Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

namentlich, nicht mehr bestehen zu können, wenn für die 
Inländer der Zwang wegfalle, zwei Jahre Kiel zu be 
suchen. Trotzdem greife die Ueberzeugung von der Noth 
wendigkeit der Unterordnung immer mehr um sich. So 
versichert der ungenante Berichterstatter. 
— Freitag den 6. Abends bald nach 10 Ubr gab 
es Feuerlärm in Feldkirch; in der neuen Spulen- 
und Weberschifffabrik der Herren Gebrüder Grasmayr 
hatte sich, wie es heißt in Folge von Reibung, ein 
Drehmaschinenstuhl entzündet und das Feuer auch den 
hölzernen Fußboden angegriffen. Rasch aber waren 
Löschleute mit den städtischen Spritzen bei der Hand und 
das Feuer wurde nach kurzer Anstrengung unterdrückt. 
Diese und die letzte Feuersgefahr hat der Organisirung 
der Feuerwehr einen gewaltigen Impuls gegeben und 
eS dürften baldigst von Seite des Turnvereins und der 
bei ihm angemeldeten jungen Männer, im Ganzen von 
etwa 70 Mann, die Uebungen beginnen. F. Ztg. 
Rappersweil. Als Beitrag zur Naturgeschichte 
der Tauben meldet das „Wochenblatt v. Seebezirk", daß 
letzte Woche eine gewöhnliche Haustaube, die mit andern 
von einer auf Besuch in hier gewesenen Dame nach 
St. Gallen genommen wurde, am gleichen Morgen vor 9 
Uhr, in hier wieder eingetroffen ist. 
— Du mußt Dir einen Iur zu Deinem Hochzeits 
tage machen! dachte ein Seidenzeugfabrikant in Wien. 
Er ließ die Wasserleitung seines Hauses absperren und 
unter das Saugrohr ein 15-Eimer-Faß mit Wein stel 
len. Die ersten Leute waren ganz perpler, als sie Wein 
statt Wasser pumpten; bald aber entstand eine kleine 
Revolution am Brunnen und die Gäste oben am Fen 
ster lachten sich halb todt über die Auftritte unten, am 
meisten über die Gesichter der Leute, als plötzlich der 
Wein sich in Wasser verwandelte; denn das Faß war 
leer geworden. 
— Für die Amerikaner war der Bürgerkrieg eine 
großartige Manser. Sie ging an Leib und Leben, 
hat aber auch wunderbare Erfolge gehabt. Konnte doch 
jüngst zum erstenmal, seit die Republik steht, ein Neger 
unter den Geschwornen in Brooklyn bei New-Aork Platz 
nehmen und eitt junger Schwarzer sich unter die Stu 
denten in Newhaven ausnehmen lassen. Vor dem Bür 
gerkriege hätte man eben so leicht und noch leichter ei 
nen Juden zum Pfarrer machen können. 
Aus New-Aork wird die jede Erwartung überstei 
gende Zunahme der Geschäfte und des Verkehrs gemel 
det. Die Einfuhr ist ungeheuer und doch genügt sie 
der Nachfrage aus dem Süden und Westen nicht. Die 
Speicher der Großhändler leeren sich rascher als sie 
wieder gefüllt werden können und von der täglich an 
kommenden Schaar ' von Käufern kehren viele zurück, 
ohne daß sie alles, was ^ sie wünschen, gefunden haben. 
Die südlichen Käufer können nur gegen Gold oder 
Baumwolle Einkäufe machen und es ist auffallend, wie 
reichlich sie noch mit dem edeln Metalle versehen sind. 
ES scheint während des Krieges vieles vergraben gewe 
sen zu sein. Vor dem Kriege kauften die Südländer 
für sich selbst Seiden- und LuruSwaaren und feine 
Druck von Z. Graff's 
Weine, für die Sklaven die gröbsten Stoffe; jetzt kaufen 
sie vornehmlich Mittelgut, wie bisher der Norden. 
Land- und HanswirthschaftlicheS. 
Die Wälder. 
Die Erhaltung der Wälder gehört zu den wichtigsten 
Dingen und kann nicht oft genug besprochen werden. 
In Frankreich beschäftigt der Plan der Regierung, 
100,000 Jucharten Staatswälder zu verkaufen, auch 
die Männer der Wissenschaft sehr lebhaft und hat inter 
essante Versuche hervorgerufen, sie davon abzuhalten. 
Marschall Vaillant geht der Sache am tiefsten auf den 
Grund. Seine Versuche haben gezeigt, daß die Menge 
der Feuchtigkeit, welche die Waldbaume und der Wald 
boden einsaugen, für die Speisung der Quellen, für das 
Festhalten und die Vertheilung des eingesogenen WasserS 
an die ganze Umgebung von außerordentlicher Wichtig 
keit ist. Allein der Wald saugt nicht nur Feuchtigkeit 
ein, sondern er dünstet auch bei trockener Luft (gleich 
allen Pflanzen) eine enorme Masse von Feuchtigkeit aus, 
welche in der Form von atmosphärischen Niederschlägen 
dem umliegenden Lande zu gute kommt. Ueber einem 
Walde schwebt bei trockenem Wetter beständig eine Dunst 
säule von mehren 100 Fuß Höhe. Um die Ausdün 
stung resp, die Einsaugungsfähigkeit der Waldbäume zu 
beweisen, hat der Marschall den Ast einer Eiche von 
Fuß Länge und entsprechender Dicke, mit dem daran 
befindlichen Laubwerk, in ein vollkommen gegen die Luft 
abgesperrtes Gefäß mit Wasser gestellt. In drei Tagen 
sog der Ast 950 Gramm Wasser ein, welches er durch 
die Blätter ausdünstete. Eine starke Eiche muß demnach 
an einem heitern Sommertage etwa 2000 Liter Wasser 
ausdünsten. Ein Wald demnach von 500'bis 600 hoch 
stämmigen Eichen dünstet im Tag etwa 10,000 Hekto 
liter Wasser aus. Man schlage ihn nieder und pflanze 
Feldfrüchte an den Platz, so wird das Klima und die 
Bodenfruchtbarkeit der Umgegend bald diese Veränderung 
spüren. Zu viel Wald kühlt das Land zu stark; zu 
wenig macht es trocken und unfruchtbar. Ein richtiges 
Verhältniß zwischen Wald- und Ackerland herzustellen, 
ist eine der wichtigsten Aufgaben des Staatshaushalts. 
Seit der übermäßigen Ausfuhr von großen Bauhölzern 
aus der Schweiz sind ganze Landstriche unfruchtbarer 
geworden, schwemmen Wolkenbrüche ganze Berghalden 
weg und verheeren durch Ueberschwemmungen die tiefer 
abwärts liegenden Gegenden auffallend. Es gibt Thä 
ler, wo ein einziger Wolkenbruch auf abgeschwändetes 
Land dreimal mehr Schaden verursacht hat, als der Er 
lös eines ganzen Jahres für ausgeführtes Holz beträgt. 
Die Holzhändler spüren den Schaden nicht, wohl aber 
die Landbesitzer ganzer Dorfschaften. 
Curs. 
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 7. Oktober . . fl. ios.25 Banknoten. 
Donnerstag, den Oktober . fl. 10.88S » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: Dr. Schädler. 
Wittwe in Feldkirch.
	        

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