Liechtensteiner Kandeszeitung.
Vaduz, Samstag Rro« t Ä. den 4. Juni 1864.
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Die Sache Schleswig-Holfteins.
Also dem Londoner Protokoll vom Jahre 1852 ist der
Todtenschein ausgestellt. Preußen und Oestreich, die noch
vor wenigen Wochen so hartnäckig an diesem Vertrag
festhielten, haben sich davon losgesagt. Das ist ihnen
sauer geworden; hoffentlich sind sie nun über das Schwer
ste hinüber, daß sie hinfür ohne Anstoß auf der Bahn
der nationalen Wohlfahrt wandeln.
Herrn v. Beust's, deS deutschen Vertreters, Psingst-
reise von London nach Paris war keine Ferienreise, son
dern eine wichtige Geschäftsreise. Herr v. Beust hat
mit Napoleon und den Ministern über Schleswig-Holstein
verhandelt und, wie man erzählt, an der Quelle geschöpft;
er soll aber die Quelle etwas trüb gefunden haben.
Napoleon soll, wie man wissen will, ein kleines Trink
geld für etwaige Bemühungen für Schleswig-Holstein
beanspruchen, d. h. kleine, aber wichtige Abrundungen
Frankreichs mit Saarbrücken und Landau am Rhein, —
Zugeständnisse, welche der deutsche Gesandte nicht machen
konnte und durste.
Als vor Wochen die europäischen Gesandten sich zum
erstenmal am grünen Tisch in London niederließen, galt
Herzog Friedrich und sein Recht bei ihnen nicht viel
mehr als eine Schaumünze oder gar ein verschlagener
Groschen; jetzt steht er bei ihnen in hohem Cours und
über ein Kleines, so zahlt Oestreich noch ein Agio.
Dieses Wunder hat Herr v. Bismark mit seinen Ein
verleibungsplänen bewirkt, die allzulaut betrieben wurden.
Alle Mächte haben lieber das Londoner Protokoll in
Fetzen gehen lassen und wollen lieber dem Herzog Hol
stein und ein Stück von Schleswig gönnen, als Preu
ßen das Meer und seine Häfen. Ehe es den preußischen
Bundesgenossen einen falschen Schritt thun läßt, will
Oestreich lieber selbst das Rechte thun, den Herzog Fried
rich anerkennen und seine Anerkennung im Bundestage
betreiben. — Die deutsche Parole aber muß von jetzt
an in und außer der Konferenz sein: ganz Schleswig,
keine Theilung!
Jetzt sind wir an einem wichtigen Wendepunkte
angekommen, und es wird sich nun fragen, ob die deut
sche Diplomatie zu behaupten versteht, was das Schwert
gewonnen hat. Das Projekt einer Theilung Schleswigs
hat nur scheinbar Manches für sich, entspricht aber weder
dem Rechte, noch dem deutschen Interesse, namentlich in
militärischer Hinsicht. Wir haben das ganze Festland von
Schleswig erobert und für Alsen ein Pfand an Jütland
— sollen wir nun wieder herausgeben, was schon durch
das Recht der Eroberung unser gehört? Es ist natürlich,
daß uns die vermittelnden Mächte nicht gleich Alles an
bieten werden, deshalb soll Deutschland ja nicht, wie es
Vieler Ansicht ist, gleich zulangen. Haben die Neutralen
nicht zum Schwert gegriffen, um Dänemark ganz Schles
wig-Holstein zu erhalten, so werden sie es nunmehr schwer
lich ziehen, um ihm einen unverdienten Theil zu retten.
Die Dänen lieben hohes Spiel und wollen auch jetzt
lieber den Krieg fortsetzen, als ein Stück Schleswig fah
ren lassen. Zur See sind wir unsern Gegnern überle
gen, sagen sie, der Sommer ist uns günstig, führen wir
den Krieg fort. Der arme Protokollkönig wird von sei
nen Kopenhagenern gewaltig bestürmt und kämpft mit
sich selbst. Preußen und Oestreich halten sich daher auf
Fortsetzung des Krieges gefaßt und verhandeln, wie man
sagt, über die Vereinigung ihrer Schiffe unter Einem
Oberbefehl. Dfztg.
Allerhand Neuigkeiten.
* Lehrerkonferenz zu Vaduz am IS. Mai d. Is.
Oeffentlichkeit ist ein Losungswort unserer Zeit; da5 Ge
heime erweckt Mißtrauen, Abneigung zum vorhinein schon
deswegen weil es nicht an's Licht treten will. Darum
sind die Verhandlungen von Versammlungen, Körper
schaften, Vereinen, die Angelegenheiten des öffentlichen Le
bens berühren, gewöhnlich nachher noch Gegenstand der
Besprechung in Tagesblättern, um die bezüglichen Ergeb
nisse auch in weiteren Kreisen bekannt zu geben. Das
Erziehungs- und Unterrichtswesen eines Landes zählt ge
wiß auch mit zu jenen Angelegenheiten, welche den größ>
ten Theil seiner Bewohner interessirendenn der Werth
einer guten Bildung, deren Grundlage gute Schulen sind,
wird von Jahr zu Jahr mehr erkannt und geschätzt. ES
wird deshalb kein unbilliges Verlangen sein, wenn wir im
Organ unseres Landes einen kleinen Raum beanspruchen,
um über die Verhandlungen der letzten Lehrerkonferenz
zu berichten. Wir wollen uns dabei des Raumes wegen
auf die Hauptsachen beschränken.
Gegenstand der Verhandlung war erstlich die Frage:
„ob an dem bestehenden Lehrplan für E!e-