Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Liechtensteiner Kandeszeitung. 

Vaduz, Samstag 
Nro. S. 
den 23. April 1864. 
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das 
Fürstenthum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 1 fl. 50. — Cinrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. — 
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und Verordnungen, sowie die Landtagsverhandlungen erscheinen in Beilagen, wofür ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind. 
Bon Schleswig-Holstein und vom Krieg 
daselbst. 
Der König von Holland war seiner Zeit unzweifel 
haft der rechtmäßige Herrscher über das jetzige König 
reich Belgien und trotzdem hat die Diplomatie, die 
englische voran, die Bildung dieses Königreiches zugege 
ben, ja zum Theil befördert, um nicht Völker zusammen- 
zuzwingen, die nicht beisammen bleiben wollten. Der 
Kaiser von Oestreich ist unbestritten der rechtmäßige 
Souverän von Venedig, aber das hat weder Rüssel, 
noch Palmerston abgehalten, der östreichischen Regierung 
den Rath zu geben, um des lieben Friedens willen aus 
Venedig zu verzichten und es dem Königreich Italien zu 
überlassen, da die Venetianer doch einmal nicht mehr 
unter östreichischem Scepter leben wollten. Polen gehört 
ohne Zweifel zu Rußland, trotzdem hat England den 
Aufstand der Polen begünstigt und hatte die Bildung 
eines selbständigen polnischen Staates gar nicht ungern 
gesehen. Die Schleswig-Holsteiner wollen nun 
auch nichts mehr von einem dänischen Regiments wis 
sen, und haben dabei noch den Vortheil, daß der jetzige 
König von Dänemark nicht ihr rechtmäßiger Souverän 
ist: aber in diesem Falle wollen die Engländer nichts 
von einer Trennung wissen, vielmehr möchten sie auf 
die Dauer einen auf das äußerste widerstrebenden Volks 
stamm an einen unrechtmäßigen Herrscher fesseln; ist das 
nicht ein arger Widerspruch? Allerdings, aber nur für 
den, der nicht weiß, daß die Engländer blos dann das 
liberale und nationale Prinzip geltend machen, wenn es 
ihnen keinen Schaden, aber einigen Vortheil bringt. 
Was man sich unter so bewandten Dingen von der 
Londoner Eonserenz zu versprechen hat, ist nicht schwer 
zu errathen. Der deutsche Bundestag zu Frankfurt 
schickt zwar einen tüchtigen Staatsmann dahin, den k. 
sächsischen Minister v. Beust. Dieser soll auf die Aner 
kennung der Rechte und die Sicherstellung der Interessen 
des deutschen Bundes und der Herzogtümer hinwirken. 
Aber Herr v. Beust ist am Ende auch ein Diplomat, 
der auch schon gar manches Mal nicht that, was Härte 
gethan werden sollen; und die Anerkennung der bezeich 
neten Rechte und Interessen ist bis jetzt nur ein leeres 
Gerede, wovon Niemand weiß, wie er es verstehen soll. 
Man wird also gut thun, wenn man von der Con 
serenz, nichts oder nichts Gutes erwartet. Es müßte 
das die erste Konferenz sein, die dem Recht seinen Lauf 
ließe. Es ist jedenfalls schon das unglückverheißend, 
daß diplomatische Unterhandlungen und Kanonendonner 
nebeneinander herlaufen. 
Lassen wir die Diplomaten fahren und sehen wir nach 
den Preußen vor Düpvel. Von Flensburg 11. April 
schreibt man der Mg. Ztg.: Die ganze verflossene Wo 
che hat ein ununterbrochenes Beschießen der Düppler 
Schanzen stattgefunden und sind zu den 136 Kanonen, 
welche täglich durchschnittlich 4000 Kugeln den Schan 
zen zusendeten, noch 40 Geschütze hinzugekommen. Ge 
stern Nachmittag eröffneten 180 Kanonen und Mörser 
das Feuer, welches so lebhaft war, daß die Erde mei 
lenweit im Umkreis erbebte. Bis zum Abend wurden 
gegen 5000 Schüsse gegeben; sehr schwach antworteten die 
Dänen. In ihre Schanzen ist ziemlich Bresche geschos 
sen, so daß ihre Kanoniere keinen Schutz mehr haben. 
Ein dänischer Artillerist, geborner Schleswiger, dem 
es in voriger Nacht gelungen, aus einer Schanze unter 
dem heftigsten Kugelregen zu entfliehen, sagte aus: die 
Schanzen seien derart zerschossen, daß es unmöglich sei, 
sich noch länger darin zu halten; die Granaten der Preu 
ßen wirkten so furchtbar, daß nur durch Zwang die Ar 
tilleristen an die Kanonen zu bringen seien. Auch der 
Vorrath der Dänen an Munition sei schwach; die Block 
häuser seien theilweise vernichtet, entweder aufgebrannt 
oder derart zerschossen, daß sie ihrem Zweck nicht mehr 
entsprechen; ganze Fässer Pulver ständen umher und 
könne man keinen Platz mehr finden um sie zu bergen; 
der Muth der Soldaten sei so herunter, daß sie wün 
schen die Schanzen baldigst verlassen zu dürfen. 
— Ein Offizier, der während dieser Kanonade in den 
Laufgräben vor den Düppeler Schanzen, ungefähr 1000 
Schritte vor den Schanzen, sich aufhielt, konnte die Wir 
kung der Geschosse auss beste beobachten. Er erzählt: 
„Die Treffsicherheit der Geschosse überraschte mich aufs 
Höchste. Fast jede Bombe und Granate platzte auf der 
Böschung der dänischen Schanzen und warf Sand und 
Erde in einer trichterförmigen Wolke in die Höhe. Ei 
ne Batterie mir zur Rechten hatte die Aufgabe die Wind 
mühle auf dem Düppler Berge niederzuschießen.- die bei 
den ersten Granaten fuhren durch das Gebäude, die drit 
te riß die Mühle zur Erde. Wie es möglich ist in ei 
nem solchen Feuer auszuhalten und was die Dänen 
thun, um sich gegen die unaufhörlich einschlagenden Ku 
geln zu schützen ist geradezu unbegreiflich. — Und was 
das Auffallendste ist, die Dänen sehen dem Feuer ruhig
	        

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