rief: Ergebt Euch, Ihr seid umzingelt! — Die Drago
ner waren so überrascht, daß sie weder ihre Karabiner
abschössen, noch ihre Pallasche zogen, sondern die Waf
fen streckten und sich mit Hülfe eines herzueilenden Uh-
lanen gefangen abführen ließen.
In Würzburg haben die Minister der deutschen Könige,
Großherzoge, Herzoge ic. wieder ein Mal berathen, ob
sie bald Ernst machen sollen. Es ist ihnen noch nicht
an der Zeit zum Handeln. Der bayrische Löwe beson
ders, der hat's Brüllen ganz verlernt; er leidet halt wie
sein Bruder der englische, an der Löwenkrankheit; ein
großes Maul zum Brüllen, Wenns aber zum Anpacken
kommt dann zieht er den Schwanz ein. Man soll dem
König Mar die Meinung beigebracht haben, die ganze
Bewegung für Schleswig-Holstein sei nur Demokraten
schwindel. Wie's scheint, so glaubt's der König. Des
halb hätt' er den Winter in Rom bleiben dürfen, wo
es jedenfalls weniger Schnupfen gibt als in München.
Der badische Minister hat wieder den Nagel auf den
Kopf getroffen: Parlament einberufen, die Einzelsouver-
änität beschneiden, um wenigstens einen Bruchtheil zu
retten. Aber das geht einmal nicht eher, als bis der
Preuß' kommt, bis es gegangen wird!
In ganz Deutschland bilden sich Vereine zur Unter
stützung der verwundeten, braven deutschen Soldaten, die
in Schleswig und Holstein in den Spitälern herumlie
gen und denen es an Aerzten, Betten, Leinwand, Charpie
und Wein, denen es nahezu an Allem mangelt. Und
so ist's recht, gebe Jeder, was er geben kann, es ist un
sere heilige Pflicht und ist ja das Geringste, was wir
thun können für die Helden, die für eine deutsche That
geblutet haben, und wenn wir auch die Folgen, die man
dieser That geben will, mit Mißtrauen und Grimm be
trachten müssen, 's ist einerlei, es ist doch eine That, die
dem deutschen Namen Ehre macht und auf die wir stolz
sein müssen. „Aber", müssen wir uns mit schmerzlichem
Erstaunen fragen, „wie ist es möglich, daß die armen
Verwundeten solchem Mangel ausgesetzt sind? Hat man
nicht gewußt, daß man Betten braucht, um die Kranken
hineinzulegen, Leinwand und Charpie, um die Verwun
deten zu verbinden, Wein, um sie zu stärken? Hat man
daran erst gedacht, als die armen, zu Krüppeln geschos
senen und gehauenen Menschen von ihrem Strohlager
aus um Hilfe jammerten? Ist das die gerühmte Heer
organisation der Großmächte, die, ohne daß eine große
Schlacht geschlagen worden wäre, schon nach einigen Ge
fechten und bei ein paar Hundert Verwundeten mit ihrer
Verpflegung Bancsuerot macht? Ist es nicht eine Schan
de, daß man für diese Großmächte in Deutschland von
Thür zu Thüre betteln gehen muß, damit ihre verwun
deten Soldaten nicht in den Spitälern verkümmern?
Sind diese braven Soldaten nur Kanonenfutter, das man
auf das Stroh wirft und dem Mitleide der Menge über
läßt?" Sie werden nicht verkümmern, diese Braven, da
für wird Deutschland sorgen, aber fragen dürfen wir
doch: Ist es nicht eine Schande? Als'die Säbelscheide
des Prinzen Friedrich Karl durch eine rücksichtslose Ku
gel einen Dallen bekam, da flogen die Telegramme durch
Druck von Z. Graff'
alle Gauen, und die Säbelscheide befindet sich nach Um
ständen wohl. Glücklicherweise brauchte man weder
Charpie noch Wein, um die Wunde zu heilen.
Land- und Hauswirthfchaftliches.
Mittel, die Weinbergpfähle (Sticke!) länger haltbar
zu machen.
Die Preise der Weinbergpsähle steigen von Jahr zu
Jahr, und es wird diese Steigerung der Preise mit der
weiteren Verbreitung des Weinbaues durch Neuanlage
von Weinbergen und mit der immer größeren Theuerung
des Holzes überhaupt gleichen Schritt halten. Ich glau
be daher den vielen Weinbergbesitzern einen kleinen Dienst
zu erweisen, wenn ich sie auf ein Mittel aufmerksam
mache, welches ermöglicht, die Weinbergpfähle länger be-
nützen zu können, was bei uns um so wichtiger ist, da
die Pfähle in der Rege! auch über Winter im Boden
stecken bleiben, wodurch sie natürlich weit eher von Feuch
tigkeit unv Fäulniß zu leiden haben, als dies der Fall
wäre, wenn sie im Herbste nach der Weinlese ausgeho
ben würden.
Dieses Mittel besteht darin: In einem Quantum von
16—18 Viertel Quellwasser werden 5—6 Pfd. Eisen
oder Kupfervitriol aufgelöst, oder in etwa 4 Viertel
Wasser 1^ Pfd. Eisenvitriol, und in diese Flüssigkeit
werden die Pfähle, wenn immer möglich in grü
nem Zustande, 12 bis 14 Tage lang 1 bis I^Fuß
tief eingestellt, wodurch bewirkt wird, daß sie der Fäulniß
länger widerstehen. Wenn runde Psäble mit Rinde zur
Verwendung kommen, sollte die Rinde wenigstens theil
weise entfernt sein (die Pfähle sollten streifig geschält
werden), ehe man sie in's Wasser bringt.
Ein Ankohlen der Pfähle durch Brennen am untern
Ende macht sie ebenfalls haltbarer.
Die Anwendung des genannten Mittels verursacht
nur geringe Kosten; denn Eisenvitriol ist nicht theuer;
ein Pfund kostet 6, höchstens 8 Neukreuzer.
Oberlehrer Hing er.
Anzeige.
Färber Joh. Link in Triefen
empfiehlt sich zum Färben von Seiden-, Wollen- unv
Halbwollen-Stoffen, von Kleidern für Bauersleute; zum
Auffärben abgetragener Stoffe und Kleider. Billige
Preise und dauerhafte Farben werden zugesichert.
Curs.
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 27. Februar . . . . fl. 117.25 Banknoten.
Mittwoch, den 2. März . . . . fl. 118.25 »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler.
Die nächste Nr. erscheint Samstag den 19. März.
Hiezu eine Beilage.
Wittwe in Feldkirch