.Liechtensteiner Kandeszeitung.
Zweiter
Vaduz, Samstag
Rro.
den 9. April 1864.
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das
Fürstentum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. —
Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion und in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buchhandlung. — Gesetze
und Verordnungen, sowie die Landtagsverhandlungen erscheinen in Beilagen, wofür ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind.
Volkslied aus dem vierzehnten Jahrhundert.
Laß, edler Deutscher, Du nicht nach
Und bess're, was vordem gebrach,
Du laß Dich nimmer wenden!
Wag Deinen Hals und Deine Hand,
Zu machen frei Dein Vaterland,
Gott wird Dir Hülfe senden!
Der Vogel will ein sichres Nest,
Kein edles Wild sich greifen läßt.
Dies möge Dich belehren:
Gott schuf Dir alle Sinne recht,
D'rum sei Du frei und Keines Knecht,
So lang Du Dich kannst wehren.
Landtagsverhandlungen.
(Fortsetzung zu Ldesztg. Nr. 7.)
§. 37 ist statt „aktivesMilitär" — „Offiziere"
zu setzen.
§. 60. Da die Strafe von 1—50 st. wegen beharr
licher Ablehnung der Wahl zum Ortsrichter der Kommis
sion unwirksam erscheint, beantragt sie zu setzen „Geld
strafe von 50—300 fl." zu Gunsten des Ortsarmen
fonds zc.
§. 61. Schon das alte Gemeindegesetz §. 5, ä ent
hält eine Bestimmung, wonach solche ^ welche ihren Er
werb im Ausland suchen, zu Gemeindeämtern nicht wähl
bar sind. Der neue Gesetzentwurf hat in dieser Hinsicht
keine Ausnahmsbestimmung) die Kommission hält jedoch
eine solche gerechtfertigt und stellt daher den Antrag zu
§. 61, Ziff. 3 den Zusatz zu machen: Personen die we
gen ihrer Geschäfte den größern Theil des Jahres be
ständig außer der Gemeinde sich aufhalten.
Indem die Kommission diese Anträge zur Annahme
empfiehlt, erachtet sie die Petitionen von Triesen und
Balzers möglichst berücksichtigt."
Aus der alten guten Zeit
theilt der Geschichtschreiber Johannes Voigd in Königs
berg in Preußen den Brief einer fürstlichen Haushälterin
mit, der Manchen in der Noth der schweren Zeit wie
ein Stillleben anwehen wird. Die Briesschreiberin ist
die Herzogin Dorothea von Preußen, die mit wah
rer Meisterschaft für die Bedürfnisse der Küche und des
Hauses sorgte. Um eine gute Köchin zu bekommen, die
zugleich als Kammermädchen dienen soll, stellt sie Nach
forschungen von der Ostsee bis nach Franken hinein an.
Sie schreibt endlich, da sie in Preußen keine taugliche
Person findet, an Felicitas Schürstab in Nürnberg also:
„Nachdem wir gerne eine gute Köchin, die uns für
unsern Leib kochen und uns in unserm Gemache auf
warten thäte, haben wollten, so bitten wir mit allen
Gnaden, Ihr wollet Euch befleißigen, ob Ihr uns eine
gute Köchin überkommen könntet; denn wir einer solchen
gern im Jahr 10 Gülden geben wollen, und ob es sich
schon um ein paar Gülden höher belaufen thäte, läge
uns auch nicht viel daran; zudem auch ein gutes Kleid,
so gut wirs unsern Jungfern in unserm Frau
enzimmer zu geben Pflegen. Aber das müßtet Ihr
von unsertwegen ihr hinwieder melden, daß ihr viel
Auslaufens nicht gestattet würde, sondern sie müßte
still, züchtig und verschwiegen stets bei uns in unserm
Gemache sein und auf uns warten. Ist sie brav und
will sich in Preußen weiter versorgen, so wird die Her
zogin dazu behülflich sein."
Dieser Brief ist ein paar hundert Jahre alt und ist
daraus kürzlich zu lernen, 1. daß die immer neue Mägde
noth eine sehr alte ist und daß sogar eine gebietende
Fürstin das heilige römische Reich durchsuchen mußte, um
eine gute Köchin zu bekommen, die außerdem fein still,
züchtig und verschwiegen sei. Daß ein gelehrter Herr
ihr solche verschaffen sollte, wird unsere Zeit fast Wun
der nehmen; die Gelehrtheit scheint aber wie die Gott
seligkeit zu allen Dingen nütze zu sein. 2. Lernen wir
aus dem Brief etwas von der alten guten Zeit. Diese
Zeit ist niemals gegenwärtig, sondern immer vergangen
gewesen. Die Groß- und Urgroßväter klagten über ihre
Zeit und sprachen sehnsüchtig von der alten guten Zeit
ihrer Jugend und vor ihnen. So geht's immer weiter
und weiter zurück und von der ächten goldenen Zeit weiß
keine Geschichte, sondern nur die Sage und Mythe zu
erzählen. (Dorfztg.)
Vom Krieg in Schleswig.
VorDüppel zieht sich ein schweres Unwetter zusam
men. Die gezogenen Kanonen haben furchtbare Ver
wüstungen an den dänischen Schanzen angerichtet und
die Preußen sind mit ihren zickzackförmigen 10 Fuß brei
ten und 4' tiefen Laufgräben bis auf 500 Schritte an
die Festungswerke vorgerückt. Die Soldaten brennen