Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

Rom, in letzter Zeit Kaplan bei Somvir in Graubün 
den. Der neue Pfarrer wird gegen Anfang März sei 
nen Posten wahrscheinlich antreten. 
— Das Sparkassengesetz, welches vom Landtage 
im vorigen Jahre beschlossen wurde, hat die Genehmigung 
Sr. Durchlaucht erhalten und wird in nächster Woche 
im Druck erscheinen. 
— Geehrte Redaktion! Die Bewohner der Gemeinden 
Triefen und Vaduz werden gegenwartig von einer Wuh r- 
angelegenheit sehr in Besorgniß versetzt. Zwischen 
Triesen und Vaduz, auf Triesner Wartung, soll sich 
eine Strecke des Rheinwuhres in einem höchst baufälligen 
und gefahrdrohenden Zustande befinden. Das alte Stein- 
wuhr ist dort, beim sogenannte» Trachterwuhr, in 
den Grund gesunken. Der schwache, aus Sand und 
Lett erbaute Damm ist ganz entblövt und bietet einem 
Hochwasser nicht den geringsten Widerstand. Die Ge 
fahr wird noch gesteigert, daß auf der Schweizerseite 
während der Wintermonate, gerade gegenüber dieser Stelle, 
ein hohes, massives Steinwuhr erbaut wurde. Die 
Wassermassen müssen sich nun ohne Zweifel gerade auf 
dieses schwache Dämmchen herüberwerfen. Dazu ist ne 
ben dem Damme eine Vertiefung ausgegraben, welche 
den andrängenden Wellen erst einen rechten Zug ver 
leiht, so daß der Damm gleich am Fuße angefressen wer 
den muß. Das Unglück, welches ein neuer Rheinbruch 
über unser Ländchen bringen würde, kann sich jeder 
Einheimische leicht ausmalen; das Elend wäre ein na 
menloses, um so mehr, nachdem jetzt ungeheure Unkosten 
auf die Entwässerung des Binnenlandes aufgewendet 
wurden. Der Einsender und mit ihm viele der Bethei- 
ligten wünschen, daß die fürstliche Regierung im Verein 
mit der Wuhrkommission recht bald einen Untersuch die 
ser Stelle vornehmen und die geeigneten Abwehrmittel 
vorkehren möge. Es sind bei dieser Sache nicht blos 
Vaduz und Triesen, sondern auch das ganze Unterland 
bedroht. Was hier vorgebracht wurde, ist nicht die ei 
gene Meinung, sondern es ist der Ausspruch einer An* 
zahl Vaduzer Bürger, welche die gefahrdrohende Stelle 
näher in Augenschein genommen haben. 
— Herr Bürgermeister I. Bavier von Chur ist in 
Zürich verstorben — in Ragaz starb Herr Josti, Inha 
ber des Gasthofs zur Tamina. 
— Diejenigen Vorarlberger, welche im vorigen Früh 
ling wegen des Waffenschmuggels aus der Schweiz 
verhaftet wurden, sind am 19. Jänner zu Innsbruck 
freigesprochen und freigelassen worden. Es ließ sich nicht 
nachweisen, daß die bezüglichen Waffen zur Unterstützung 
eines Aufstandes in Oestreich geliefert worden waren. 
— In der Nähe von Pfäfsikon sind vor 8 Tagen 
mehrere tausend Klafter Land in den Zürcherfee versun 
ken. 
— Die Finanzlandesdirektion in Innsbruck läßt die 
Salzlieferung, 4000 Stück Salzfässer für Graubün 
den und 400 Stück für Liechtenstein, nicht mehr über 
den Arlberg sondern per Eisenbahn über Baiern erfolgen. 
Die bisherigen Frachter auf der Arlberger Route fühlen 
ich dadurch nicht unbeträchtlich in ihrem Verdienste ge- 
chmälert. 
— Am 13. Jänner wurden in der Gegend von Dorn- 
birn 3 Männer von einer Staublawine verschüttet. 
Sie waren zu Fünfen ins Gebirg gegangen um mit 
Schlitten und Zugthieren Heu zu holen. Die 3 ersten 
verunglückten, zwei andere hatten sich verspätet und wur 
den dadurch gerettet. Zwei grub man als Leichen aus 
dem Schnee, einer kommt, obwohl arg zerschlagen, wahr 
scheinlich mit dem Leben davon. 
— Kenntnisse und Bildung sind ein Kapital, das > 
auch dem Handwerker seine guten Zinsen trägt. Das 
wissen unsere Schweizer Nachbarn so gut und noch bes 
ser als andere. Deshalb hat der Vorstand des schwei 
zerischen Lehrervereins einen Preis von 800 Fr. ausge 
setzt für das beste Lehrbüchlein, welches die jedem Hand 
werker nöthigsten Kenntnisse aus dem Rechnen, der Buch 
haltung, der Physik und der Chemie in leichtverständ 
licher Sprache und in kurzem Umrisse zusammenstellt, so 
daß dieses Büchlein jedem Handwerkslehrling und Ge 
sellen von 15—21 Jahren in die Hand gegeben werden 
kann. Wenn etwas Gutes zu Stande kommt, so ist es 
hoffentlich auch für Handwerker außerhalb der Schweiz 
gethan — drum wünschen wir besten Erfolg! 
— Die preußischen Staatseinnahmen sind 
für das Jahr 1865 auf mehr als 225 Millionen Gul 
den und die Ausgaben ebenso hoch veranschlagt. DaS 
macht auf den Kopf ungefähr 12^ fl. Bei uns tref 
fen auf den Kopf über 4 fl.; aber dafür sind auch die 
Gemeindelasten so groß, wie vielleicht in keinem Staate 
Deutschlands. 
— In Wien gab es Studentenunruhen. Die 
Studenten wollen die 500jährige Gründung der Wiener 
Hochschule am eigentlichen Stiftungstage, den 12. März, 
feiern; die Herren Professoren wollen die Feier erst am 
8. August, d. i. an dem Tage, wo der Papst einst die 
Gründung bestätigte. — Der kaum 14jährige Gymna 
sialschüler Kober aus Prag, der sich verschworen hatte, 
den Kaiser zu ermorden, ist vom Kaiser begnadigt 
worden. Er wird nach 6 Monaten freigelassen. 
— Ist es ein Wunder, wenn das Silber so theuer 
wird und wenn die Banknoten nicht im Werth steigen 
wollen? Ein Oestreicher hat endlich entdeckt, wodurch 
der Silbermangel verschuldet ist. Die sämmtlichen Pho 
tographen in Europa brauchen zu ihrem Kunstgewerbe 
jährlich über 500 Zentner Silber. Um Millionen und 
Millionen menschliche Gesichter aufs Papier zu zaubern, 
wie viele Millionen Silbermünzen werden da nicht zu 
Wasser gemacht! Es kann sichs jeder selbst ausrechnen, 
auö 1 Pfund Silber schlägt man 45 Guldenstücke. 
— Ehre einem wahren Volksfreunde. Auf der 
Insel Sizilien, die zu Italien gehört, starb ein reicher 
Baron und Landtagsabgeordneter. Sein ganzes großes 
Vermögen schenkte er der Stadt, die ihn zum Abgeord 
neten gewählt hatte und es sollen daraus Schulen er 
richtet werden. ES beträgt mehr als eine Million 
Franken. 
— Ein Salomonsurtheil durch — Gänse. 
Vor einem deutschen Schwurgerichtshofe wurde ein in 
mehrfacher Richtung interessanter Fall erledigt. Einem 
Bauer waren zehn weiße Gänse, die er auf zehn Thaler 
	        

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