aus Steiermark, Kärnthen berichtet werden, wo wegen
geringfügiger Schulden Güter von 4000—6000 st. ver
steigert wurden, ohne Käufer und Zahler zu finden.
Was hilft eine Hypothek, wenn der Grund und Boden
entwertbet ist? Und wenn auch solchen äußerst seltenen
Ereignissen eigentlich keine besondere Bedeutung zukommt,
so gibt es doch andere häufigere Zufälle, welche dem
Kapitalisten das Leben verbittern können. Selten hat
er den Zins am Verfallstage, er kann nie auf daS Ein
treffen rechnen und sich darauf hin anderwärts verbind
lich machen. In den meisten Fallen muß er Mittels
personen gewinnen und ihre Dienste bezahlen. Zahlt
der Schuldner gar nicht, müssen Zwangsmittel gebraucht
werden, so steht der Gläubiger in Gefahr, trotz feines Rech
tes, sich den Haß und die Verwünschung deS Landvolks
aufzuladen, welches gar gerne mit dem gepreßten Schuld
ner, besonders wenn er noch Familienvater ist, sympa-
thisirt. Wie langwierig zieht sich aber der Prozeß hin,
welcher Zeit bedarf es bis zum Verkauf und zur Be»
zahlung des Pfandes und wie viele Kosten waren zu
bestretten?
Kommt aber der Darleiher in die Lage, daß er sein
Geld besser zu verwenden wüßte, so findet er selten Je
mand, der ihm auf seine Schuldbriefe borgt, oder die
selben kauft, weil jeder Käufer sich gewöhnlich auch über
die Person des Schuldners unterrichten will. Und wenn
auch, so eröffnet sich im Hintergrund eine gar unerfreu
liche Aussicht auf Cessionstaren u. dgl. Wer also sein
Geld in eine Hypothek steckt, der nimmt auf unbestimmte
Zeit davon Abschied und entbehrt es gerade dann recht
schmerzlich, wenn ihm gewinnversprechende Geschäfte sich
eröffnen.
Rundschau.
Zn Oestreich tagen jetzt die Provinz ialland-
tage — auch der vorarlbergische in Bregenz. Die
sämmtlichen Landesvertretungen der deutschen Kronländer
haben sich unzufrieden geäußert mit der einseitigen Auf
hebung der Verfassung. Wirkliches Aufsehen erregt die
Erklärung des Wiener Kardinal Rauscher, welcher
sagte: Zum Absolutismus (Regierung ohne Volksvertre
tung) kann Oestreich nicht mehr zurückkehren, es muß
konstitutionell regiert werden; die aufgehobene Verfassung
ist für die Neugestaltung Oestreichs unentbehrlich.
In der Schweiz rüstet sich das Volt zur Abstimmung
über die VerfaffungSabänderungen, welche der National-
rath letzthin beschlossen hat. Im St. Gallischen und
in Bünden allerwegen Volksversammlungen, — man
gedenkt daseldß die Anträge zu verwerfen. Die Bo-
.-jemseegürtelbahn nebst Zweigbahn nach Vorarl-
Hng ist vom Rationalrath und auch vsn Bayern bereits
geychmigt — nur bie Wiener Genehmigung steht noch
auS. Wenn diese^ erfolgt, wie man auswärts hofft,
^an» jind die Aussichten Liechtensteins für immer dahin.
Jüngst haben wir gemeldet, in Italien würden
HM),000 Soldaten entlassen. Heute vernimmt man, daß
große Pferdeanläufe für das Militär gemacht werden.
In Rorschach treffen fast täglich 30—40 Pferde aus
Deutschland ein, welche auf der Bahn thalaufwärts be
fördert werden. Mit dem Pferdehändler Schmid in
Hannover hat die italienische Regierung einen Vertrag
abgeschlossen, bis zum Frühling 4000 norddeutsche Pferde
nach Turin zu liefern. Das kann auf die beträchtlich
herabgegangenen Pferde preise ziemlich Einfluß haben.
Auch mit den Friedensrüstungen Napoleons
ist's nicht so ernst, als man anfänglich vermuthete. ES
werden 10,000 Mann entlassen, womit jährlich 13^
Mill. Fr. sich ersparen lassen. Es ist das zwar ein hüb
sches Sümmchen; aber Niemand ist damit zufrieden.
Dem Äolk ist es zu wenig und dem Militär zu viel.
England besitzt ein schönes Stück Land in Nord
amerika, unmittelbar an der Grenze der Vereinigten
Staaten. Die Nordamerikaner haben noch eine Rech
nung mit England vom Kriege her. Sie gedenken die
Rechnung eines Tages damit auszugleichen, daß sie die
ses Land, Canada, für sich nehmen. Die Engländer
sind darauf gefaßt. Dieses Land zu vertheidigen erfor
dert gewiß 150,000 Mann, welche nicht aufzureiben
sind. — Mit Maximilian in Meriko geht es rückwärts.
Die Nordamerikaner wollen keinen Kaiser von Meriko
anerkennen. Erst kürzlich wurde ein Gesandter für die
Republik Meriko ernannt. Ferner wurde die sämmt
liche Reiterei der Vereinigten Staaten uach TeraS an
die mexikanische Grenze beordert.
Allerhand' Neuigkeiten.
Vaduz, am 6. Dezember. Das bischöfliche Lan
de svikariat wurde an Stelle des resignirenden Hw.
Herrn Can. Wolfinger (z. Z. in Ravensburg) dem Hw.
Herrn Can. und Pfarrer v. Castelberg in Schaan über
tragen.
— Die von f. Regierung ins Leben gerufenen Zei
chen kurse werden je an einem halben Tage in den
verschiedenen Gemeinden durch den Architekt Hrn. Schäd«
ler vom 17. Dezember an abgehalten. Der Zutritt ist
für jedes Alter und jedes Gewerbe frei.
— Die proMirte Straße von Bendern nach
Schellen berg über Gamprin ist nahezu bis zur Höhe
des Schulhauses und Klosters vollendet. Mit Umge
hung irgendwie nennenswerther Steigungen, scheint die
selbe sehr praktikabel für jede Art von Fuhrwerk. Auf
Gampriner Territorium wurde leider eine geringe Qua
lität Schotter verwendet, was der Straße sehr zum
Nachtheil gereicht, die Gemeinde Eschen verwendete trotz-
ber weiten Entfernung Rheinkies, welcher sehr zweckmä
ßig erscheint. Die f. Regierung, welche so in wenigen
Jahren bedeutende Verbesserungen der Ortsverbindungs
wege im Lande herbeiführte, wird, wie verlautet, auch
die noch fehlenden Verbindungen Projektiren.
— Die „Feldk. Ztg." schreibt.'^ „Wie wir erfahren,
wurde eine Kollektivpetition aus Liechtenstein an den re»
gierenden Fürsten Johann in Wien zu dem Zwecke ge
richtet, um ^ie Ratifikation des Bodenseegürtelbahnver-
lrageS von Seite Oestreich so lange hintanzuhalten, bl'5
die von Liechtenstein gewünschten Unterhandlungen be-