namentlich, nicht mehr bestehen zu können, wenn für die
Inländer der Zwang wegfalle, zwei Jahre Kiel zu be
suchen. Trotzdem greife die Ueberzeugung von der Noth
wendigkeit der Unterordnung immer mehr um sich. So
versichert der ungenante Berichterstatter.
— Freitag den 6. Abends bald nach 10 Ubr gab
es Feuerlärm in Feldkirch; in der neuen Spulen-
und Weberschifffabrik der Herren Gebrüder Grasmayr
hatte sich, wie es heißt in Folge von Reibung, ein
Drehmaschinenstuhl entzündet und das Feuer auch den
hölzernen Fußboden angegriffen. Rasch aber waren
Löschleute mit den städtischen Spritzen bei der Hand und
das Feuer wurde nach kurzer Anstrengung unterdrückt.
Diese und die letzte Feuersgefahr hat der Organisirung
der Feuerwehr einen gewaltigen Impuls gegeben und
eS dürften baldigst von Seite des Turnvereins und der
bei ihm angemeldeten jungen Männer, im Ganzen von
etwa 70 Mann, die Uebungen beginnen. F. Ztg.
Rappersweil. Als Beitrag zur Naturgeschichte
der Tauben meldet das „Wochenblatt v. Seebezirk", daß
letzte Woche eine gewöhnliche Haustaube, die mit andern
von einer auf Besuch in hier gewesenen Dame nach
St. Gallen genommen wurde, am gleichen Morgen vor 9
Uhr, in hier wieder eingetroffen ist.
— Du mußt Dir einen Iur zu Deinem Hochzeits
tage machen! dachte ein Seidenzeugfabrikant in Wien.
Er ließ die Wasserleitung seines Hauses absperren und
unter das Saugrohr ein 15-Eimer-Faß mit Wein stel
len. Die ersten Leute waren ganz perpler, als sie Wein
statt Wasser pumpten; bald aber entstand eine kleine
Revolution am Brunnen und die Gäste oben am Fen
ster lachten sich halb todt über die Auftritte unten, am
meisten über die Gesichter der Leute, als plötzlich der
Wein sich in Wasser verwandelte; denn das Faß war
leer geworden.
— Für die Amerikaner war der Bürgerkrieg eine
großartige Manser. Sie ging an Leib und Leben,
hat aber auch wunderbare Erfolge gehabt. Konnte doch
jüngst zum erstenmal, seit die Republik steht, ein Neger
unter den Geschwornen in Brooklyn bei New-Aork Platz
nehmen und eitt junger Schwarzer sich unter die Stu
denten in Newhaven ausnehmen lassen. Vor dem Bür
gerkriege hätte man eben so leicht und noch leichter ei
nen Juden zum Pfarrer machen können.
Aus New-Aork wird die jede Erwartung überstei
gende Zunahme der Geschäfte und des Verkehrs gemel
det. Die Einfuhr ist ungeheuer und doch genügt sie
der Nachfrage aus dem Süden und Westen nicht. Die
Speicher der Großhändler leeren sich rascher als sie
wieder gefüllt werden können und von der täglich an
kommenden Schaar ' von Käufern kehren viele zurück,
ohne daß sie alles, was ^ sie wünschen, gefunden haben.
Die südlichen Käufer können nur gegen Gold oder
Baumwolle Einkäufe machen und es ist auffallend, wie
reichlich sie noch mit dem edeln Metalle versehen sind.
ES scheint während des Krieges vieles vergraben gewe
sen zu sein. Vor dem Kriege kauften die Südländer
für sich selbst Seiden- und LuruSwaaren und feine
Druck von Z. Graff's
Weine, für die Sklaven die gröbsten Stoffe; jetzt kaufen
sie vornehmlich Mittelgut, wie bisher der Norden.
Land- und HanswirthschaftlicheS.
Die Wälder.
Die Erhaltung der Wälder gehört zu den wichtigsten
Dingen und kann nicht oft genug besprochen werden.
In Frankreich beschäftigt der Plan der Regierung,
100,000 Jucharten Staatswälder zu verkaufen, auch
die Männer der Wissenschaft sehr lebhaft und hat inter
essante Versuche hervorgerufen, sie davon abzuhalten.
Marschall Vaillant geht der Sache am tiefsten auf den
Grund. Seine Versuche haben gezeigt, daß die Menge
der Feuchtigkeit, welche die Waldbaume und der Wald
boden einsaugen, für die Speisung der Quellen, für das
Festhalten und die Vertheilung des eingesogenen WasserS
an die ganze Umgebung von außerordentlicher Wichtig
keit ist. Allein der Wald saugt nicht nur Feuchtigkeit
ein, sondern er dünstet auch bei trockener Luft (gleich
allen Pflanzen) eine enorme Masse von Feuchtigkeit aus,
welche in der Form von atmosphärischen Niederschlägen
dem umliegenden Lande zu gute kommt. Ueber einem
Walde schwebt bei trockenem Wetter beständig eine Dunst
säule von mehren 100 Fuß Höhe. Um die Ausdün
stung resp, die Einsaugungsfähigkeit der Waldbäume zu
beweisen, hat der Marschall den Ast einer Eiche von
Fuß Länge und entsprechender Dicke, mit dem daran
befindlichen Laubwerk, in ein vollkommen gegen die Luft
abgesperrtes Gefäß mit Wasser gestellt. In drei Tagen
sog der Ast 950 Gramm Wasser ein, welches er durch
die Blätter ausdünstete. Eine starke Eiche muß demnach
an einem heitern Sommertage etwa 2000 Liter Wasser
ausdünsten. Ein Wald demnach von 500'bis 600 hoch
stämmigen Eichen dünstet im Tag etwa 10,000 Hekto
liter Wasser aus. Man schlage ihn nieder und pflanze
Feldfrüchte an den Platz, so wird das Klima und die
Bodenfruchtbarkeit der Umgegend bald diese Veränderung
spüren. Zu viel Wald kühlt das Land zu stark; zu
wenig macht es trocken und unfruchtbar. Ein richtiges
Verhältniß zwischen Wald- und Ackerland herzustellen,
ist eine der wichtigsten Aufgaben des Staatshaushalts.
Seit der übermäßigen Ausfuhr von großen Bauhölzern
aus der Schweiz sind ganze Landstriche unfruchtbarer
geworden, schwemmen Wolkenbrüche ganze Berghalden
weg und verheeren durch Ueberschwemmungen die tiefer
abwärts liegenden Gegenden auffallend. Es gibt Thä
ler, wo ein einziger Wolkenbruch auf abgeschwändetes
Land dreimal mehr Schaden verursacht hat, als der Er
lös eines ganzen Jahres für ausgeführtes Holz beträgt.
Die Holzhändler spüren den Schaden nicht, wohl aber
die Landbesitzer ganzer Dorfschaften.
Curs.
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 7. Oktober . . fl. ios.25 Banknoten.
Donnerstag, den Oktober . fl. 10.88S »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: Dr. Schädler.
Wittwe in Feldkirch.