Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

zu, nur selten ein Schuß. Von den Mannschaften die 
während der Kanonade aus den Laufgräben zurückkehr 
ten erfährt man, daß sie jede Nacht von den Dänen 
Besuche erhalten, und daß sie häufig von ihnen mit Kaf 
fee regalirt werden. 
Das arme Sonderburg, das kleine hübsche Städt 
chen auf der Insel Alsen, ist zum großen Theile ein 
Schutthaufen. Die Dänen hatten es zu ihrem Kriegs« 
lager gemacht und die preußischen, über den Meeresarm 
dringenden Kanonenkugeln haben es in Brand geschossen. 
Es sieht in dem Städtchen aus, als ob der jüngste Tag 
käme; „alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht 
gelichtet"; denn es brennt an allen Ecken und immer 
wieder schlagen die preuß. Kugeln ein. In einer Nacht 
zählte man 57 Getödtete und Verwundete. 
Bei ihrer Flucht aus dem Dannewerk nach der Insel 
Alsen schleppten die Dänen an 1000 schleswig'sche 
Bauern wagen sammt Pferden und Leuten mit sich 
und haben seitdem weder Pferd noch Geschirr herausge 
geben und die armen Führer hart arbeiten und noch här 
ter hungern lassen. Jetzt endlich hat der alte Wrangel 
die Dänen aufgefordert, die Bauern sammt ihrem Fuhr 
werk bis zum 12. April zu entlassen, widrigenfalls er 
1000 Wagen und Pferde aus den dänischen Ställen in 
Jütland holen und sie den geplünderten Bauern in 
Schleswig geben werde. Darob ist große Freude. 
Ein Unteroffizier des Husarenregiments Lichtenstein 
hatte sich im aufgeregten Zustande eines Verbrechens 
schuldig gemacht und war vom Kriegsgericht in Ha 
dersleben zum Tode mittelst Pulver und Blei verurtheilt 
worden. Gablenz bestätigte den Spruch, weil der Husar 
mit bewaffneter Hand in das Eigenthum eines Schles 
wigers eingedrungen war. Der Unglückliche, ein blühen 
der, junger Mann von 22 Jahren der sich in den letz 
ten Treffen ausgezeichnet hatte, hoffte bis zum letzten 
Augenblicke auf Pardon, als aber der Stab über ihn ge 
brochen wurde, nahm er sich zusammen und redete seine 
Kameraden an: Ich fühle eS, daß ich den Tod auf dem 
Sandhaufen verdient habe, aber laßt es einem sonst gu 
ten Kameraden nicht entgelten, sondern zielt und trefft 
gut. Lebt wohl! — Im nächsten Augenblick war das 
Urtheil vollstreckt. 
Nachschrift: In der Nacht auf den 18. wurden die 
Düppler Schanzen von den Preußen gestürmt. Ueber 
M0 Dänen fielen in Gefangenschaft. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Die Aufnahme neuer Schüler in die Landesrealschule 
geschieht am 2. Mai. Für die Aufnahme wird gefor 
dert, daß der Schüler mindestens 1 Jahr in der Ober 
klaffe der Elementarschule zugebracht hat und sich hier 
über durch ein Schulzeugniß ausweisen kann. 
Die Realschule bietet den Eltern Gelegenheit zu einem 
weiter gehenden Unterrichte für ihre Söhne und es ist 
zu wünschen, daß recht zahlreiche Anmeldungen erfolgen. 
Die Anforderungen, die man heutzutage an junge Leute 
stellt, steigern sich von Jahr zu Jahr; Realschulen wer 
den überall zum dringenden Bedürfniß, wie wir das in 
allen umliegenden Ländern, namentlich in der Schweiz, 
Baden, Würtemberg, Oestreich zc. sehen. Zu einem 
besseren Fortkommen in der Welt ist unbedingt eine 
weitergehende Schulbildung nöthig; jedes Gewerb, auch 
das des Landmannes, fordert sie. Sodann liegt es ebenso 
im Interesse eines regen und wohlgeordneten Staats- u. 
Gemeindelebens auf bessere Schulbildung zu halten; die 
Aufgabe der Bürger wird mit der Zukunft immer be 
deutender, und erfordert kenntnißreiche, denkende, schrift 
gewandte Männer. In unserer Jugend leben wir fort; 
sie ist unsere Zukunft. Soll es bei uns immer besser 
werden, sollen Wohlstand und Gesittung stetig wachsen, 
dann muß man Hand anlegen zur Bildung und Vered 
lung des heranwachsenden Geschlechts. Was die Ele 
mentarschule wegen beschränkter Zeit, wegen Ueberzahl 
der Klassen und Schüler, wegen ihres unzureichenden 
Alters nicht erfüllen kann, das soll die Realschule ergän 
zen; aus der Grundlage des Elementarunterrichts sott sie 
fortbauen. Durch den Nealschulunterricht erweitert sich 
der geistige Gesichtskreis des jungen Menschen, seine Auf- 
fafsungs- und Denkkräfte dehnen sich aus und erstarken. 
Die Kenntnisse aus der Natur-, Welt- und Menschen 
kunde geben ihm einen besseren Maßstab zur Beurthei 
lung in allen Lebensverhältnissen. Erst der zukünftige 
Mann wird ernten, was er in der Realschule angepflanzt 
hat; beide der Gewerbs- wie der Bauersmann werden 
sich durch die erworbenen Kenntnisse in ihrem Erwerbs 
betrieb erleichtert und gefördert sehen. Naturkunde, Buch 
führung, erweiterte Fertigkeiten in schriftlichen Aufsätzen 
und im Rechnen sind für das heutige Leben geradezu 
unentbehrlich. Mit dem Maße von Kenntnissen, das 
sich ein fleißiger Schüler in der Realschule erwerben 
kann, hat er ein Kapital gewonnen, das ihm Zeitlebens 
reichlich zinst, ein Kapital, welches sich auf die billigste 
Weise erzeugen und nie zerstören läßt. Und dieses Ka 
pital ist namentlich dem Aermeren, der klingende Kapi 
talien entbehren muß, um so nöthiger; doch nicht nur 
das: es ist ja eine unzweifelhafte Thatsache, daß bessere 
Einsicht und Bildung den Menschen auch sittlich veredeln, 
daß durch sie auch die rein menschliche Entwicklung ge 
fördert wird: der Sinn fürs Gute und Schöne, Pünkt 
lichkeit, Ordnungsliebe, Liebe zum Vaterlande u. s. w. 
Welcher Vater das begreift und dem das Wohl seiner 
Kinder anliegt, der wird die Gelegenheit, die sich ihm 
unentgeltlich darbietet, mit Freuden benützen zu sei 
nem und seiner Kinder Wohl. 
^ Vaduz. Am 17. April wurde die Frühlingshaupt 
versammlung des liechtenst. Schützenvereins abgehalten. 
Es kam die 1862er Rechnung zur Genehmigung. Sie 
zeigt eine Einnahme von 461 fl. und eine Ausgabe von 
469 fl. Sodann wurde die Vorstandschaft pro 1864 
erwählt und der Anfang des Schießens auf Sonntag 
den 8. Mai in Vaduz und auf den 22. zu Nendeln 
festgesetzt. Jeden Monat sollen 2 Schießen abgehalten 
werden. Auch die Einrichtung einer Feldscheibe auf 1000 
Fuß Entfernung wurde beschlossen. Die 1863er Rech 
nung ist einer Kommission zur Prüfung überwiesen.
	        

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