nun auch der ärmere um ein kleines Geld seine Bedürf
nisse befriedigen; er lebt billiger und besser. Der billige
Getreidetransport auf den Eisenbahnen z. B. macht es
möglich, daß auch in ungünstigen Jahren kein Mangel,
keine Theurung entsteht. Obwohl bei uns zu Lande die
Brodfrüchte Heuer nicht zum besten gerathen sind, so essen
wir doch ein billigeres Brod als im I. 1863 bei einer
ausgezeichneten Ernte.
Es gibt zwar gar viele Leute, denen die Maschinen
ein Dorn im Auge sind und sie wissen ihnen gar vie
lerlei Unheil und Schaden beizurechnen. Doch ist es
nicht schwer, ihnen das Gegentheil zu beweisen. Davon
aber ein anderes Mal.
Rundschau.
In Berlin haben sie in der letzten Zeit die Rückkehr
der siegreichen Truppen gefeiert; allein das übrige Deutsch
land nahm an dieser Feier keinen Antheil, weil noch
heute nach einem Jahre Niemand weiß, was aus Schles
wig-Holstein werden soll. Freilich, wer schon längere
Jahre die Zeitung liest, und wer auch ein Weniges aus
der Weltgeschichte weiß: der wird an verschiedenen Zei
chen bereits bemerkt haben, daß Schleswig-Holstein am
Ende preußisch werden wird. Preußen wird in diesem
Punkte handeln, wie alle Eroberer seit Alexanders Zei
ten. Warum sollte es das schöne Land nicht zu seinem
Reiche schlagen? Ebenso gut könntest Du vom Wolf er
warten, daß er inmitten einer Schafheerde das Rauben
lasse. Und warum denn nicht? — Ich möchte sehen,
was denn eigentlich in dem unglücklichen Deutschland
besser werden sollte, wenn Preußen den Gewissenhaften
spielte. Ein starkes Preußen ist noch immer besser, als
ein neuer Kopf am vielköpfigen und dabei doch kopflo
sen deutschen Bunde, Ich will damit nicht die Ge
waltthätigkeit und den Rechtsbruch gutheißen; ich meine
nur, es ist eine Verlorne Sache, man mag sie ansehen
wie man will.
Man hört viel reden von einem neuen engeren Bunde,
den die deutschen Königreiche untereinander bilden wol
len, um Preußen und Oestreich die Stange zu halten.
Der neue bainsche Minister v. der Pfordten will sich
damit unsterblich machen. Hoffnungslose Arbeit das.
Diejenigen, welche er kuriren will, leiden an der Abzeh
rung, sie könnten ihm unter den Händen sterben.
Die merkwürdigste Begebenheit für Hie katholische
Welt ist ein Rundschreiben des Papstes an alle Bischöfe
der Welt, Darin werden 80 Hauptirrthümer unserer
Zeit verdammt. Zur Erleuchtung der Geister und Bes
serung der Verirrten soll im Jahr 1865 ein großes Ju
biläum mit Ablaß gefeiert werden. Der Eindruck dieses
Briefes auf die Gemüther ist ein tiefer und merkwürdiger.
Aus Nordamerika können in der nächsten Zeit
sehr wichtige Nachrichten eintreffen; der Sieg deS Bun
des scheint unausbleiblich. Die Bundesgenerale haben
hoffnungsreiche Fortschritte in Besiegung der Rebellen
gemacht. Die Rebellen sind so schlimm daran, daß sie
sebst 90,000 Sklaven unter die Soldaten stecken wollen.
DaS wird ihnen den Todesstoß geben.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 31. Dezember. Gestern machte der neu
eingeführte Orts schulrath seinen ersten Besuch in
den hiesigen Schulen. Die Mitglieder ließen es sich an
gelegen sein, vom Zustande der Schule, besonders von
der Zucht und Ordnung sich Kenntniß zu verschaffen.
Es wurde den Kindern in Aussicht gestellt, daß sie in
jedem Monat einen Besuch zu erwarten hätten. —
Wird nur gute Folgen für die Jugenderziehung haben!
Möge der Eifer nicht erkalten.
Vaduz, 1. Januar. Heute verreiste Herr Landes
verweser v. Hausen nach Wien, um, wie es heißt für
mehrere neue Gesetzentwürfe die Genehmigung Sr. Durch
laucht einzuholen.
* Schellenberg, 2. Januar. Die nordamerkani-
sche Unionsarmee zählt auch einige ausgewanderte Liech
tensteiner. Unter diesen zeichnete sich besonders Gregor
Wohlwend von Schellenberg aus, welcher am 10. März
v. I. im Militärspital zu Alton Jll als Lieutenant des
10. Kansasregiments gestorben ist. Der aus Anlaß sei
ner Begräbniß ergangene Spezialbefehl spendet ihm das
größte Lob. Gutes Betragen gewann ihm die Liebe
und Achtung seiner Vorgesetzten, und Tapferkeit ließ ihn
vom Gemeinen zum Lieutenant avanciren. Das blutige
Feld von Prärie Grove in Arkanfas, wo seine kleine
Truppe den Ansturm Hindmanns aufhielt, während an
jedem andern Punkte alles verloren, war Zeuge seiner
Tapferkeit. Seine Kameraden stellten ihn als Muster
treuer und uneigennütziger Anhänglichkeit an sein Adop-
tivvaterland auf.
In der Versammlung der Offiziere vom 10. Kansas-
regiment wurde folgender Beileidsbeschluß gefaßt:
„Da unser geachteter und werther Waffenbruder,
Lieutenant Wohlwend, durch den Tod aus unserer Mitte
gerissen wurde, und da durch unsere lange und intime
Gesellschaft mit dem Verstorbenen als Soldat, der zu
jeder Zeit bereit war, für die Regierung unseres Landes
einzustehen, der immer pünktlich seinen Pflichten nachkam,
seine Untergebenen freundlich behandelte, wir über dessen
Thun und Lassen zu urtheilen befähigt sind, so wollen
wir uns unserer gerechten Pflicht durch folgenden Be
schluß entledigen:
Beschlossen, daß das Gouvernement durch den Tod
des Lieutenant Gregor Wohlwend einen treuen, eifrigen
und fähigen Offizier; unser Regiment einen guten Mann,
einen braven Soldaten und einen Offizier, von Allen
geachtet, verlor."
Gregor Wohlwend war in AriedenSzeiten ein arbeit
samer, thätiger Mann und besaß in Arkansas eine
schöne Farm, welche nun seiner hinterlassenen Mutter
und seinen vier Geschwistern zugefallen ist.
— Was man den Schulen nicht Alles zu-
muthet! Der Gemeinderath von Pufchlav Möchtegerne,
daß in den dortigen Schuten auch einiger Unterricht
über die Behandlung der Wälder gelehrt würde! Wie
kindlich ist das Gemüth dieser Herren Gemeinderäthe?
Ein tüchtiger Forstbeamter und einige wachsame Wald
hirten helfen da viel leichter, als wöchentlich eine halbe
Stunde leereö Stroh in der Schule dreschen. Es ist