Her Kaiser von Oestreich wellt in Pest, wo er den!
ungarischen Reichstag eröffnete. Ungarn soll sein
besonderes Recht behalten, aber von den übrigen Län
dern des Reiches darf es sich nicht trennen. Die Rede
'des Kaisers machte einen günstigen Eindruck; die unga
rischen Magnaten sind in sehr festlicher und jubelnder
Stimmung. Sie wissen es, daß man ihnen nachgege
ben hat, vielleicht sind sie deshalb um so unnachgiebiger.
Es ist noch keine Aussicht auf einen allgemeinen östrei
chischen Reichsrath in Wien.
Die Boten aus Meriko zeigen ein doppeltes Ge
sicht ; ein ziemlich zufriedenes, wenn sie über Frankreich,
ein sehr ängstliches, wenn sie über Nordamerika kommen.
Das ängstliche Gesicht scheint das aufrichtigere zu sein.
Man sagt, Kaiser Marimilian sei halb und halb der
Gefangene der Franzosen. Die Commandanten in den
Häfen Merikos haben Befehl, Kaiser Marimilian oder
feine Frau zurückzuhalten, wenn sie sich nach Europa
einschiffen wollen. Von seinem Bruder, dem östreichi
schen Kaiser, soll Marimilian die Erlaubniß erbeten ha
ben, 7—10,000 Mann gedienter östreichischer Soldaten
anzuwerben. Napoleon sieht diese Anwerbung gern und
soll als Recompens die östreichische Anleihe in Paris
vermittelt haben.
Die Genehmigung der Bodenseegürtelbahn ist
nun von allen beteiligten Staaten, auch von Oestreich
erfolgt, so daß nun die Bahn Feldkirch - Rüti gebaut
wird. — Im Vorarlbergs Landtag wurde mitgetheilt,
daß die Vonrrbeiten zum Projekte einer Bahn Jnns-
bruck-Dornbirn bis zum Frühling vollendet seien.
Ueber die Nachtheile beim Verluste der Bündner Al-
penbahn schreibt der „Oberl.Anzeiger": „Verlieren wir
den Alpenübergang — dann „Lebt wohl" und „Von
Feme seid herzlich gegrüßt" ihr sarganserländischen
Märkte. Fahrt dann mit eurer Habe, ihr guten Bau
ern, auf den Markt, wo keine Käufer mehr sind! Mit
dem Vertust der Märkte ist'S Unglück noch nicht voll!
Unsere Eisenbahn rentirt dann nicht einmal mehr die
Betriebskosten, muß falliren (deutsch übersetzt: verlum
pen) und wir haben daS Vergnügen und die Freude
der Verzinsung einer Eisenbahnschuld von 5 — 6 Mil-
tiönchen, d. h. Bauer! du darfst auch mithelfen zahlen
an den 350—300,000 Franken Zins.
Darum, ihr Bürger, stimmt dem verwaltungsräthli-
chen und gemeinderäthlichen Antrag mit Hand' und
Füßen bei; Risiko habt ihr keinen, ihr müßt da nur
bezahlen, um zu gewinnen; verlieren wir den Alpen
übergang, so sind alle Subskriptionen nicht einzuzahlen,
— dann aber bewahre Gott uns und unsere Nachkom
men vor Reichthum." Die Gemeindell des Rheinthals
haben auch bereits ziemliche Beitrage gezeichnet, z. B.
Buchs bewilligte 10,000 Fr., Ragaz 5000 Fr. Se
tz et en ließ sich zu nichts herbei.
Allerhand Neuigkeiten.
. Seltenes Jägerglück. Jäger Lampert am Tries-
«erberg war vorige Woche jenseits des Culmen. Auf
der Alpe Sücka spürt sein Hund einen Dachsbau und
gibt Anzeichen, daß dieser bewohnt sei. Eö wurde ein
Feuer vor dem Bau angemacht, um die Bewohner aus
zutreiben. Bald kamen 3 Dachse zum Vorschein, wel
che erschossen wurden, 2 andere folgten nach und muß
ten durchs Weidmesser erlegt werden. Also 5 Dachse
in einem Bau. Das ist kein Jägerlatein, sondern
gutes Deutsch! Es stehen uns mehrere unbescholtene
Jagdliebhaber Bürge für die unzweifelhafte Wahrheit
dieser seltenen Thatsache.
Schweiz. In Sevelen scheint es bei Groß und
Klein sehr sparsam herzugehen; es würde sonst die
Seveler-Vaduzer Fähre wenigstens so weit im
Stande gehalten werden, daß auch Fuhrwerke passiren
können Es ist diese Fähre gewiß schon - ^ Jahr un
brauchbar für Fuhrwerke; Gott weiß, wann eine Besse
rung eintritt!
Auch das Gesuch des Schulraths der Buchser Real
schule wurde abgewiesen, obwohl derselbe nur eine Ak
tienbetheiligung von 20—30 Fr. begehrt hatte. — Der
Sekundarschulrath wird mit Ertheilung von Freiplätzen
an arme Knaben von Sevelen, wie es seit dem Beste
hen derselben gescbab, etwas sparsamer sein.
Bayrische Staatsun r u h e n. Der junge König
von Bayern ist ein warmer Freund der Musik; er hat
so ein Stück von seinem Großvater Ludwig, dem lei
denschaftlichen Verehrer der Bau- und Malerkunst. Der
junge König Ludwig ließ sich den berühmtesten Musiker
unserer Zeit, Richard Wagner, kommen, den er mit
vollen Händen, wahrhaft königlich bezahlte. Herr R.
Wagner ist ein wenig sonderbar in seinen Lebensge
wohnheiten. Er nimmt eS nicht genau mit den Batzen,
braucht viel, sehr viel Geld :c. :c., wie daS bei genia
len Leuten oft vorkommen soll. Die guten Münchner
finden die Manieren Wagners etwas, ja recht unleid
lich. Der ruhige Bürger ist sparsam, rücksichtsvoll,
macht nach allen Seiten sein unterthäniges Compliment,
ist stets gehorsamer Diener. Von diesen wunderbaren
Eigenschaften ist bei R. Wagner keine Spur; keine
Idee rücksichtsvoller Theilnahme für die süßen Gewohn
heiten des vaterlandstreuen, königsthronaufvechthaltenden
Bürgers der zugluftigen Jsarstadt. — Der Mann muß
aus dem Lande, er darf nicht länger die „einheimischen"
Gelder verprassen, am Ende macht er die Civilliste ban
kerott, er bringts dahin, daß alle Minister nach Zu
kunftsmusik tanzen; der ungeheuere, schwindelhafte
Fortschritt brächt' alle Conservative ums Leben. ES
entsteht eine gefährliche Aufregung, — das rothe Ge
spenst ist im Anzug!
Da entläßt der verständige Regent den Musiker, da
mit seine trotzigen Kinder wieder freundliche Gesichter
machen. — Wenn ein Fmst, dem der Klatsch selbst im
geheimsten Privatgemach keine Ruhe läßt, dem man gar
eine besondere Musik verbietet, die öffentliche Meinung
und die. unverständige Masse verachten lernt, dann ists
kein Wunder. Es ist ein schlimmes Zeugniß für die
politische Reife einer Stadtbevölkerung, wenn solche Kin
dereien die Köpfe der Majorität verdrehen können. In
musikalischen Dingen ist ein König Privatmann, und
dem Privaten muß es erlaubt sein, sich musizireir. M
lassen, von wem es ihm gefällt.