Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

aus Steiermark, Kärnthen berichtet werden, wo wegen 
geringfügiger Schulden Güter von 4000—6000 st. ver 
steigert wurden, ohne Käufer und Zahler zu finden. 
Was hilft eine Hypothek, wenn der Grund und Boden 
entwertbet ist? Und wenn auch solchen äußerst seltenen 
Ereignissen eigentlich keine besondere Bedeutung zukommt, 
so gibt es doch andere häufigere Zufälle, welche dem 
Kapitalisten das Leben verbittern können. Selten hat 
er den Zins am Verfallstage, er kann nie auf daS Ein 
treffen rechnen und sich darauf hin anderwärts verbind 
lich machen. In den meisten Fallen muß er Mittels 
personen gewinnen und ihre Dienste bezahlen. Zahlt 
der Schuldner gar nicht, müssen Zwangsmittel gebraucht 
werden, so steht der Gläubiger in Gefahr, trotz feines Rech 
tes, sich den Haß und die Verwünschung deS Landvolks 
aufzuladen, welches gar gerne mit dem gepreßten Schuld 
ner, besonders wenn er noch Familienvater ist, sympa- 
thisirt. Wie langwierig zieht sich aber der Prozeß hin, 
welcher Zeit bedarf es bis zum Verkauf und zur Be» 
zahlung des Pfandes und wie viele Kosten waren zu 
bestretten? 
Kommt aber der Darleiher in die Lage, daß er sein 
Geld besser zu verwenden wüßte, so findet er selten Je 
mand, der ihm auf seine Schuldbriefe borgt, oder die 
selben kauft, weil jeder Käufer sich gewöhnlich auch über 
die Person des Schuldners unterrichten will. Und wenn 
auch, so eröffnet sich im Hintergrund eine gar unerfreu 
liche Aussicht auf Cessionstaren u. dgl. Wer also sein 
Geld in eine Hypothek steckt, der nimmt auf unbestimmte 
Zeit davon Abschied und entbehrt es gerade dann recht 
schmerzlich, wenn ihm gewinnversprechende Geschäfte sich 
eröffnen. 
Rundschau. 
Zn Oestreich tagen jetzt die Provinz ialland- 
tage — auch der vorarlbergische in Bregenz. Die 
sämmtlichen Landesvertretungen der deutschen Kronländer 
haben sich unzufrieden geäußert mit der einseitigen Auf 
hebung der Verfassung. Wirkliches Aufsehen erregt die 
Erklärung des Wiener Kardinal Rauscher, welcher 
sagte: Zum Absolutismus (Regierung ohne Volksvertre 
tung) kann Oestreich nicht mehr zurückkehren, es muß 
konstitutionell regiert werden; die aufgehobene Verfassung 
ist für die Neugestaltung Oestreichs unentbehrlich. 
In der Schweiz rüstet sich das Volt zur Abstimmung 
über die VerfaffungSabänderungen, welche der National- 
rath letzthin beschlossen hat. Im St. Gallischen und 
in Bünden allerwegen Volksversammlungen, — man 
gedenkt daseldß die Anträge zu verwerfen. Die Bo- 
.-jemseegürtelbahn nebst Zweigbahn nach Vorarl- 
Hng ist vom Rationalrath und auch vsn Bayern bereits 
geychmigt — nur bie Wiener Genehmigung steht noch 
auS. Wenn diese^ erfolgt, wie man auswärts hofft, 
^an» jind die Aussichten Liechtensteins für immer dahin. 
Jüngst haben wir gemeldet, in Italien würden 
HM),000 Soldaten entlassen. Heute vernimmt man, daß 
große Pferdeanläufe für das Militär gemacht werden. 
In Rorschach treffen fast täglich 30—40 Pferde aus 
Deutschland ein, welche auf der Bahn thalaufwärts be 
fördert werden. Mit dem Pferdehändler Schmid in 
Hannover hat die italienische Regierung einen Vertrag 
abgeschlossen, bis zum Frühling 4000 norddeutsche Pferde 
nach Turin zu liefern. Das kann auf die beträchtlich 
herabgegangenen Pferde preise ziemlich Einfluß haben. 
Auch mit den Friedensrüstungen Napoleons 
ist's nicht so ernst, als man anfänglich vermuthete. ES 
werden 10,000 Mann entlassen, womit jährlich 13^ 
Mill. Fr. sich ersparen lassen. Es ist das zwar ein hüb 
sches Sümmchen; aber Niemand ist damit zufrieden. 
Dem Äolk ist es zu wenig und dem Militär zu viel. 
England besitzt ein schönes Stück Land in Nord 
amerika, unmittelbar an der Grenze der Vereinigten 
Staaten. Die Nordamerikaner haben noch eine Rech 
nung mit England vom Kriege her. Sie gedenken die 
Rechnung eines Tages damit auszugleichen, daß sie die 
ses Land, Canada, für sich nehmen. Die Engländer 
sind darauf gefaßt. Dieses Land zu vertheidigen erfor 
dert gewiß 150,000 Mann, welche nicht aufzureiben 
sind. — Mit Maximilian in Meriko geht es rückwärts. 
Die Nordamerikaner wollen keinen Kaiser von Meriko 
anerkennen. Erst kürzlich wurde ein Gesandter für die 
Republik Meriko ernannt. Ferner wurde die sämmt 
liche Reiterei der Vereinigten Staaten uach TeraS an 
die mexikanische Grenze beordert. 
Allerhand' Neuigkeiten. 
Vaduz, am 6. Dezember. Das bischöfliche Lan 
de svikariat wurde an Stelle des resignirenden Hw. 
Herrn Can. Wolfinger (z. Z. in Ravensburg) dem Hw. 
Herrn Can. und Pfarrer v. Castelberg in Schaan über 
tragen. 
— Die von f. Regierung ins Leben gerufenen Zei 
chen kurse werden je an einem halben Tage in den 
verschiedenen Gemeinden durch den Architekt Hrn. Schäd« 
ler vom 17. Dezember an abgehalten. Der Zutritt ist 
für jedes Alter und jedes Gewerbe frei. 
— Die proMirte Straße von Bendern nach 
Schellen berg über Gamprin ist nahezu bis zur Höhe 
des Schulhauses und Klosters vollendet. Mit Umge 
hung irgendwie nennenswerther Steigungen, scheint die 
selbe sehr praktikabel für jede Art von Fuhrwerk. Auf 
Gampriner Territorium wurde leider eine geringe Qua 
lität Schotter verwendet, was der Straße sehr zum 
Nachtheil gereicht, die Gemeinde Eschen verwendete trotz- 
ber weiten Entfernung Rheinkies, welcher sehr zweckmä 
ßig erscheint. Die f. Regierung, welche so in wenigen 
Jahren bedeutende Verbesserungen der Ortsverbindungs 
wege im Lande herbeiführte, wird, wie verlautet, auch 
die noch fehlenden Verbindungen Projektiren. 
— Die „Feldk. Ztg." schreibt.'^ „Wie wir erfahren, 
wurde eine Kollektivpetition aus Liechtenstein an den re» 
gierenden Fürsten Johann in Wien zu dem Zwecke ge 
richtet, um ^ie Ratifikation des Bodenseegürtelbahnver- 
lrageS von Seite Oestreich so lange hintanzuhalten, bl'5 
die von Liechtenstein gewünschten Unterhandlungen be-
	        

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