsidenten gesetzt werden.
Allerhand Neuigkeiten.
Triesnerberg. Die neue Straße vom Flach
lande bis zur Kirche ist im Ganzen als vollendet zu be
trachten. Von der Landstraße bis über den Maierhof
hinaus auf dem TrieSner Bühel ist der Straßenzug auf
Anordnung der fürstlichen Regierung mit Pappelbäumen
besetzt worden, welche dereinst ein prächtiges Landschafts
bild schaffen werden. Der schöne und solide Bau, die
gleichmäßige und äußerst regelmäßige Arbeit, und vor
Allem die gelungene Planirung machen einen sehr ent
sprechenden und erfreulichen Eindruck. An dieser Arbeit
zeigt sich, was gutgeleitete Arbeiter mit einem vernünfti
gen Plan zu leisten vermögen. Jammerschade ist es,
daß die Gemeinde Triesen nicht so viel Einsicht hat, um
den Anschluß ihrer Straße aus dem Dorfe von einem
sachverständigen Manne planiren zu lassen. Die Rich
tung deS Triesner Anschlusses neben dem Pfarrhaus
vorüber ist im Ganzen rechf wohl gewählt, indem er
ohne schwierige Steigungen auf die Höhe deS Bühels
führt. Aber man steht es der ganzen Geschichte an, es
lst kein Plan und kein Verständniß im Bau; es wird
schwerlich etwas Gutes und Schönes herauswachsen.
Wenn man fertig zu sein glaubt, so wird man einsehen,
daß. Geld und Zeit und Arbeit schlecht verwendet wur
de«. Mit der Arbeit der Berggemeinde jwird sich der
Triesnerbau nie und nimmer messen können. — ES wäre
interessant zu erfahren, wer die famose Jngenieurarbeit
gemacht hat und was dahinter steckt, daß man eS nicht
auf die rechte Weise angreift. WaS gilt'S hier spuckt
ein Stück Magnatengeschichte!
— April und Mai waren dies Jahr wahre Feuer-
monäte. So viele Brände, wie in den vergangenen
Wochen, sind wohl selten in so kurzer Zeit aufeinander
gefolgt. In Admont in Steiermark wurden 21 Häuser
nebst dem schönen Benediktinerstift ein Raub der Flam
men; Oberstdorf in Bayern, bei Sonthofen verlor 200
.Häuser, Bartholmä in Würtemberg 60. In Rüziders
in Vorarlberg wurden 90 Familien mit 500 Köpfen
obdachlos. Der Schaden in dieser Gemeinde wird auf
150,000 fl. geschätzt. Die Kirche blieb verschont, das
neuerbaute Pfarrhaus wurde zerstört, fast wäre auch
noch der angrenzende Wald von den Flammen ergriffen wor
den. Eine alte kranke Frau verbrannte, 4 Personen erlitten
bedeutende Brandwunden; eine Frau ward während des
Brandes auf freiem Felde entbunden. Der Magistrat
der Stadt Feldkirch erließ einen Aufruf zur Unterstützung
der Unglücklichen. Die Herren MaaistratSräthe Wein-
zierl und Huber in Feldkirch sind zur Annahme von Ga-
ben, als Geld, Kleidungsstücke, Nahrungsmittel ic. er
bötig. — Vom 12. Mai meldet man noch ein weiteres
furchtbares Brandunglück aus Kolomea in Galizien, wo
-450 Häuser eingeäschert wurden und 1000 Familien
ihr Obdach verloren.
— Aus der Schweiz. Es besteht eine sogenannte
„Militärersparnißkommission", welche Mittel und Wege
ausfindig machen soll, um in Militärsachen billiger zu
wirthschaften. Das ist aber eine schwierige Sache. Das
meiste Geld verursachen immer die Anschaffungen neuer
Waffen. Kaum war der schweizerische Ordonnanz
stutzen als eines der vorzüglichsten Gewehre zur
Anerkennung gekommen, und kaum daß die Millionen
zur Anschaffung gezahlt sind, so ist er. schon wieder ver
altet. Die preußischen Zündnavelgewehre, welche von
hinten geladen werden, gelten jetzt als das Höchste. Be
reits tagt auch schon eine Kommission, um dieses Ge
wehr einer Prüfung zu unterziehen. Also fort mit Spar
gedanken! Die „Bodenseezeitung" meint deshalb, die Er-
sparnißkommission müsse als 8. t ihrer Vorschläge be
stimmen: „Es ist bei 3 Mill. Fr. Buße verboten, in
nerhalb der nächsten 50 Jahren eine neue Erfindung
an Soldatengewehren zu machen." — Vielleicht nimmt auch
der deutsche Bund das Zündnadelgewehr demnächst als
„Einheitswaffe" (!) zum Beschluß und veranlaßt die
Anschaffung. Das könnte Liechtenstein auch wieder seine
10,000 Fr. kosten. — Der Vorstand deS einst so rei
chen, kürzlich aber fallirten Bankhauses Custer u. Eomp.
in Rheineck, Custer, wurde in strafgerichtliche Untersu
chung genommen, weil er der Brandstiftung verdächtig
ist. AuS Verdruß, daß sein Vaterhaus, der Löwenhof
in Rheineck, in fremde Hände kommen soll, machte er
den Versuch, das HauS in Brand zu stecken. Eine
traurige Geschichte! — Von Wartau sind jüngsthin wie
der 62 Personen nach Amerika ausgewandert. — In
Basel land war dieTröckne nicht minder groß als bei
uns; die hochgelegenen WieSböden sind von der Sonne