Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

la Drüme ist gestorben. Der Mann hatte den kalten 
Nachwinter prophezeiet. 
— Seit Erhöhung der Cigarrenpreise in Italien 
nimmt der Schmuggel am Comer- und Langensee an 
ungewöhnlicher Ausdehnung zu. Die Uferbevölkerung 
unterstützt denselben natürlich in jeder Weise. Die eifri 
gen Bemühungen der Zollwächter, die von der Schweiz 
hereinbrechenden Schmuggler zu arretiren, haben sich bis 
jetzt völlig machtlos erwiesen, und das Uebel droht sich 
noch immer mehr zu vergrößern. 
— Aus Polen wurde wieder ein Transport von 
75 größtentheils gefesselter Gefangenen, darunter 2 Frauen 
nach Sibirien abgeführt. Die Verfolgungswuth der 
Russen hat von Neuem zugenommen und Verhaftungen 
kommen taglich vor, seitdem aufrührerische Plakate wie 
der in Menge ausgestreut werden. — Ein Gutsbesitzer, 
v. D., hatte mit seinem Sohne, dessen schlechtes Betra 
gen ihm schon vielen Kummer gemacht hatte, einen sehr 
heftigen Auftritt, der den völligen Bruch der Familien 
verhältnisse zur Folge hatte. Aus Rache denunzirte der 
Sohn den Vater, daß er den Aufstand unterstützt und 
sich selbst daran betheiligt hatte. Der Vater wurde zur 
Untersuchung gezogen und vom Kriegsgerichte zur De 
portation nach Sibirien verurtheilt. Er wurde vor eini 
gen Tagen dahin abgeführt. 
— Eine seltene Ehrlichkeit. Im Jahre 1857 kam 
der Reisende eines Berliner großen Handlungshauses 
nach Homburg und verlor an der dortigen Spielbank 
feine ganze Reisekasse im Betrage von 8000 st. Es war 
das ihm anvertraute Gut seines Handlungshauses. Der 
Unglückliche flüchtete nach Amerika. Neun Jahre waren 
seitdem verflossen. Niemand dachte mehr an den Reisen 
den; seine alte Mutter beweinte ihn als todt; die reichen 
Prinzipale hatten längst ihren Verlust verschmerzt, — da 
trifft vor Kurzem ein Brief mit einer Summe von 9000 
fl. an dieselben aus Amerika von jenem Reisenden ein. 
Er schickt ihnen den damals zugefügten Schaden und 
schreibt, daß er ein wohlhabender Mann geworden sei, 
der seine damalige That bereue und um Verzeihung bitte. 
Er wünscht nur, daß seine Name geschont und keine An 
zeige bei der Polizei gemacht werde. Ferner bittet er, 
seiner Mutter 1000 fl. abzugeben, und ihm das Conto 
der von ihm noch zu bezahlenden Zinsen nach seinem 
neuen Wohnorte zu schicken. -- Der Wunsch des ehe 
maligen Reisenden ist buchstäblich erfüllt worden. 
— Ein höchst komischer Fall ereignete sich vor einigen 
Tagen auf dem Münchener Stadtgerichte, während der 
Verhandlung einer Ehrenkränkungsklage. Bei der Ver 
nehmung eines Zeugen, welcher nicht den Wünschen des 
Klägers gemäß aussagte, preßte derselbe plötzlich, wohl 
lauter, als er selbst wollte, zwischen seinen geschlossenen 
Zähnen hervor: „Miserabler Kerl!" Der Richter fragte 
sogleich, wen der Kläger mit diesem Ehrentitel gemeint 
habe, und erhielt mit Ruhe zur Antwort: „Mich selbst." 
Die Selbstqualifikation wurde im Sitzungsprotokolle kon- 
statirt und derselben gemäß auch die Klage entschieden. 
— Jeder Briefträger und Fußbote in Frankreich 
erhätt eine verschlossene Briefbüchse, in die unterwegs 
Briefe eingelegt werden können. Diese Büchsen werden 
nach Art der Marketenderfäßchen umgehängt, sind jedoch 
etwas trockeneren Inhalts. 
— Ueber die an 60 Stellen neuerdings angelegten 
Goldwäschereien in Sibirien wird gemeldet, daß 
einige davon sich reichhaltiger als die kalifornischen er 
weisen. Das Gold liegt an manchen Stellen so nahe an 
der Oberfläche, daß eS genügt, nur das MooS und eine 
dünne Lage Erde abzuheben, um zum edlen Metalle zu 
gelangen. Die Oertlichkeit ist aber sehr feucht und naß. 
Bis jetzt hat man nur angeschwemmte Goldlager aus 
gebeutet, die Eingeweide der Erde hat man nach diesem 
Metall noch nicht durchwühlt. 
— Naturereignisse. Schon am 9. Februar hat 
eS in Siebenbürgen — am Paß von Kojanto — Rau 
pen geregnet. Die Raupen waren braun und gruben 
sich sogleich in den Schnee hinein. 
Am 3. März hat's nun auch bei Lichtenfels, an der 
Koburqer Grenze, zwischen Ebersdorf und Seidmanns- 
dorf, Raupen geschneit. Raupen regnen? Das ist doch 
sonderbar, — und noch dazu in Winterszeit oder doch 
zugleich mit einem heftigen Schneegestöber, wie'S die Zei 
tungen berichten. Man fand in letzterem Falle nachher 
die Raupen auf dem Erdboden in einem Streifen von 
etwa 1^/2 Stunden Länge und 40 Fuß Breite. Die's 
selbst gesehen haben, sagen, daß die Thierchen 1 Zoll 
lang, sehr dünn, aber lebend waren. Mag eine unbe 
hagliche Reise für die armen Würmer gewesen sein, zu 
mal sie wahrscheinlich ziemlich weit hergekommen sind, 
wo sie ein Sturmwind, dem offenbar seine Kälte beim 
Aufheben der Raupen zu Hülfe gekommen ist, aufgenom 
men haben muß. Vielleicht erklärt sich's bald, wo die 
Thierchen ihre Heimat haben. Die Richtung, aus wel 
cher der Schneesturm hergekommen, wird hierbei auch 
etwas auf die Spur helfen. 
Land- und Hauswirthschaftliches. 
Weidenpflanzungen. 
il. 
Demnach ist nur noch darstellend zu machen, in wel 
cher Art und Weise fragliche Weidenanzucht vorgenom 
men werden soll. 
Dieselbe kann nach Maßgabe der StandortSverhält- 
nisse folgends Platz greifen, als: 
1. Durch Saat, 2. Durch Pflanzeneinsetzung, 3. 
Durch Wurzelpflanzung, 4. Durch Steckling- oder Stu- 
pferpflanzung, 5. Durch Legstangen und endlich durch 
Ableger. 
Indem unter allen diesen Kultursmethoden außer der 
Wurzelpflanzung, die Weidenanzucht mit Stecklingen und 
Stupfer als die sicherste und billigste bezeichnet werden 
kann, so wird mit Nachstehendem alles dasjenige ange 
führt, was das sichere Gedeihen derselben begründet. 
Diese Holzpflanzung besteht nämlich darin, daß man 
abgeschnittene Zweige oder Aeste der anzuziehenden Wei 
deart unter solchen Verhältnissen in die Erde bringt, daß
	        

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