Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

Liechtensteiner Landeszeitung. 
Dritter ^akrSauS. 
Vaduz. Samstag Rro. RÄ. 22. April 1865. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
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Rund scha«. 
Wenn unsere deutschen Regierungen uneins sind, so 
kommt hie und da etwas Vortheilhaftes dabei heraus. 
Welch' ein Unheil würde z. B. entstehen, wenn alle 
gleichen Sinnes mit Nassau, Kurhessen, Mecklenburg 
wären? So aber herrscht in der Regel ein kleiner Hader 
zwischen dem einen oder andern Bundeslande und es 
trifft sich leicht, daß hier erlaubt ist, was dort verboten 
wurde. Auch die Schleswig-Holsteiner machten bei dieser 
glücklichen Uneinigkeit einen kleinen Gewinn. Der preu 
ßische Commissar in Schleswig-Holstein hatte den Ge 
brauch von Fahnen mit dem Namenszug des Herzogs 
Friedrich :c. verboten. Bisher waren sie erlaubt und 
der östreichische Commissar bestand darauf, daß das Ver 
bot zurückgenommen werde. 
Die preußische Regierung verlangt von der Kammer 
die Genehmigung zu einer Anleihe von 10 Millionen 
Thalern zur Vermehrung der Seemacht. Bei der Be 
rathung über diesen Punkt wird nun wohl auch die so 
lange und so vorsichtig vermiedene Schleswig-Holsteinische 
Angelegenheit in dem preußischen Abgeordnetenhaus zur 
Sprache kommen müssen. Denn es bat der Kriegsmi 
nister ausdrücklich erklärt, Preußen sei jetzt im Besitz 
eines guten Hafens, namentlich des Kieler, und gedenke 
denselben auch zu behalten. So muß denn nothwendig 
über die Frage der Annexion oder des Bundesverhält 
nisses der Elbeherzogthümer die preußische zweite Kam 
mer sich auslassen. Die liberale Partei wird bei dieser 
Angelegenheit schwerlich einig bleiben; spricht sich aber 
die Mehrheit derselben für Einverleibung in Preußen 
aus, so spricht sie entschieden nicht im Sinne der Mehr 
heit des deutschen Volks. 
Aus Mecklenburg geht die Wanderung nach Amerika, 
wie bei uns der Auszug der Vögel im Herbste. Dort 
hat seit der letzten Volkszählung die Bevölkerung abge 
nommen. Und doch ist Mecklenburg eines der fruchtbar 
sten Gebiete Deutschlands mit herrlichen Marschländern 
an der Ostsee und könnte wohl dreimal so viel Menschen 
ernähren als es besitzt. Es treffen auf die Quadrat 
meile nur 2200 Menschen, während das gebirgige Sach 
sen 8000 auf die Quadratmeile ernährt. Woher nun 
dies? Weil in Mecklenburg Hunderte für Einen arbeiten 
müssen, weil dort das Junkerthum noch ganz im Mittel» 
alterlichen Zustand florirt, der Bauer in einem Ver 
hältniß lebt, welches nur eine andere Form der Leibeigen 
schaft ist; weil dort die Volksbildung ganz vernachläßigt 
wird, Gewerbe und Handel darnieder liegen, wohl aber 
Rohheit und Prügelsystem üppig wuchern. Gegen solche 
Zustände seine Stimme zu erheben ist aber bedenklich, 
denn „wo Gewalt Recht hat, da hat Reckt keine Ge 
walt." Dennoch hat ein unerschrockener Mann aus der 
Reihe der Gutsbesitzer selbst sich das Herz genommen, 
in einer Reihe von Artikeln in einem mecklenburgischen 
landwirthschastlichen Wochenblatte den Schaden bloszu 
legen. Mecklenburg könne, so meint der wackere Mann, 
aus seinen versumpften Zuständen nur herausgerissen 
werden, wenn man wie anderwärts Gewerbefreiheit und 
Freizügigkeit gewähre, die Theilbarkeit des Grundbesitzes 
ausspreche, (bis jetzt muß ein Gut nach seinem gesamm- 
ten Besitzstand erhalten werden), die Bauern zu freien 
Eigenthümem erhebe und den Volksunterricht fördere. 
Zuletzt verwahrt sich der Verfasser, daß er demokratische 
Ziele verfolge. Es ist freilich traurig, daß man sich 
stets, so oft man für Wahrheit und Recht, für Förde 
rung des Volkswohls und Beseitigung hemmender 
Schranken, überhaupt für Vernünftiges und Zeitgemäßes 
in die Schranken tritt, auf Verdächtigung als Volks 
aufwiegler, Unruhstifter, Wühler, Demokrat zc. gefaßt 
halten muß. 
In Spanien brütet der Frühlings sonnenschem wahr 
scheinlich eine Revolution aus. Schulden ohne End, 
Steuern ohne Namen, Vorrechte einzelner Stande und 
rechtlose Bedrückung der niedern Klassen tasten schwer 
auf diesem herrlichen Lande. Die Unzufriedenheit ist 
groß, bereits hat es einzelne Revolten in Madrid gege 
ben, so daß die Militärmacht einschreiten mußte, wobei 
es Todte und Verwundete gab. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 20. April. Am Ostermontag war die Schloß 
wirthschaft von zahlreichen Gästen besucht. Der Sän 
gerverein des benachbarten Werden berger Bezirkes benutzte 
die herrliche Frühlingswitterung zu einer Sängerfahrt 
hiehek. 
— Wie wir vernehmen ist vor einigen Tagen die Ge 
nehmigung zum Bau der Alpstraße hinter dem 
Culmen hier angelangt. Die Straße wird nämlich auf 
dem Gebiet der Alp Süka und auf Kosten der fürstlichen 
Rentenkasse erstellt. Somit ist denn die Verbindung des 
Flachlandes mit dem Alpengebiet in kürzester Zeit zu er 
warten.
	        

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