Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

von Kampfbegier, um es den östreich. Waffenbrüdern in 
der Tapferkeit gleich zu thun. Und dennoch wird es 
viel, sehr viel Blm kosten, bis die Dänen aus ihrem 
letzten Schlupfwinkel in Schleswig hinausgeworfen sein 
werden. Wenn man dabei bedenkt, daß in der preußi 
schen Armee Männer aus allen Ständen und Berufs 
arten, besonders viele Familienväter stehen, so sollte man 
meinen, daß durch dieses vergossene Blut doch endlich 
die Tinte des Londoner Protokolls ausgelöscht werden 
müßte! 
Auch die Oestreicher waren nicht müßig. Sie hatten 
die Festung Friderizia schon dem Falle nahe gebracht. 
Entsetzlich wütheten die östreich. Kanonen in der bela 
gerten Stadt, an mehr als 20 Punkten war sie in Brand 
geschossen: da plötzlich wird „halt" geboten. Die preu 
ßischen Garden ziehen ab, die Oestreicher stellen das 
Schießen ein und halten die Stadt nur noch in weitem 
Bogen eingeschlossen 
Man bringt dieses auffallende Benehmen mit den 
Konferenz-und Waffenstillstandsverhandlungen in Zu 
sammenhang. Lord Palmerston in London ist in seinen 
alten Tagen Friedensapostel geworden; er, der alte Feu- 
erbrand, der wenn er je am Glockenstrange zog, niemals 
die Friedens- und immer die Feuerglocke geläutet hat, 
tritt jetzt mit feierlichem Schritte und frommem Augen 
aufschlag unter die Dänen, Oestreicher, Preußen und 
Deutsche, erhebt segnend die Hände und fleht: Kind 
lein, liebet Euch unter einander! 
Doch da versalzt der Napoleon wieder die Suppe. Er 
besteht steif und fest darauf, daß man die Schleswig- 
Holsteiner allzumal frage, obste deutsch oder dänisch 
seilt wollen, ob sie den Herzog Friedrich oder den König 
Christian von Dänemark zum Landesvater wünschen.— 
Das ist freilich der kürzeste Weg und der führt sicher 
zum Ziele der nationalen Wünsche des deutschen Volks. 
Ob er auch den Wiener und Berliner Diplomaten gefällt? 
— Damit bekommt das preußische Gottes Gnadenthum 
einen harten Stoß. Geschieht ihm aber recht. Hätte 
man den erbberechtigten und vom Volke begehrten Her 
zog Friedrich anerkannt, so wäre die Sache in der Ord 
nung gewesen. Nun kommt's gar noch zu einer Volks 
abstimmung ! Das ist eine bedenkliche Maßregel, die man 
^ben nicht überall angewendet haben will. 
Ein östreichischer Offizier frankirte auf der Post 
in Flensburg einen Brief und legte zur Bezahlung einen 
preußischen Thaler auf den Tisch. „Preußisches Geld 
nehmen wir nicht", sagte der noch von den Dänen ein 
gesetzte Postbeamte. Der Offizier ließ den Bureauchef 
des Postamts rufen und beklagte sich über Insolenz des 
Subalternen, worauf dieser, ein Herr Moltke, ganz kalt 
blütig erwiderte: „Nein, wir nehmen nicht preußisches 
Geld." Als aber der Offizier hierauf entrüstet sagte: 
„Mein Herr, nehmen Sie eine östreichische Ohrfeige?" 
erinnerte sich der Beamte, daß das dänische Regiment 
aufgehört habe, und wechselte eiligst den preußischeh»Tha- 
ler. 
Ein preußischer Offizier berichtet vom 20. März: Die 
Dänen haben die Gefangenen schändlicher Weise zum 
Schanzenbau im heftigsten Feuer verwandt. Gestern ent 
wischten 8 Oestreicher und 2 rothe Husaren durch die 
Scharte, davon wurden 7 Oestreichs durch nachgeschickte 
Kugeln ereilt, der 8te und die beiden Husaren entkamen 
glücklich. Auch viele dänische Krankenträger sind zu uns 
übergegangen und bringen die Verwundeten vom Felde 
zu uns herüber statt in die Schanzen. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Prinzessin Anna, eine Schwester S. D. des re 
gierenden Fürsten, ist mit einem Fürsten von Lo- 
wositz verlobt. 
Nächste Woche erscheint Nr. 2 des Landesgesetzblattes. 
Dasselbe bringt eine f. Regierungsverordnung über die 
Ausübung des Strafrechts der Lehrer an den Elemen 
tarschulen, ferner das Zehentablösungs- und das Wasser 
rechtsgesetz. 
— Am 6. April hatten wir dahier einen ungewöhn 
lichen Frost, auf stehenden Gewässern war ^zöllige 
Eisdecke; am 4. u. 5. gab es starker Regen mit Schnee. 
Vom Triesnerberg erhalten wir eine Erwiderung 
des Artikels in Nr. 7 der Landeszeitung: betreffend den 
Straßenbau. 
„Wer von den Triesnerbergern so denkt und spricht, 
wie das in Nr. 7 der Ldztg. geschieht, der ist von ihrer 
Stimmung über den Straßenbau sehr schlecht unterrichtet. 
Triesnerberger kennen keine „koke Guzler", die ihnen die 
Straße aufzwingen wollten; wohl aber solche, die das 
Zustandekommen derselben eher zu vereiteln als zu beför 
dern suchten — natürlich, weil sie den Unterstützungö- 
beitrag, der den Bergern aus der Landeskasse zuerkannt 
wurde, lieber für sich behalten hätten. Die Berger be 
trachten die Straße nicht als eine aufgezwungene Sa 
che, sondern als eine Wohlthat, deren Werth täglich 
mehr erkannt wird. Was aber das Zustandekommen 
derselben betrifft, verdanken sie dies zunächst dem Herrn 
Landesverweser von Hausen und dem hohen Landtage 
— und nicht den „Guzlern". — 
* Sonntagsfeier in Eschen. Es besteht in unserem 
Lande seit längerer Zeit ein Verbot der sonntäglichen Li« 
zitationen. Ich finde das ganz in der Ordnung. Alles 
zu seiner Zeit. Nur Schade, daß dieses Verbot nicht 
respektirt wird. Erst kürzlich — ich meine es war der 
Ostermontag — wurde dahier wieder eine solche unge 
setzliche Versteigerung abgehalten. Der Herr Ortsvor 
steher mag seine guten Gründe haben, sich über die Po 
lizeivorschriften hinwegzusetzen. Er will vielleicht das 
Interesse der Gemeinde besonders wahrnehmen, will am 
Sonntag, wo der Bauersmann mehr Zeit und Weile 
hat, höhere Preise erzielen. Aber wenn man das will, 
dann sollten solche Lizitationen auch in den Nachbarge 
meinden ausgerufen werden, damit auch fremde Käufer 
herbeikommen; dann ist's ganz unverzeihlich, daß man 
die Lizitationen am Vormittag nach der Spatmesse aus 
ruft und schon 3 Stunden später abHalt. Doch ich glaub' 
fest, daß man die Theilnahme fremder Kaufer nicht ha 
ben will, besonders wenn schon im Voraus gewisse be 
freundete Personen bekannt sind, denen man billiges Holz 
oder gutbezahlte Bauakkorde wünscht. Man kommt eben
	        

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