Die höchste Klasse ist mit 60 fl. die niedrigste mit 1
fl. besteuert. Die Steuer wird von der Landes-Kassa
verwaltung auf Grund der Angaben des Gewerbtreiben-
dett und nach Einvernehmen des OrtsvorsteherS festgestellt.
Hiegegen ist der Rekurs an die Regierung offen.
Nundschau.
Die Londoner Konferenzräthe sind also wieder aus
einander gegangen, wie sie gekommen waren, d. h. eben
so verwirrt und rathlos, wie vom Anfang. Nur unsere
deutschen Herren find ein bischen klüger geworden, man
weiß doch jetzt, daß sie ein ganzes, ungetheiltes Schles-
wig-Holstein wollen. Ohne die Konferenz wären sie,
ihre Herren Auftraggeber und wir alle wahrscheinlich
noch ebenso wenig im Klaren, als vor 6 Monaten.
Vielleicht hat der nähere Umgang mit dem vor Alters
zahnlos gewordenen englischen Löwen auch ein Weniges
dazu beigetragen, daß ihnen das Fürchten verging. Das
ist jedeSfalls eine gute Wirkung der Konferenz. Was
nun weiter, wird sich bald zeigen. ES gibt wahrschein
lich nicht Ruhe, bis den Dänen der Athem ausgeht.
Dahin kann es aber bald kommen. Von den Englän
dern haben sie keinen Beistand zu hoffen. Der hochbe
rühmte Maul-Held Russell, zur Zeit englischer Minister,
hat erklärt: Englands Ebre, d. i. der Geldbeutel, erfor
dere nicht dessen Theilnahme am Krige; England habe
nie materiellen Beistand versprochen. Also der Esel in
der Löwenhaut; es galt den guten deutschen Michel zu
probiren, ob er sich noch bange machen lasse. Will's
Gott, so hat er das verlernt.
Das Neueste und Merkwürdigste wäre: Oestreich und
Preußen wollten beim Bunde auf Kriegserklärung gegen
Dänemark antragen. Was das jetzt für einen Zweck
haben soll, ist uns nicht klar; hätte man es dem Bund
von Anfang überlassen!
Ueber die Kissinger und Karlsbader Zusammentreffen
ist nichts Gewisses zu erfahren. Viele meinen, so eine
2. Auflage der heiligen Allianz sei gar nicht so unmög
lich, d. h. ein Zusammengehen Oestreichs, Preußens und
Rußlands bei Sturm und Wetter, unter allen Umstän
den. Wo der preußische Hr. v. Bismarck mithilft, und
der war dabei, da kommt gewöhnlich nicht das Beste
zu Tage.
Aus Süddeutschtand ertönt wieder eine Trauerkunde.
König Wilhelm von Württemberg, ein echtkonstitutionel
ler, streng rechtlicher und deutsch gesinnter Fürst, ist todt.
Er starb 83 Jahre alt, ihm folgt sein Sohn Karl l.
Möge er die Pfade seines edlen Vaters wandeln!
Kaiser Maximilian ist bereits in seinem neuen Hei
mathtande angekommen. Er hat eine Ansprache an die
Bevölkerung erlassen, wie sich das in solchen Fällen von
lelbjt versteht. Dabei gedenkt er der glorreichen franzö
sischen Ration, die mit Napoleon an der Spitze der Ci
vilisation allerortS neue Wege bahne. — In Nordame
rika erwartet man wieder einmal das Ende der Süd
staaten.
In München tagt jetzt eine Zollkonferenz, um alle
Deutschen in einen gemeinsamen Zollverein zu bringen.
Bislang war sie aber ebenso unfruchtbar als die Londo
ner. Es muß doch einen thatsächlichen, greifbaren Wi
derstand, etwas Unüberwindliches in den ökonomischen
Verhältnissen Preußens und vieler deutschen Staaten
geben, daß gar keine Vereinigung, kein Nachgeben von
einer oder der andern Seite zu weg kommt. Preußen
würde unmöglich so starrköpfig sein, wenn es nicht irgend
wo ein Rückhalt an der Bevölkerung hätte. Jedenfalls
ist die Zollfrage gegenwärtig in einem kritischen Moment.
Schleswig - Holstein.
Auf der Insel Sylt westlich von Schleswig in der
Nordsee lebt ein kernhafter deutscher Schlag Leute, wet
terhart von den Fahrten auf allen Meeren und treu an
Schleswig und Deutschland hängend trotz aller Tyrannei
der Dänen. Zur Volksversammlung in Hadersleben, die
sich für das Verbleiben bei Deutschland energisch auS-
sprach, zogen unter großen Gefahren sieben Männer von
Sylt und von da gingen sie nach Berlin, um in dem
selben Sinne zu wirken. Die Sieben sind der Kaufmann
W. Hendrichs, der Landmann A. I. Siemonsen, der
Schiffskapitän U. Bleichen, desgl. K. Bleichen, der Dr.
me6. Jenner, der Schiffskapitän I. P. Prott und der
Bauernvogt Hein. Am 14. Juni wurden diese Sieben
von dänischen Soldaten gefangen und widerrechtlich nach
Kopenhagen geschleppt. Aus frühern Vorgängen weiß
man, welches Schicksal ihnen von der Rachsucht der
Dänen bereitet werden wird.
Wird ihr Märtyrerthum sür die nationale Sache Früch
te bringen? Hoffentlich! Denn darüber kann nach diesem
Akte der schnödesten Gewalt doch wohl kein Zweifel mehr
sein, daß deutsches Land nicht mehr an Dänemarks Will
kür überlassen werden, daß von Abreißung einzelner Thei
le Schleswig's nicht mehr die Rede sein kann! Dänemark
hat wieder einmal gezeigt, welch Schicksal Städten und
Bezirken — wir denken mit Schrecken an Hadersleben,
wenn je der Däne dorthin zurückkehrt! — bevorsteht,
welche seiner Rache preisgegeben würden. Hat deutsches
Blut darum Schleswig befreit, um die wackeren Männer,
welche im Vertrauen auf deutsche Kraft und deutsches
Wort dem Zuge ihres Herzens und ihrer nationalen
Pflicht folgten, wieder dem bittersten Elend auszuliefern?
Wie will Deutschland, wie will Preußen von den SchleS-
wigern erwarten, daß sie für die deutsche Nationalitat
oder auch nur für ihr Beisammenbleiben mit ihren schleS-
wig'schen Brüdern in unzweideutiger Weise sich erklären)
wenn jeder Schutz vor dänischer Rache mangelt? UnS
will bedünken, die deutschen Gesandten in London könn-
ten keine Stunde länger die Unterhandlungen mit Däne
mark fortsetzen, ehe die 7 Sylter wieder in Freiheit ge
setzt sind. — Die Wegschleppung der Sylter wird als
eine absichtliche persönliche Kränkung des Königs von
Preußen betrachtet, weil er der Sylter Deputation seinen
Schutz in Aussicht stellte D. Z.
Auf ein Gesuch des Professor ESmarch aus Kiel an
das Generalkommando der alliirten Armee ist verfügt