Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Rundschau. 
Endlich ist der Schleier gelüstet,, der bisher die Frie 
densunterhandlungen in Wien verhüllte. Der König v. 
Dänemark tritt die Herzogchümer Schleswig-Holstein- 
Lauenburg an Oestreich und Preußen ab und verzichtet 
auf alle Rechte, die er an diese Länder zu machen hatte. 
Die vorhandenen Staatsschulden werden von den Her 
zogtümern nach Anzahl der Bevölkerung verhältnißmäßig 
mitgetragen; nur jene Schulden sind ausgenommen, wel 
che für den gegenwärtigen Krieg gemacht wurden; die muß 
Dänemark für sich behalten. Die Kriegskosten aber fal 
len auf die Herzogtümer. Schleswig-Holstein muß also 
seine Freiheit selbst bezahlen. Vom 2. August begann 
ein Monatlicher Waffenstillstand, während dessen die 
Friedensverhandlunqen ins Reine gebracht werden sollen. 
Ist man bis zum 15. Sept. nicht völlig Eins, so kann 
der WaffenWstand gekündigt werden und nach 6 Wo 
chen beginnt alsdann wieder der Krieg. Bis zum völ 
ligen Friedensschluß bleibt Jütland besetzt; die Provian- 
tirung liefert Jütland, den Sold der Besatzungstruppen 
zahlen aber Oestreich und Preußen. Die Kriegsgefan 
genen werden freigelassen. 
An diesen Friedensbedingungen ist macherlei Sonder 
bares, so z. B. daß Schleswig-Holstein selbst die Kriegs 
kosten zahlt. Die hätten den Dänen gehört! Vielleicht 
hat man das so eingerichtet, um den Preußen einen Vor 
wand zur immerwährenden Besetzung der Herzogchümer 
zu lassen. Preußen wird nicht so bald abziehen; der 
preußisch-schleswigsche Negierungskommissär v. Zedlitz hat's 
selber ausgeplaudert; er meinte, als ihm die Schleswiger 
zum Friedensabschluß gratulirten, es wäre das beste, wenn 
sich Schleswig an Preußen hingäbe; da wäre es immer 
und ewig vor den Dänen sicher; für sich allein möchte 
es einem Angriff der rachsüchtigen Dänen doch nicht ge 
wachsen sein. 
Ferner hat man im Friedenspräliminar mit keiner 
Silbe des deutschen Bundes gedacht. Und doch sind 
eigentlich Preußen und Oestreich nur zur Wahrung des 
Bundesrechts nach Norden gezogen. Damit ist deutlich 
genug bezeichnet, was unsere Großstaaten von dem Bund 
halten. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Eschen, 9. August. Der westliche Theil von Eschen, 
Schönbüchl genannt, ward am 8. ds. Nachmittags 1 
Uhr von einem Brandunglücke betroffen, wodurch 6 Wohn 
häuser nebst Ställen und Nebengebäuden in Aschen ge 
legt wurden. Der Brand kam auf unbekannte Weise im 
Schöpf des Jakob Hundertpfund bei Nr. 131 aus. Mit 
unglaublicher Schnelligkeit verbreitete sich die Flamme 
über die aneinandergebauten, meist hölzernen, mit Schin 
deln gedeckten Nachbarsgebäude. In einem Hause konn 
ten sich die Bewohner nur durch einen Sprung aus 
dem Fenster vor dem Feuertode retten. Dem Jakob 
Hundertpfund verbrannten ein Pferd von circa 300 st. 
Werth, 1 Kalb und 3 Ziegen und sämmtliche Mobilien 
und Vorräthe; nicht viel besser ging es den übrigen Ver 
unglückten, welche fast gar nichts retteten. Nach zuver- 
läßigen Erhebungen dürfte sich der Schaden an Gebäu- 
lichkeiten auf 17,000 fl. und an beweglicher Habe auf 
6000 st. belaufen. Zwei Gebäude waren gar nicht ver 
sichert, die übrigen nicht zum vollen Werth. Dank der 
thätigen Beihilfe der nachbarlichen Schweizer und Feld- 
kircher wurde der Brand bald überwältigt. „Aus den 
liechtensteinischen Dörfern", schreibt die „Felvk. Ztg.", 
„waren auch Spritzen und Leute anwesend, jedoch von 
letzteren weniger, als man zu erwarten berechtigt war 
Herr Landesverweser v. Hausen und Herr Landrichter 
Keßler von Vaduz eilten auch auf den Schauplatz des 
Unglückes, und arbeiteten unverdrossen, um der entsetz 
lichen Glut zu steuern. Anwidernd hingegen war 
die Wahrnehmung, daß viele Leute in Eschen 
und Umgebung müßig herumlungerten und 
den Auswärtigen die Hauptarbeit überlie 
ßen. Die Leitung der Löschanstalten hätte 
auch um vieles besser sein können." 
Im benachbarten öfter. Grenzorte Bangs erhängte 
sich ein 70jähriger Mann, wie man vermuthet, aus Be- 
sorgniß, er möchte zum Vorsteher gewählt werden. 
In Sch luderns in Tirol wurden am 3. ds. 
Häuser eingeäschert und 30 Familien obdachlos. 
— Vorletzten Dienstag kam bei Altstätten ein junger 
Hirsch über den Rhein geschwommen. Das Thier mochte 
6/4 Jahre alt sein, es ließ sich leicht fangen und wurde 
mit einem Holzhacken herausgezogen. Es ließ sich strei 
cheln wie ein Hündchen und wurde an Landjäger Scherr 
verkauft. 
— Als Zeichen der Volksbildung im Kanton Freiburg 
dient die Angabe, daß von 400 Rekruten 80 nicht lesen 
und 40 nicht schreiben konnten. 
Briefkasten. Herrn F. D. i. F.: Senden Sie pr. Post. 
Anzeigen. 
Empfehlung. 
Von heute an eröffnet das Handlungshaus Fran- 
ziska Leone sel. Söhne bei mir ein 
Commissionslager von Spezerei - Waaren :c 
Indem ich das verehrliche Publikum hievon benachrichtig 
ge, bitte ich zugleich um geneigten Zuspruch. 
Ferner wird bemerkt, daß ich von Herrn Leone be 
auftragt bin den Waarenbedarf der löbl. Mit 
glieder des hiesigen ConsumvereinS zu ver 
abfolgen. 
Vaduz, den 13. August 1864. 
Bierwirth Seger in Vaduz. 
CurS. 
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 6. August ... . fl. N3.75 Banknoten. 
Donnerstag, den it. August . . . fl. l!3.!>b » 
Herausgeber: Gregor Fischer» 
BeraNtwottlicher Redaktor: vr. Schädler.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.