Vaduz , Samstag
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Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der LandtagSverhandlungen öfter, und kostet für da»
Fürstentum Liechtenstein ganzjährig j fl., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. —
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Landtagsverhandlungen.
(Fortsetzung.)
VI. Bitte des resign. Lehrers Wanger in Schaan um
eine jährliche Unterstützung.
Es wird dem RegierungSantrage auf Gewährung ?i-
ner jährlichen Unterstützung von 80 fl. aus dem LandeS-
schulfonde mit 8—2 Stimmen zugestimmt.
VII. Bitte der Polizeileute Frömmelt und Dietrich um
Lohnerhöhung auf fl. 292.
Diese beziehen gegenwärtig jahrlich fl. 159. 68 nebst
einem MontirungSbeitrag von ca. sk 20, sowie Zustel
lungsgebühren im Belauf von nahe fl. 80. In Anbe
tracht, daß für die angeblichen Mehrleistungen im Dienste
keine Zeugniße vorgelegt wurden beschloß der Landtag
Uebergang zur Tagesordnung.
VIII. Staatsvoranschlag pro 1865.
Die Ausgaben sind meistens in gleicher Höhe veran
schlagt, wie für 1864 (siehe Beilage zu Nr. 9 der Lan-
desztg).
Nur für Bundeszwecke sollen 1800 fl. weniger, für
Militär aber 2800 fl. mehr verausgabt werden. Letzteres
deßhalb, weil 1865 die ganze Mannschaft einberufen
werden muß. Für finanzielle Verwaltung entfallen auch
1300 fl. weniger; dagegen sind 1000 fl. zur Schul
dentilgung ausgesetzt.
Die Hauptsumme der Einnahmen soll pro 1865 be
tragen . . . . fl. 3266477 kr.
Die Hauptsumme der Ausgaben soll
pro 1865 betragen . . fl. 32341.79 kr.
Der Kassabestand . . . fl. 322.98 kr.
An Schulden werden Ende 1865 noch ca. 2000 fl.
verbleiben, wogegen die Kapitalien circa fl. 4000 aus
machen.
Am Schluße des Kommissionsberichts erklärte der Fi
nanzausschuß seine Befriedigung über die Finanzlage des
Landes. Diese günstige Lage gestatte es, ohne Störung
deS Gleichgewichts zwischen Ausgaben und Einnahmen
nahezu ^ der sämmtlichen Deckungsmittel auf Kultur
zwecke zu verwenden, zur Förderung der Landeswohlfahrt
und zur Hebung der Steuerkraft des Landes.
„Ebensogerne spricht der Ausschuß seine Anerken
nung aus gegen die s Regierung, sowohl für die eben
so einfache als lichtvolle Behandlung des Staatsvoran-
chlages, als auch für die genaue und gewißenhafte Be-
meßung der einzelnen Propositionen; dadurch ward dem
Ausschusse seine Arbeit im Allgemeinen wesentlich erleich
tert, er werde auch in den Stand gesetzt, zu jeder ein
zelnen projektirten Auslage seine Zustimmung geben zu
können."
In erster Lesung stimmt de!r Landtag dem ganzen
Gesetz einhellig bei.
Hierauf wird die Sitzung geschlossen.
Rundschau.
Die Friedensverhandlungen mit Dänemark sind noch
immer nicht in Fluß gekommen. Unbedeutende Vorwän
de jeder Art werden von der dänischen Regierung be
nützt, um den Abschluß des Friedens hinauszuschieben.
Natürlich! Dänemark kann nichts mehr verlieren; wohl
aber würde ihm der geringste Zwischenfall, irgend eine
Spannung, ein Zerwürfniß zwischen den Großmächten,
die günstigsten Aussichten verschaffen, dies oder jenes von
dem Verlorenen wieder zu gewinnen. Aus diesem Stand
punkte muß man auch die zahllosen Gerüchte von fran
zösischen und englischen Protesten, Erklärungen u. s. f.
betrachten, die alle nur darauf berechnet sind, um die
öffentliche Meinung zu verwirren.
Die beiderseitigen Kriegsgefangenen sind bereits aus
gewechselt; die von der Insel Sylt geraubten Geiseln
kehrten wieder in ihre Heimath, ebenso wie die SchleS-
wiger, welche noch im dänischen Heere dienten. Die
Freude der Lande Schleswig-Holstein über ihre Befrei
ung vom dänischen Joch war eine unendliche. Sie wä
ren lieber preußisch, oder östreichisch oher was immer ge
worden, als noch länger mit den Dänen vereinigt zu
bleiben. Wirklich hat sich auch eine Partei gebildet, wel
che auf den Anschluß an Preußen hinarbeitet. Die mei
sten Anhänger findet diese Partei unter dem Adel. Man
hat diesen im Verdacht, er sei mit Hrn. v. Bismarck
einverstanden zur Beseitigung der 1849er freisinnigen
Verfassung. Es verlautet auch schon, die Preußen ge
dächten sich auf längere Zeit im Lande festzusetzen, so z.
B. wurden von ihnen Miethverträge auf 2 Jahre ab
geschlossen.
Die Freundschaft zwischen Oestreich und Preußen ist
noch im Wachsen. In voriger Woche war der König
von Preußen sogar zum Besuche in Wien. Darüber
kann man sich nur freuen; aber noch besser wäre es.