zu, nur selten ein Schuß. Von den Mannschaften die
während der Kanonade aus den Laufgräben zurückkehr
ten erfährt man, daß sie jede Nacht von den Dänen
Besuche erhalten, und daß sie häufig von ihnen mit Kaf
fee regalirt werden.
Das arme Sonderburg, das kleine hübsche Städt
chen auf der Insel Alsen, ist zum großen Theile ein
Schutthaufen. Die Dänen hatten es zu ihrem Kriegs«
lager gemacht und die preußischen, über den Meeresarm
dringenden Kanonenkugeln haben es in Brand geschossen.
Es sieht in dem Städtchen aus, als ob der jüngste Tag
käme; „alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht
gelichtet"; denn es brennt an allen Ecken und immer
wieder schlagen die preuß. Kugeln ein. In einer Nacht
zählte man 57 Getödtete und Verwundete.
Bei ihrer Flucht aus dem Dannewerk nach der Insel
Alsen schleppten die Dänen an 1000 schleswig'sche
Bauern wagen sammt Pferden und Leuten mit sich
und haben seitdem weder Pferd noch Geschirr herausge
geben und die armen Führer hart arbeiten und noch här
ter hungern lassen. Jetzt endlich hat der alte Wrangel
die Dänen aufgefordert, die Bauern sammt ihrem Fuhr
werk bis zum 12. April zu entlassen, widrigenfalls er
1000 Wagen und Pferde aus den dänischen Ställen in
Jütland holen und sie den geplünderten Bauern in
Schleswig geben werde. Darob ist große Freude.
Ein Unteroffizier des Husarenregiments Lichtenstein
hatte sich im aufgeregten Zustande eines Verbrechens
schuldig gemacht und war vom Kriegsgericht in Ha
dersleben zum Tode mittelst Pulver und Blei verurtheilt
worden. Gablenz bestätigte den Spruch, weil der Husar
mit bewaffneter Hand in das Eigenthum eines Schles
wigers eingedrungen war. Der Unglückliche, ein blühen
der, junger Mann von 22 Jahren der sich in den letz
ten Treffen ausgezeichnet hatte, hoffte bis zum letzten
Augenblicke auf Pardon, als aber der Stab über ihn ge
brochen wurde, nahm er sich zusammen und redete seine
Kameraden an: Ich fühle eS, daß ich den Tod auf dem
Sandhaufen verdient habe, aber laßt es einem sonst gu
ten Kameraden nicht entgelten, sondern zielt und trefft
gut. Lebt wohl! — Im nächsten Augenblick war das
Urtheil vollstreckt.
Nachschrift: In der Nacht auf den 18. wurden die
Düppler Schanzen von den Preußen gestürmt. Ueber
M0 Dänen fielen in Gefangenschaft.
Allerhand Neuigkeiten.
Die Aufnahme neuer Schüler in die Landesrealschule
geschieht am 2. Mai. Für die Aufnahme wird gefor
dert, daß der Schüler mindestens 1 Jahr in der Ober
klaffe der Elementarschule zugebracht hat und sich hier
über durch ein Schulzeugniß ausweisen kann.
Die Realschule bietet den Eltern Gelegenheit zu einem
weiter gehenden Unterrichte für ihre Söhne und es ist
zu wünschen, daß recht zahlreiche Anmeldungen erfolgen.
Die Anforderungen, die man heutzutage an junge Leute
stellt, steigern sich von Jahr zu Jahr; Realschulen wer
den überall zum dringenden Bedürfniß, wie wir das in
allen umliegenden Ländern, namentlich in der Schweiz,
Baden, Würtemberg, Oestreich zc. sehen. Zu einem
besseren Fortkommen in der Welt ist unbedingt eine
weitergehende Schulbildung nöthig; jedes Gewerb, auch
das des Landmannes, fordert sie. Sodann liegt es ebenso
im Interesse eines regen und wohlgeordneten Staats- u.
Gemeindelebens auf bessere Schulbildung zu halten; die
Aufgabe der Bürger wird mit der Zukunft immer be
deutender, und erfordert kenntnißreiche, denkende, schrift
gewandte Männer. In unserer Jugend leben wir fort;
sie ist unsere Zukunft. Soll es bei uns immer besser
werden, sollen Wohlstand und Gesittung stetig wachsen,
dann muß man Hand anlegen zur Bildung und Vered
lung des heranwachsenden Geschlechts. Was die Ele
mentarschule wegen beschränkter Zeit, wegen Ueberzahl
der Klassen und Schüler, wegen ihres unzureichenden
Alters nicht erfüllen kann, das soll die Realschule ergän
zen; aus der Grundlage des Elementarunterrichts sott sie
fortbauen. Durch den Nealschulunterricht erweitert sich
der geistige Gesichtskreis des jungen Menschen, seine Auf-
fafsungs- und Denkkräfte dehnen sich aus und erstarken.
Die Kenntnisse aus der Natur-, Welt- und Menschen
kunde geben ihm einen besseren Maßstab zur Beurthei
lung in allen Lebensverhältnissen. Erst der zukünftige
Mann wird ernten, was er in der Realschule angepflanzt
hat; beide der Gewerbs- wie der Bauersmann werden
sich durch die erworbenen Kenntnisse in ihrem Erwerbs
betrieb erleichtert und gefördert sehen. Naturkunde, Buch
führung, erweiterte Fertigkeiten in schriftlichen Aufsätzen
und im Rechnen sind für das heutige Leben geradezu
unentbehrlich. Mit dem Maße von Kenntnissen, das
sich ein fleißiger Schüler in der Realschule erwerben
kann, hat er ein Kapital gewonnen, das ihm Zeitlebens
reichlich zinst, ein Kapital, welches sich auf die billigste
Weise erzeugen und nie zerstören läßt. Und dieses Ka
pital ist namentlich dem Aermeren, der klingende Kapi
talien entbehren muß, um so nöthiger; doch nicht nur
das: es ist ja eine unzweifelhafte Thatsache, daß bessere
Einsicht und Bildung den Menschen auch sittlich veredeln,
daß durch sie auch die rein menschliche Entwicklung ge
fördert wird: der Sinn fürs Gute und Schöne, Pünkt
lichkeit, Ordnungsliebe, Liebe zum Vaterlande u. s. w.
Welcher Vater das begreift und dem das Wohl seiner
Kinder anliegt, der wird die Gelegenheit, die sich ihm
unentgeltlich darbietet, mit Freuden benützen zu sei
nem und seiner Kinder Wohl.
^ Vaduz. Am 17. April wurde die Frühlingshaupt
versammlung des liechtenst. Schützenvereins abgehalten.
Es kam die 1862er Rechnung zur Genehmigung. Sie
zeigt eine Einnahme von 461 fl. und eine Ausgabe von
469 fl. Sodann wurde die Vorstandschaft pro 1864
erwählt und der Anfang des Schießens auf Sonntag
den 8. Mai in Vaduz und auf den 22. zu Nendeln
festgesetzt. Jeden Monat sollen 2 Schießen abgehalten
werden. Auch die Einrichtung einer Feldscheibe auf 1000
Fuß Entfernung wurde beschlossen. Die 1863er Rech
nung ist einer Kommission zur Prüfung überwiesen.